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Wirtschaft: Das Rennen ist noch nicht gelaufen (Kommentar)

Die Börsianer feiern: Der Crash-Monat Oktober ist ohne Blessuren überstanden, und die Kurse klettern weltweit so stürmisch wie lange nicht. Von einer "Jahresend-Rallye" wäre schon die Rede, wenn in diesem Jahr nicht noch zwei besonders lange Monate bis zum Jahreswechsel bevorstünden.

Die Börsianer feiern: Der Crash-Monat Oktober ist ohne Blessuren überstanden, und die Kurse klettern weltweit so stürmisch wie lange nicht. Von einer "Jahresend-Rallye" wäre schon die Rede, wenn in diesem Jahr nicht noch zwei besonders lange Monate bis zum Jahreswechsel bevorstünden. Denn die Datumsgrenze zum Jahr 2000 spielt im Kalkül der Anleger eine außergewöhnliche Rolle. Die großen Fonds und Banken wollen mit Blick auf die befürchteten Computerprobleme ihre Bücher früher als sonst schließen, um dann in Ruhe abwarten zu können, ob die Rechner tatsächlich abstürzen. Der traditionell eher müde Börsenmonat November wird deshalb noch einmal viel Bewegung auf das Parkett bringen. Und es wird viel Geld im Spiel sein, wenn die finanzstarken Investoren ihre Bilanzen aufpolieren, denn die Kapitalsammler haben sich in den vergangenen Wochen auffällig zurückgehalten. Für Privatanleger heißt das: Das Rennen ist noch nicht gelaufen. Wer sich am Freitag auf der Siegerstraße wähnte, kann bis Weihnachten noch ausgebremst werden.

Spannend machen es aber nicht nur die großen Investoren. Vor allem die Zentralbanken in den USA und Euroland könnten für eine Überraschung sorgen, wenn sie die Erwartungen der Börse enttäuschen. Alan Greenspans Warnung vor zu großer Euphorie an den Börsen wurde am Freitag trotzig ignoriert. Die Börsianer wollten diesmal nur Optimistisches über die niedrige Inflation und das robuste US-Wachstum hören. Die Zinsen wird Greenspan ohnehin erhöhen, glauben viele Händler. Und in den Kursen und den Kapitalmarktzinsen sind die höheren Sätze tatsächlich längst enthalten. Gleiches gilt für Euroland, wo eine Zinserhöhung inzwischen als ausgemachte Sache gilt. Doch was passiert, wenn Greenspan und Duisenberg zögern? Zumindest in Euroland wäre der Zinsschritt damit ins kommende Jahr verschoben. Auf die Börse kämen weitere Wochen der Unsicherheit zu. Computercrash, Torschlusspanik und Zinsangst - die letzten Wochen des Jahrtausends könnten an der Börse durchaus turbulent werden.

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