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Baustelle Aufschwung. Die Zeichen für die deutsche Wirtschaft verschlechtern sich.

© dpa

Das Konjunkturklima wird rauer: "Die Zahlen sind grottenschlecht"

Einen kräftigen Aufschwung hatten die Ökonomen für 2014 versprochen – daraus wird jetzt wohl nichts. Einige Forscher rechnen sogar mit dem Schlimmsten.

Endlich wieder ein Jahr mit kräftigem Wachstum statt mit Zuwächsen in nur homöopathischen Dosen – das hatten die Wirtschaftsforscher noch Anfang 2014 versprochen. Doch angesichts der vielen schlechten Nachrichten aus aller Welt wird immer deutlicher, dass sich eine solche Vorhersage kaum halten lässt. „Es läuft nicht mehr so rund“, sagte Ralph Solveen, Ökonom bei der Commerzbank.

Dabei ist der Außenhandel im ersten Halbjahr noch einigermaßen robust gelaufen: Die Exporte legten zwischen Januar und Ende Juni um 2,6 Prozent zu, verglichen mit dem ersten Halbjahr 2013. Auch beim Import gab es ein Plus, unter dem Strich lag der Außenhandelsüberschuss bei gut 99 Milliarden Euro.

Der Juni, in dem sich die Krise verschärft hatte, verlief sogar noch positiv. „Trotzdem blicken wir mit Sorge auf die Eskalation im Handelsstreit mit Russland“, erklärte der Präsident des Außenhandelsverbands BGA, Anton Börner. „Auch überschatten die Auseinandersetzungen im Nahen- und Mittleren Osten die weltwirtschaftliche Entwicklung und belasten den deutschen Außenhandel.“

Allein wegen des Handels mit Russland müsste sich die deutsche Wirtschaft zwar nicht sorgen, Moskau steht für nicht einmal drei Prozent des deutschen Exports. Stärker ins Gewicht fällt die allgemeine schlechte Stimmung: Die Angst vor Krieg in der Ukraine, in Israel, im Irak und in Syrien lässt die Kunden der Industrie zurückhaltender werden. Wer die Zukunft fürchtet, hält die Millionen für neue Maschinen zusammen.

Im Juni legte die Produktion denn auch lediglich um 0,3 Prozent gegenüber dem Vormonat zu, zuvor hatte es sogar ein Minus gegeben. Die Aufträge gingen sogar um 3,2 Prozent zurück, das war das stärkste Minus seit fast drei Jahren. „Die Zahlen sind grottenschlecht“, sagte Gertrud Traud, Chefvolkswirtin der Landesbank Hessen-Thüringen. „Das zweite Quartal wird unerfreulich ausfallen, ein Rückgang der Wirtschaftsleistung ist nicht mehr auszuschließen.“ Die Commerzbank rechnet mit einem Minus von 0,2 Prozent im Vergleich zum Vorquartal. Eine rote Zahl hatte es zuletzt Ende 2012 gegeben. Details wird das Statistische Bundesamt am kommenden Donnerstag verraten.

Entsprechend schlecht sieht es aus mit einem Wachstum von um die zwei Prozent im gesamten Jahr. Dabei waren noch vor ein paar Monaten die Voraussetzungen dafür bestens: Die Zahl der Beschäftigten hierzulande stieg und stieg, sie gaben ihr Geld munter aus, und bei den Investitionen ist seit Jahren der Nachholbedarf groß. Als der jüngste milde Winter auch noch der Bauwirtschaft beste Bedingungen bot, hoben viele Konjunkturforscher ihre Prognosen für 2014 an. Die Deutsche Bank war dabei und korrigierte sich noch im Juni von 1,5 auf 1,8 Prozent – nur um jetzt wieder zur alten Schätzung zurückzukehren. „Hätten wir doch still gehalten“, jammerte ihr Experte Stefan Schneider.

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