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Wirtschaft: Das Vertrauen kehrt zurück

EZB-Chef Draghi glaubt an ein Comeback der Euro-Zone im laufenden Jahr. Der Leitzins bleibt niedrig.

Frankfurt am Main - Die Europäische Zentralbank (EZB) betrachtet die jüngste deutliche Verteuerung des Euro gegenüber den wichtigen Welt-Währungen durchaus positiv. „Die Aufwertung ist ein Zeichen dafür, dass das Vertrauen in die Euro-Zone zurückkehrt“, sagte Notenbank-Präsident Mario Draghi am Donnerstag nach der Sitzung des EZB-Rates. Auf die Forderung des französischen Präsidenten Francois Hollande, die EZB müsse sich für eine Abwertung des Euro stark machen, ging Draghi nicht direkt ein, wies sie aber indirekt und bestimmt zurück. Die EZB sei unabhängig.

Ähnlich wie Bundesbank-Präsident Jens Weidmann warnte Draghi indirekt vor einer Politisierung der Wechselkurse und vor einem Währungskrieg. Die Wechselkurse sollten die wirtschaftlichen Eckdaten widerspiegeln, sagte der EZB-Chef. Man werde aber genau darauf achten, welche Auswirkungen der Euro- Wechselkurs auf die Preisstabilität habe. Nachdem der Euro Anfang der Woche auf mehr als 1,37 Dollar gestiegen war und damit in den vergangenen sechs Monaten gegenüber der US-Währung um rund acht Prozent zugelegt hatte, rutschte er nach den Äußerungen Draghis auf gut 1,34 Dollar ab. Ein starker Euro verteuert Exporte und könnte damit das Geschäft europäischer Firmen außerhalb der Euro-Zone bremsen.

Aktuell sieht der Notenbank-Chef auch bei der Inflationsrate keinen Druck. Sie war zuletzt stärker zurückgegangen als selbst von der EZB erwartet. Sie werde im Laufe des Jahres unter die Marke von zwei Prozent sinken, sagte Draghi. Bei knapp unter zwei Prozent sieht die EZB die Preisstabilität gewahrt. Im Januar lag die Inflationsrate in der Euro-Zone bei 2,0 Prozent nach 2,2 Prozent im November. Wegen des sinkenden Inflationsdrucks und der nach Ansicht von Draghi im Laufe des Jahres allmählich anziehenden Konjunktur beließ der Rat den wichtigsten Leitzins, zu dem sich Banken bei der EZB Geld beschaffen, bei 0,75 Prozent. Die Geldpolitik unterstütze die Wirtschaftsentwicklung. Auch die vorzeitige Zurückzahlung von fast 141 Milliarden Euro aus dem vor einem Jahr an die Banken ausgereichten Drei-Jahres-Sonderkredit (LTRO) in Höhe von 490 Milliarden Euro ändere nichts an der stützenden Geldpolitik. Die Reformen in den Euro-Staaten und die allmähliche Konsolidierung der Staatsfinanzen tragen nach Ansicht des EZB-Präsidenten Früchte. „Auf diesen Fortschritten sollten die Regierungen aufbauen.“ Die Konsolidierung der Staatsfinanzen sollte ebenso weitergehen wie die Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit und die Reformen am Arbeitsmarkt, warnte Draghi aber auch vor Selbstzufriedenheit. Rolf Obertreis

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