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Wirtschaft: Das schwarze Nordsee-Gold soll schneller sprudeln

HAMBURG .Unter den großen Fördergebieten gilt sie als Zwerg.

HAMBURG .Unter den großen Fördergebieten gilt sie als Zwerg.Für die Bundesrepublik ist die "Mittelplate" im schleswig-holsteinischen Wattenmeer vor der Dithmarscher Küste dagegen das größte Erdölfeld in der deutschen Nordsee.Vom nächsten Jahrtausend an soll das schwarze Gold noch schneller zu Tage sprudeln, die Jahresförderung verdoppelt werden.Wurde das Öl bisher nur vom Wasser aus über eine künstliche Bohrinsel gefördert, soll es vom Jahr 2000 an zusätzlich direkt von Land aus durch eine kilometerlange Bohrung aus der Tiefe des Meeresbodens gesaugt werden.Die neue Bohrung "Dieksand 2" steht schon: Von dem Küstenort Friedrichskoog wurde eine 7700 Meter lange Bohrung durch den Büsumer Salzstock in das Ölfeld niedergebracht."Bei dieser neuen Bohrung rechnen wir mit einer Förderproduktivität von rund 1000 Tonnen Öl pro Tag.Sie soll die Förderung der Insel Mittelplate ergänzen", erläutert RWE-DEA-Sprecher Harald Graeser.1997 holten die Betreiber, RWE-DEA Wintershall, 550 000 Tonnen über die Bohrinsel aus bis zu 3000 Meter Tiefe, 1998 sind knapp 800 000 Tonnen geplant.

Die Ölförderung ist in Deutschland wegen der geringen Fördermenge "eher teuer".Und dennoch zahlt sich der Bodenschatz für die Betreiber, die dort in den nächsten fünf Jahren 500 Mill.DM investieren wollen, aus: "Das Öl liegt direkt vor der Haustür.Mit den weiteren geplanten Bohrungen erscheint in vier Jahren ein Förderpotential bis zu zwei Mill.Jahrestonnen realistisch", meint Graeser.Unter dem Meeresboden der "Mittelplate" werden 100 Mill.Tonnen Erdöl vermutet.Die gewinnbaren Reserven liegen bei 30 Mill.Tonnen, davon wurde bisher ein Zehntel an Land gebracht.Die Landbohrung soll die Förderung noch effektiver und wetterunabhängiger machen.Bei jetziger Kapazität wären noch 30 bis 40 Jahre nötig, um die Reserven zu Tage zu bringen.Die Fördergenehmigung ist zunächst bis zum Jahr 2011 begrenzt, kann aber nach dem Bundesbergbaugesetz verlängert werden.Seit Inbetriebnahme der Bohrinsel 1985 wurden bisher noch keine Ölunfälle oder Verschmutzungen registriert.Alle Abfälle der Insel werden an Land entsorgt.Dennoch laufen Naturschützer gegen die Ausbeutung der Nordsee Sturm und fordern das Ende der Förderung.Die Bohrinsel "Mittelplate" liegt wie eine stählerne Badewanne im Wattenmeer - eineinhalb Bootsstunden vor Cuxhaven.Bei Ebbe sitzt der 95 mal 70 Meter große Koloß aus Stahl, Beton und Kabeln im Trockenen auf Sand.Erst mit der Flut wird die Bohrplattform wieder zur Insel.Da Pipelines im Wattenmeer nicht gestattet sind, wird das Öl per Schiff an Land transportiert.Somit ist die Ölförderung nicht nur durch die Transportkapazität begrenzt, sondern zudem stark wetterabhängig: Bei Sturm oder starkem Seegang fährt kein Schiff - die Förderung wird eingestellt.

Die Bohrinsel wird von nur 15 Mitarbeitern rund um die Uhr am Laufen gehalten.Die Arbeit - reine Männersache - empfinden viele als ideal: Gearbeitet wird 14 Tage am Stück, je zwölf Stunden täglich, danach gibt es zwei Wochen frei.Die Bezahlung wird als "sehr gut" bewertet."Man darf nur keinen Streß mit Kollegen bekommen.Auch Zuhause muß alles im grünen Bereich sein", meint Jens Burmeister, der seit acht Jahren auf der Bohrinsel schafft.Muskelkraft ist weniger gefragt, vielmehr Konzentration: Die Arbeiter müssen den Lauf der Maschinen an Schalt- und Computerbildern überwachen.

BEATE KRANZ (dpa)

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