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Wirtschaft: Dax-Firmen vernichten Milliarden

Durch den rasanten Kursverfall geht viel Kapital der Anleger verloren / Kein Ende der Talfahrt in Sicht

Berlin (msh). Die Aktionärsvereinigung DSW sieht kein Ende der Talfahrt an den Kapitalmärkten. „An den Börsen herrscht nur noch Angst“, sagte Ulrich Hocker, Geschäftsführer der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW), am Mittwoch in Berlin. Ein Aufschwung sei für das laufende Jahr nicht erkennbar, da es keine antreibenden Visionen für Unternehmen und Anleger gebe. Noch immer sorgten Terrorangst, der schwelende IrakKonflikt und der Vertrauensverlust infolge spektakulärer Firmenpleiten für schlechte Stimmung an den Börsen. Für die Anleger forderte Hocker mehr Rechte, um besser gegen betrügerische Manager vorgehen zu können (siehe Kasten).

Der anhaltende Kursverfall an den Aktienmärkten hat zu einer enormen Vernichtung von Anlegerkapital geführt. Nach Angaben der DSW haben die 30 größten deutschen Unternehmen in den vergangenen zwei Jahren Kapital im Wert von 575 Milliarden Euro verloren. Ende 2002 lag die Marktkapitalisierung dieser Firmen nur noch bei 315 Milliarden Euro. In der diesjährigen DSW-Liste der 50 größten Kapitalvernichter finden sich auch mehrere Dax-Werte. Angeführt wird die Liste von kleineren Firmen, weil der relative Wertverlust der Maßstab ist.

Die Commerzbank ist auf Platz 32 gelandet, gefolgt vom Finanzdienstleister MLP. Die Hypo-Vereinsbank belegt Rang 42. Die von der DSW errechnete Rangfolge ergibt sich aus dem durchschnittlichen Kursverlauf der vergangenen fünf Jahre. Angeführt wird die Liste der schlechtesten deutschen Standardwerte, die einmal pro Jahr veröffentlicht wird, von der Beteiligungsgesellschaft Gold-Zack. Wer sich die Papiere des Unternehmens Ende 2002 ins Depot geholt habe, musste mit einem Kursminus von 95 Prozent fast einen Totalverlust hinnehmen. Besonders auffällig ist laut DSW-Chef Hocker in diesem Jahr die schlechte Performance von Bank- und Versicherungsaktien. „Die Finanzbranche leidet unter der Krise der Kapitalmärkte besonders“, sagte Hocker.

Die letztmals für den Neuen Markt erstellte Liste wird von dem Medienunternehmen RTV angeführt. Unter den 50 größten Kapitalvernichtern am Neuen Markt finden sich auch Ex-Stars wie D. Logistics (Platz 14), Pixelpark (17.) oder die Deutsche Entertainment AG (21.). Positive Impulse erhofft sich die DSW von der Neuordnung der deutschen Börsenindices. Der neue Tec-Dax biete die Chance, „den Malus des Neuen Marktes vergessen zu machen und Fehlentwicklungen zu korrigieren“.

Den Anlegern riet Hocker, die Möglichkeiten der Steueränderungen zu nutzen. Nach den Plänen der Bundesregierung soll die einjährige Spekulationsfrist ersatzlos gestrichen und stattdessen eine Pauschalsteuer von 15 Prozent auf Veräußerungsgewinne eingeführt werden. Im Halbeinkünfteverfahren entspricht das real 7,5 Prozent. Das Gesetz könnte schon zum 21. Februar in Kraft treten. Anleger sollten daher Gewinne in ihrem Depot noch vor dem 21. Februar realisieren, Verluste aber erst danach. Das neue Recht biete dann die Möglichkeit, die Verluste steuerlich geltend zu machen und mit den Gewinnen zu verrechnen, sagte Hocker.

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