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Das Risiko sehen: Finanzberatung im Internet

Die Universität Mannheim hat in Kooperation mit den Verbraucherzentralen ein Online-Programm entwickelt, mit dem Anleger ihre persönliche Risikopräferenz ausloten können.

Berlin - Die Finanzkrise hat viele Anleger unsicher gemacht, wie sie ihr Geld anlegen sollen. Hilfe bietet nun der Bundesverband der Verbraucherzentrale (VZBV) an: mit einer kostenlosen Anlageberatung im Internet. Die Universität Mannheim hat in Kooperation mit den Verbraucherzentralen ein Online-Programm entwickelt, mit dem Anleger ihre persönliche Risikopräferenz ausloten können. „Die Kernfrage ist: Welcher Risikotyp bin ich?“, sagte Martin Weber, Inhaber des Lehrstuhls für Bankbetriebslehre an der Uni Mannheim, am Donnerstag in Berlin. „Pauschalisierte Aussagen“ seien für private Kleinanleger selten hilfreich. Ein Bungee-Springer investiere sein Geld auch nicht automatisch in risikoreiche Finanzgeschäfte. „Dagegen soll es auch Beamte geben, die Derivate kaufen“, sagte Weber.

Der Anlagecheck startet mit der Frage, wie viel Geld wie lange angelegt werden soll. Es folgt eine Darstellung der Wahrscheinlichkeiten: Balkendiagramme stellen dar, wie groß die Wahrscheinlichkeit für welche Gewinne – und für welche Verluste – ist. Später kann man sich entscheiden, wie viel von dem investierten Geld in sichere und wie viel Geld in riskantere Anlagen fließen soll. Dabei verändern sich die Diagramme. So wird das Risiko anschaulich. „Wenn die Anleger das Risiko nicht erleben, nützt jegliche Aufklärung nichts“, sagt Weber. Am Ende des Tests erhalten die Teilnehmer ein Dokument mit ihren gemessenen Ergebnissen: eine Ober- und Untergrenze ihrer Rendite, ein erwartetes Endvermögen und eine Klassifizierung ihrer Risikobereitschaft. Weber hofft, dass das Programm „zu einem besseren Verständnis des Rendite-Risiko-Zusammenhangs führt und ein Bewusstsein über die Risikoeinstellung schafft“.

„Dem Anleger wird oft das Blaue vom Himmel versprochen, und Risiken werden verschwiegen“, kritisierte Gerd Billen, Vorstand der Verbraucherzentralen, die Praxis in vielen Banken. Gesetzliche Standards, mehr Aufsicht und eine bessere Risikoaufklärung in der Finanzberatung seien dringend nötig. Im Moment herrschten Zustände wie im Wilden Westen.

www.behavioral-finance.de/risiko

Patrick Weber

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