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Wirtschaft: Das Kreuzfahrtschiff der Lüfte

Der A380 protzt mit viel Raum und Bequemlichkeit – wer zwischen den Tragflächen sitzt, hat Pech

Toulouse - So ähnlich muss die Atmosphäre auch beim Erstflug vor knapp zwei Jahren gewesen sein. Pionierstimmung herrschte am Mittwoch in Toulouse unter den 200 Teilnehmern, als der neue Mega- Jumbo A380 zum ersten Mal mit externen Passagieren startete. Bis zur amtlichen Musterzulassung im Dezember war nur Personal auf den Testflügen erlaubt.

Den geladenen Gästen bot sich ein Vorgeschmack auf den neuen Flugkomfort, den zahlende Reisende erst am Oktober genießen können – wenn Singapure Airlines als erste Luftverkehrsgesellschaft der Welt den Superjet in den Liniendienst nimmt. Auf dem 6,5 Meter breiten Hauptdeck befindet sich gleich neben dem Eingang ein Empfangstresen wie auf einem Kreuzfahrtschiff. Hinter dem First-Class- Abteil mit luxuriösen Liegesitzen wartet eine gemütliche Bar. Eine breite Treppe im Bug führt zur Business-Class im Oberdeck. Im hinteren Kabinenteil befinden sich auf beiden Ebenen die ebenfalls ungewöhnlich bequemen Economy-Sitze. Die Airlines werden all das bei ihrer individuellen Ausstattung noch übertreffen. Die ist noch geheim, da jeder fürchtet, die Konkurrenz könnte abkupfern.

Bei insgesamt 519 Sitzen ist an diesem Tag noch nicht einmal jeder zweite Platz besetzt. Mit einem Startgewicht von nur 361 Tonnen ist der A380 so ein echtes Leichtgewicht. Bei voller Zuladung bringt er es auf 569 Tonnen. So reichen ganze 1500 Meter Rollstrecke, bis der Gigant bei rund 240 Stundenkilometern abhebt. Voll besetzt, verbraucht der Riese mit seinen extrem leisen Triebwerken als weltweit erster Jet weniger als drei Liter Kerosin pro Passagier auf 100 Kilometer.

„Der A380 ist unglaublich stabil und fliegt sich einfacher als andere Grossraumjets“, sagt der deutsche Testpilot Wolfgang Absmeier. Der frühere LTU-Flugkapitän sitzt zusammen mit seinem britischen Kollegen Peter Chandler im Cockpit. Dahinter kümmern sich Flugbegleiter von Air France und Lufthansa um die Passagiere, die es nach dem Start nicht auf ihren Plätzen hält. Schließlich können sie an diesem Tag jedes Detail inspizieren, auch jene Bereiche, die später normalen Fluggästen versperrt sind.

So bilden sich Schlangen vor dem Cockpit, andere Fluggäste steigen auf einer schmalen Leiter in die Tiefen des Gepäckraums im Unterdeck hinab. Hier befindet sich ein winziger Aufenthaltsraum mit zwölf Schlafkojen für Zusatzbesatzungen bei extremen Langstreckenflügen.

Wer einen Platz zwischen den riesigen Tragflächen erwischt, hat Pech. Bei einer Spannweite von fast 80 Metern und einer Flügelfläche von 846 Quadratmetern ist es schwer, noch ein Stückchen vom Boden zu sehen. Dank seines gewaltigen Gewichts liegt der Superjet dagegen auch bei Turbulenzen relativ ruhig in der Luft.

Die Maschine trägt die Seriennummer 007. Kein Zufall ist das Kennzeichen F-WWJB. Die letzten beiden Buchstaben stehen für James Bond, verrät ein Airbus- Mitarbeiter. Vielleicht geht 007 ja in einem seiner nächsten Streifen mit dem A380 auf Ganovenjagd. Du-

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