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WhatsApp ist Marktführer bei den Messengerdiensten.

© Imago/Kraehn

Datensicherheit: WhatsApp führt Verschlüsselung ein

Der Kommunikationsdienst will mehr Datensicherheit für seine Nutzer. Die Behörden befürchten Schwierigkeiten für die Terrorbekämpfung.

Der weit verbreitete Kommunikationsdienst WhatsApp erhöht den Datenschutz für seine Nutzer: Für alle verschickten Nachrichten gelte nun die sogenannte Ende-zu-Ende-Verschlüsselung, teilte das Unternehmen am Dienstag mit. Damit können nur noch Absender und Empfänger auf die Inhalte zugreifen. Kritik an dem Schritt dürfte von Behörden kommen, die Schwierigkeiten etwa bei der Terrorbekämpfung befürchten.

Konkurrenten des zu Facebook gehörenden WhatsApp-Dienstes wie Hoccer aus Deutschland und Threema aus der Schweiz bieten schon länger Ende-zu-Ende-Verschlüsselung an. Beide Anbieter hatten im vergangenen Jahr auch gute Noten von der Stiftung Warentest erhalten, während WhatsApp wegen Datenschutzmängeln schlecht abschnitt. Allerdings spielt WhatsApp mit rund einer Milliarde Nutzer weltweit in einer anderen Liga, was die Verbreitung angeht.

Nun zieht das Unternehmen nach und rüstet seine Applikation so um, dass Textnachrichten, Fotos und andere Inhalte ebenso wie Anrufe auf dem Gerät des Absenders verschlüsselt und erst beim Empfänger oder einer Gruppe von Empfängern wieder entschlüsselt werden. "Heute sind wir stolz, bekanntzugeben, dass wir eine technische Entwicklung, die WhatsApp zum Marktführer im Schutz deiner privaten Kommunikation macht, abgeschlossen haben", erklärte das Unternehmen in seinem Blog.

Schlechte Erfahrungen in der Sowjetunion

"Niemand kann in diese Nachrichten schauen. Keine Hacker. Keine unterdrückenden Regimes. Nicht einmal wir", teilte WhatsApp mit. Die Kommunikation werde nun so privat "wie eine Unterhaltung von Angesicht zu Angesicht". Die Ende-zu-Ende-Verschlüsselung funktioniere in der neuesten WhatsApp-Version automatisch und könne nicht abgeschaltet werden.

WhatsApp-Mitgründer Jan Koum führte auch persönliche Gründe dafür an, dass der Schutz privater Kommunikation für ihn "einer der wichtigsten Punkte" sei. "Ich bin während der Herrschaft der Kommunisten in der Sowjetunion aufgewachsen und die Tatsache, dass Menschen nicht frei sprechen konnten, ist einer der Gründe, warum meine Familie nach Amerika ausgewandert ist."

Allerdings droht der Firma nun gerade mit den US-Behörden Ärger. Zuletzt hatte sich die US-Bundespolizei wochenlang mit dem Technologiekonzern Apple gestritten, weil sie die Entschlüsselung eines iPhones durchsetzen wollte, das von einem Attentäter benutzt worden war. Einer entsprechenden gerichtlichen Anordnung widersetzte sich Apple. Letztlich knackte das FBI das Smartphone selbst.

Medienberichten zufolge ist WhatsApp in den USA bereits in einen ähnlichen Rechtsstreit mit Behörden verwickelt. Der Messenger-Dienst soll außerdem ebenso wie das Konkurrenzprodukt Telegram von den Attentätern benutzt worden sein, die im November in Paris 130 Menschen töteten.

Amnesty begrüßt Vorgehen

In den USA wird bereits über eine Gesetzesinitiative diskutiert, die Technologieunternehmen verpflichten könnte, "Schlüssel" zu den Nutzerdaten in ihren Diensten vorzuhalten und im Falle von Ermittlungen herauszugeben. Ähnliche Debatten gibt es auch in Frankreich und Großbritannien. Kritiker fürchten, dass solche Regelungen Hackern und autoritären Regierungen den Zugriff auf die Daten erleichtern würden.

Amnesty International begrüßte das Vorgehen von WhatsApp. Es handele sich um "einen großen Sieg für die Menschenrechte" und einen "kräftigen Schub für die Fähigkeit der Menschen, sich auszudrücken und ohne Angst zu kommunizieren", erklärte Tanya O'Connell von Amnesty. (AFP)

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