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Wirtschaft: Das Kirch-Imperium geht in die Verwertung

Berlin (fo/tmh). Am ersten August werden die Gläubiger der Kirch Media über Kaufgebote für das Kerngeschäft der zusammengebrochenen Mediengruppe entscheiden.

Berlin (fo/tmh). Am ersten August werden die Gläubiger der Kirch Media über Kaufgebote für das Kerngeschäft der zusammengebrochenen Mediengruppe entscheiden. Diesen Termin teilte das Unternehmen am Montag mit. Zuvor hatte das Amtsgericht München bestätigt, dass das am 8. April beantragte Insolvenzverfahren eröffnet wird.

Das Gericht hat die so genannte Eigenverwaltung angeordnet. Dieses Verfahren ist in Deutschland bislang kaum angewendet worden. Nach dem neuen Insolvenzrecht muss das Management eines Unternehmens bei einer Pleite nicht mehr zwingend ausgetauscht werden, sondern es kann die Geschäfte weiter führen – allerdings unter Kontrolle eines Sachwalters. Dieser Aufgabe nimmt bei Kirch Media der Insolvenzexperte Michael Jaffe wahr. Die siebenköpfige Geschäftsführung wird von dem Rechtsanwalt Wolfgang von Betteray und dem Berater Hans-Joachim Ziems geleitet. Beide hatten ihren Job im April angetreten.

Eine der ersten Aufgaben des Managements wird es sein, eine Liste aller Gläubiger (Banken, Lieferanten, Kunden) zu erstellen und sich damit einen genauen Überblick über die Vermögenslage zu verschaffen. Diese Übersicht muss am 1. August ebenso vorliegen wie eine Analyse der Ursachen des Zusammenbruchs sowie ein Verwertungskonzept. Von Betteray sucht Käufer für Kirch Media, um aus den Erlösen die Ansprüche der Gläubiger zu befriedigen. Das Gericht will dann am 24. Oktober festlegen, wie viel die Gläubiger aus der Insolvenzmasse bekommen. Bei der Kirch Media, so heißt es, werde es wohl zu keinen größeren Ausfällen kommen. Die Verpflichtungen der gesamten Kirch-Gruppe belaufen sich auf mindestens sechs Milliarden Euro.

Mit der Commerzbank und der WAZ-Gruppe hat sich bereits ein erstes Bieterkonsortium gemeldet. Auch der Hamburger Bauer-Verlag hatte grundsätzlich Interesse angemeldet. Der Axel Springer Verlag ist ebenfalls wieder als Investor im Gespräch. In Branchenkreisen hieß es am Montag, Springer prüfe derzeit, ob sich ein Engagement lohne. Entscheidungen seien noch nicht gefallen. Der Verlag interessiere sich grundsätzlich sowohl an einem TV-Engagement als auch am Film- und Sportrechtehandel. Springer und Heinrich Bauer seien für weitere Partner offen.

Springer ist bereits mit 11,5 Prozent an Pro Sieben SAT 1 beteiligt, wollte dieses Paket aber ursprünglich an die Kirch-Gruppe zurückverkaufen. Als Konzernchef Matthias Döpfner eine entsprechende Option zog und von Kirch 767 Millionen Euro für das Paket verlangte, beschleunigte sich der Niedergang des einstigen Kirch-Imperiums. Alle Interessenten müssen in den kommenden sechs Wochen ihre Angebote abgeben. Über einen Verkauf entscheidet die Gläubigerversammlung.

Kirch Media mit 5500 Beschäftigten ist Kern der Münchener Mediengruppe. Hier sind die Film- und Übertragungsrechte gebündelt, aber auch Produktionsfirmen angesiedelt. Kirch Media kontrolliert zudem gut 52 Prozent an der börsennotierten Senderfamilie Pro Sieben Sat 1. Offen ist nach wie vor, wie es mit der hoch defizitären Pay-TV-Tochter Premiere weitergehen wird.

Die Geschäftsführung der Kirch Media erklärte nach der Eröffnung des Insolvenzverfahrens: „Das Ziel der Eigenverwaltung ist der Erhalt des Geschäftsbetriebs der Kirch Media und der ihr nachgeordneten Gesellschaften, die kontrollierte Fortführung und der dauerhafte Erhalt der wesentlichen Unternehmensteile durch geeignete Umstrukturierungsmaßnahmen.“

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