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Wer sammelt Daten und wozu? Viele Dienste im Internet kosten den Nutzer kein Geld. Zahlen muss er dennoch - nicht nur mit seinem guten Namen.

© dpa

Daten als Währung: Senat will über Risiken in der digitalen Welt aufklären

An fünf Stationen zwischen Zoo und Ku'damm können die Berliner ihr Wissen über das Internet testen. Als ehemaliger Facebook-Gesellschafter kann selbst Senator Thomas Heilmann noch etwas lernen.

Thomas Heilmann kennt sich aus. Rund 2200 Freunde hat er auf seiner Facebook-Seite. Bis 2010 war er Gesellschafter des sozialen Netzwerks, das sein Geld hauptsächlich mit Daten der Nutzer verdient. Letzteres findet er auch als Berliner Senator für Justiz und Verbraucherschutz immer noch in Ordnung – solange der Nutzer Bescheid weiß und einverstanden ist. „Wie gläsern willst Du sein?“ heißt eine Aufklärungskampagne, die Heilmann am Montag gemeinsam mit Nicolas Zimmer, Chef der Technologiestiftung Berlin (TSB), vorstellte.

„Ein Leben ohne Internet ist für die meisten von uns unvorstellbar“, sagte Heilmann. „Aber wir müssen uns eben über die Folgen im Klaren sein: Man wird – wenn man nicht aufpasst – zum gläsernen Menschen.“ Mit einem interaktiven Parcours durch die City West will die Senatsverwaltung das Bewusstsein der Verbraucher schärfen. Bis zum 18. Dezember können sie an fünf Stationen rund um Zoo, Ku’damm und Tauentzienstraße Selfies machen und mithilfe ihres Smartphones Fragen zu ihrem Verhalten in sozialen Netzwerken, beim Online-Banking oder beim Einkauf im Netz beantworten.

Smarte Bürger für die Smart City

So entsteht ein individuelles Profil, das Nutzern verdeutlicht, wie sie sich im Internet bewegen und gegebenenfalls bewusster verhalten können. „Die Smart City braucht auch smarte Bürger“, sagte Heilmann. Für die Kampagne habe man sich deshalb „etwas sehr Innovatives“ einfallen lassen.

Begleitet wird das Projekt, das Verwaltung und TSB gemeinsam mit der Open Knowledge Foundation – einer Nichtregierungsorganisation – konzipiert haben, von einer Internetseite, die dauerhaft bestehen soll. Dort erfahren Nutzer unter anderem, wie Internetkonzerne ihre Daten nutzen, wie personenbezogene Werbung funktioniert, wie sich Risiken bei Bankgeschäften über das Smartphone senken lassen.

Kampagne soll 2015 fortgesetzt werden

Auch er selbst habe einiges gelernt, sagte Heilmann. „Ich wusste zum Beispiel nicht, dass manche Händler für ein und dasselbe Produkt einen höheren Preis aufrufen, wenn ich die Seite über ein Apple-Gerät ansteuere.“ Dahinter steckt die Annahme, dass Apple-Nutzer finanziell besser dastehen als Besitzer anderer Geräte.

Parcours und Website sollen Auftakt sein. Im kommenden Jahr will der Senat mit Aktionen in Schulen gehen und den Dialog mit Älteren suchen. Und was geschieht mit den Daten aus dem Parcours? „Die werden selbstverständlich sofort wieder gelöscht“, versichert Zimmer.

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