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Verdient nicht schlecht. Dieter Zetsche, Vorstandsvorsitzender des Automobilkonzerns Daimler.

© dpa

Dax-Konzerne: Gehälter der Vorstandschefs sinken - etwas

Die Gehälter der Vorstandschefs der Dax-Konzerne sind leicht gesunken. Und seit 2006 sind sie weniger gestiegen, als die Tariflöhne. Wer bremst die Einkommen der Konzernchefs? Und wer verdient besonders viel?

Die Brutto-Gehälter der Vorstandschefs der großen deutschen im Deutschen Aktienindex (Dax) gelisteten Konzerne sind 2015 im Durchschnitt um 0,7 Prozent auf knapp 5,9 Millionen Euro gesunken - mit einer Spanne von 1,12 Millionen Euro für Commerzbank-Chef Martin Blessing bis 14,37 Millionen Euro für Top-Verdiener Dieter Zetsche von Daimler. Er ist damit der einzige, der in Europa mit zur Spitze gehört, aber weit hinter dem Spitzenreiter in den USA rangiert: Walt Disney-Chef Robert Iger konnte dort im vergangenen Jahr umgerechnet 38 Millionen Dollar einstreichen. Weltweit war Iger dabei allerdings nicht top, wie Michael H. Kramarsch von der Unternehmensberatung hkp vorrechnet. Da steht Martin Sorrell, Chef der britischen, börsennotierten Werbeholding WPP mit umgerechnet 90 Millionen Euro. (Die Originalmitteilung von hkp lesen Sie hier).

Kramarsch zufolge haben sich die Gehälter der Dax-Vorstandsvorsitzenden in den letzten zehn Jahren keinesfalls explosionsartig entwickelt, wie andere Experten behaupten. „Gemessen an den Fakten hat es weder im Durchschnitt noch an der Spitze eine Gehaltsexplosion gegeben. Richtig ist, dass die Bezüge auf hohem Niveau weiter gestiegen sind“. Kramarsch zufolge liegen die Top-Gehälter heute um gut 15 Prozent höher als 2006 und sind damit im Schnitt pro Jahr um 1,6 Prozent gestiegen. Das sei durchaus moderat. Im gleichen Zeitraum seien die Tariflöhne um 27 Prozent oder 2,4 Prozent pro Jahr geklettert.

Der renommierte Vergütungs-Experte führt diese Entwicklung auf die Aufsichtsräte zurück: Sie agierten seit einigen Jahren deutlich verantwortungsbewusster als in der Vergangenheit. Außerdem sei der gemäßigte Anstieg auf die gesetzlichen Pflichten zur Offenlegung der Gehälter zurückzuführen, glaubt Kramarsch.

Interessante Details über Anshu Jain und andere

Der Analyse von hkp - in der die Angaben von VW fehlen, weil der Konzern erst Ende April über das Jahr 2015 berichtet und nur die Manager erfasst, die das gesamte Jahr im Amt waren - steht hinter Zetsche Fresenius-Chef Ulf Schneider mit 13,9 Millionen Euro auf Platz zwei vor Bernd Scheifele von HeidelbergCement mit 9,7 Millionen Euro. Am Ende rangieren vor Commerzbank-Chef Blessing der K+S-Vorstandsvorsitzende Norbert Steiner und Carsten Spohr von Lufthansa (je 2,6 Millionen). hkp addiert bei der Aufstellung die Beträge, die den Manager im Jahr 2015 tatsächlich zugeflossen sind und die festen Pensionszusagen. Nicht eingerechnet werden langfristige Boni, die erst später ausgezahlt werden.

Dabei nennt der Bericht interessante Details. So bezieht SAP-Chef Bill McDermott bei einem tatsächlich geflossenen Gehalt von gut 5,8 Millionen Euro allein Nebenleistungen von 1,26 Millionen Euro wegen des doppelten Dienstsitzes in Deutschland und den USA und den damit verbundenen zahlreichen Flügen. Und obwohl Allianz-Chef Michael Diekmann Anfang Mai ausgeschieden ist, gehört er mit knapp zehn Millionen Euro zu den Top-Verdienern 2015. Anshu Jain, der Mitte des Jahres seinen Job als Co-Vorstandsvorsitzender der Deutschen Bank aufgeben musste, erhielt exakt 2.216.667 Euro als Abfindung sowie „gesetzliche Gebühren“ von 382.008,42 Euro für die rechtliche Beratung bei der Aufhebungsvereinbarung. Interessant ist auch der Blick auf die zugesagten Beträge für die Altersvorsorge: Merck-Chef Karl-Ludwig Kley kommt auf 1,6, Siemens-Chef Joe Kaeser sogar auf 1,7 Millionen Euro. Nach wie vor müssen die Top-Manager nicht mit einem einzigen Cent selbst für ihre Altersvorsorge aufkommen.

Nach Ansicht von Kramarsch orientieren sich die Gehälter mittlerweile an den Geschäftsergebnissen. „Nach dem Rekordjahr 2014 sind die durchschnittlichen Gewinne der Dax-Unternehmen gesunken und mit ihnen auch die Vergütung - da stimmt das Verhältnis von Erfolg und Vergütung“. Rekordverluste bei der Deutschen Bank führten richtigerweise zum Totalausfall der Boni, parallel Rekordgewinne wie bei Daimler zu entsprechenden Top-Vergütungen. Auch bei VW erwartet Kramarsch angesichts des Diesel-Skandals einen deutlichen Rückgang der Vorstandsgehälter wenn nicht sogar die Streichung der Boni. Ex-VW-Chef Martin Winterkorn war 2014 mit 15,9 Millionen Euro mit Abstand der Top-Verdiener im Dax.

Die Dax-Chefs haben im Schnitt bei den Gehältern in Europa zwar aufgeholt, liegen aber immer noch rund 2,3 Millionen hinter ihren Konkurrenten auf dem alten Kontinent. An die US-Top-Manager (Kramarsch: „Da wird immer noch vergütet wie auf einem anderen Stern“) kommen sie aber nicht im Ansatz heran. Der Durchschnitt lag dort 2015 bei umgerechnet 15,8 Millionen Euro. „Der Abstand macht mir aber keine Sorgen. Eine Vorstands-Flüchtlingswelle in die USA wird es nicht geben“, sagt Kramarsch.

Einen Tagesspiegel-Beitrag darüber, wie sich Anleger gegen Crashs an der Börse schützen und gleichzeitig Aktien halten können, lesen Sie hier.

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