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Wirtschaft: DAX: Der Deutsche Aktienindex kommt nicht von der Stelle

Aus dem Wonnemonat ist nichts geworden. Deutschlands Premium-Index hat seinen seit 22.

Aus dem Wonnemonat ist nichts geworden. Deutschlands Premium-Index hat seinen seit 22. März bestehenden Aufwärtstrend im Mai nicht fortsetzen können. Zum Monatsende rückte zeitweise sogar die 6000-Punkte-Marke wieder in bedrohliche Nähe. Händler sprachen von einer jenseits des Atlantiks ausgelösten Welle von Gewinnmitnahmen, die den Dow Jones erneut unter die 11 000 Punkte und die Nasdaq unter den langfristigen Aufwärtstrend bei 2200 Punkten schwemmten. Geschockt hat die US-Anleger offenbar, dass das Verbrauchervertrauen wieder auf dem Wege der Besserung, die Notenbank somit möglicherweise um ein Zinssenkungs-Argument ärmer geworden ist. Allerdings nützten auch viele Anleger die gedrückten Kurse zum (Wieder-)Einstieg, so dass der Dax den Monat unter dem Strich kaum verändert beschließt. Seit dem Tief im März bleibt sogar ein Plus von mehr als zwölf Prozent.

Dass eine Zinssenkung auch völlig wirkungslos im Markt verpuffen kann, bewiesen die Zentralbanker aus Europa, die die Sätze zu Monatsbeginn um 25 Basispunkte lockerten. Selbst die Finanztitel im Dax, die üblicherweise von sinkenden Zinsen profitieren, konnten kaum Anleger aus ihrer Deckung locken. Im Gegenteil: Die Dresdner Bank bleibt offenbar auf einen Seitwärtsmarsch abonniert, Deutsche und Commerzbank gaben mäßig ab, die Hypo gehört wegen eines schwachen Quartalsergebnisses sogar zu den größten Verlierern.

Angesichts des neuerlichen Blitz- und Hagelschlags von der Technologie-Front ist es wenig verwunderlich, dass der größte Verlustbringer auch aus der New Economy stammt: Infineon büßte mehr als 17 Prozent ein, sackte unter die 40 Euro ab. Zur Erinnerung: Vor einem knappen Jahr kostete das Papier 90 Euro. Die Halbleitertochter aus der Siemens-Familie verjagte mit einer versteckten Gewinnwarnung Scharen von Anlegern. Im dritten Quartal, so hieß es, werde Infineon vermutlich in die roten Zahlen rutschen. Das erste Vierteljahr hatte der Konzern noch mit einem Plus von 23 Millionen Euro abgeschlossen, im Vorjahr waren es sogar noch 100 Millionen mehr. Der Grund: Auf dem Markt für Speicherchips tobt ein Preiskampf, zudem sinken die Aufträge für Handychips, bei denen Infineon führend ist. Konzernmutter Siemens konnte sich dagegen relativ gut halten.

15 Prozent Minus für die Telekom

Nicht nachhaltig aus dem Tal der Tränen kommt die Telekom. Zwar hatte der Kurs bereits knapp die 30 Euro geschrammt, ist dann aber wieder auf ein neues Zweijahrestief bei 23,50 Euro abgetaucht. Unter dem Strich verlor die Aktie im Mai etwa 15 Prozent. Neben dem Dividendenabschlag nach der Hauptversammlung dürften dafür vor allem Ängste verantwortlich sein, US-Aktionäre könnten jene T-Aktien losschlagen, die sie bei der bevorstehenden Übernahme der US-Mobilfunkfirmen Voicestream und Powertel als Bezahlung erhalten. Vielleicht ist mancher gequälte Telekom-Anleger zu Schering gewechselt. Der Berliner Pharmakonzern führt die Liste der Dax-Gewinner im Mai mit großem Abstand an. Den Kurssprung von etwa acht Prozent über die 60-Euro-Marke verdankt Schering unter anderem wohl der Ankündigung, die Zahl der Standorte von 20 auf 14 zu straffen. Zudem erhielt der Pharmakonzern die Zulassung für den Vertrieb des biotechnologisch entwickelten Leukämie-Medikaments Campath, vorläufig allerdings nur in den Vereinigten Staaten.

Still und heimlich rollt auch BMW wieder auf sein All-Time-High bei 42 Euro zu, das immerhin gut drei Jahre zurückliegt. Anteilseigner des Münchener Autokonzerns beirrte dabei nur kurz, dass nach exzellenten Geschäftsergebnissen der erhoffte Ritterschlag durch Morgan Stanley ausblieb. BMW wird nicht in den von der US-Bank berechneten MSCI-Weltindex aufgenommen, an dem sich weltweit Anlegergelder von etwa 3,5 Billionen Dollar orientieren. Der Kurs von VW dagegen litt unter schwachen Verkaufszahlen und dem neuerlichen Bußgeldbescheid aus Brüssel über 31 Millionen Euro. Für Kursdynamik sorgte dagegen die Ankündigung, man prüfe den Börsengang der Marken Bentley, Lamborghini und Audi. DaimlerChrysler, die Anfang Mai mit über 57 Euro gestartet waren, tendierte in den letzten vier Handelswochen erneut leichter - und das, obwohl der Mercedes-Stern immer schöner funkelt: Im April verkauften die Stuttgarter zwölf Prozent mehr Karossen als ein Jahr zuvor. Mercedes bleibt damit Hauptantriebskraft des von Chrysler und der Nutzfahrzeugsparte gebremsten Gesamtkonzerns.

Veronika Czisi

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