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Bluray

© AFP

Datenformat: Hollywood beflügelt DVD-Industrie

Warner-Filmstudio entscheidet sich für das Speicherformat Blu-Ray – Singulus, Sony und Co. jubeln. Mit einem Kurssprung um mehr als 20 Prozent hat die Aktie des schwäbischen Maschinenbauers Singulus am Montag auf eine Entscheidung im fernen Hollywood reagiert.

Berlin - Dort hat sich mit dem US-Filmstudio Warner am Wochenende ein weiterer Konzern entschlossen, künftig nur noch das DVD-Nachfolgeformat Blu-Ray zu unterstützen.

Singulus ist weltweit einer der wenigen Anbieter von Anlagen zur Produktion optischer Speichermedien. Die seit Jahren andauernde Ungewissheit, mit welchem Datenspeicherformat die Industrie in Zukunft Filme und Videos auf Silberscheiben konserviert, dürfte mit der Warner-Entscheidung bald vorüber sein. Denn der andere Standard für Videos in hoher Auflösung, HD-DVD, wird in Hollywood, dem größten Inhaltelieferanten der Welt, nur noch von zwei großen Studios unterstützt: Universal und Paramount. Warner, Sony, Disney und 20th Century Fox stehen künftig hinter Blu-Ray.

Nicht nur bei Singulus in Kahl am Main wird nun eine Auftragswelle erwartet. Mit seinem Votum macht Warner, das größte Studio in Hollywood, auch den japanischen Unterhaltungskonzern Sony glücklich. Denn der Erfinder der hoch auflösenden Blu-Ray fühlt sich damit als Sieger über die Konkurrenten Toshiba und Microsoft, die seit Jahren der HD-DVD zum Erfolg verhelfen wollen.

Sony-Chef Howard Stringer reibt sich bereits die Hände. Denn sein Konzern wird künftig über seine Patente bei der Blu-Ray-Technologie kräftig an den Silberscheiben mitverdienen. Stringer, früher selbst Chef der Hollywoodtochter von Sony, arbeitete seit langem am Durchbruch der Blu-Ray-Technologie, berichten Brancheninsider. Toshiba übt sich unterdessen in Galgenhumor. „Ich hatte schon mal bessere Tage“, scherzte Jodi Sally, Vizepräsidentin Marketing bei Toshiba, auf der Unterhaltungselektronikmesse CES in Las Vegas. Warner hat Toshibas HD-DVD-Format einen Todesstoß versetzt, wie viele meinen. Aber trotzig fügte die Toshiba-Managerin hinzu: „Wir sind schon mal für tot erklärt worden.“

Noch ist der Kampf um die Wohnzimmer nicht endgültig entschieden. Universal, die Filmtochter des Medienkonzerns NBC Universal, und Paramount, das auch die Filme des Animationsstudios Dreamworks vertreibt, halten Microsoft und Toshiba noch die Stange. Bislang ist das Geschäft mit den neuen, hoch auflösenden Super-Videoabspielern insgesamt äußerst bescheiden. Weniger als ein Prozent aller DVD-Rekorder in den USA sind Blu-Ray oder HD-DVD. Bislang waren die Verbraucher stark verunsichert.

Darunter hatten auch Hersteller und Zulieferer wie Singulus zu leiden. Die Aktie der Schwaben sackte dramatisch ab, Umsatzprognosen mussten mehrfach revidiert werden. „Wir haben in den letzten zwei Jahren unter diesem Streit gelitten“, sagte ein Singulus-Sprecher am Montag. „2008 wird es nun einen ersten Schub geben, in den Folgejahren wird das noch einmal deutlich wachsen.“ Wie stark die Nachfrage steigen werde, sei noch nicht abzuschätzen. Singulus stellt Maschinen für die Rohlinge beider Formate her. Die Blu-Ray-Maschinen sind aber teurer und bieten höhere Margen. mit HB

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