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Wirtschaft: Dax scheitert wieder an 5000 Punkten

Börsianer bleiben optimistisch – trotz der Ölpreisexplosion

Berlin - Am Aktienmarkt steigt die Spannung: Nachdem der Dax seit Tagen vergeblich Anlauf genommen hat, um die 5000-Punkte-Marke zu überspringen, rätseln Experten, ob den deutschen Standardwerten nach dem Ende der Berichtssaison jetzt die Luft ausgeht. Auch am Freitag notierte der Aktienindex bis Börsenschluss knapp unterhalb von 5000 Punkten bei einem Zählerstand von 4937,33. Das waren gut 0,3 Prozent weniger als am Vortag. Gleichwohl bleiben viele Börsianer optimistisch. In der kommenden Woche werde der Dax die psychologische Hürde von 5000 Zählern nehmen, glaubt man. Zuletzt stand der Dax im Mai 2002 auf diesem Niveau.

Ignoriert wird momentan von den Anlegern offenbar der rasant steigende Ölpreis. Diese „an sich zur Vorsicht mahnende Entwicklung“ werde am Markt verdrängt, schreibt die Commerzbank in ihrer Wochenanalyse. Die Investoren schauten vielmehr auf die vielen guten Quartalsberichte deutscher Dax-Konzerne. Von den 30 im Deutschen Aktienindex notierten Unternehmen konnten in der am Freitag beendeten Berichtssaison 19 die Ertragsprognosen von Analysten und Marktteilnehmern übertreffen.

Aber auch die weltwirtschaftlichen Rahmenbedingungen werden zurzeit an der Börse stärker gewichtet. „Die anhaltend robusten Konjunkturdaten aus den USA haben bei den Investoren den Eindruck verstärkt, dass die Volkswirtschaften der Industrieländer wesentlich besser mit einem Ölpreisanstieg zurechtkommen als noch in den 70er und 80er Jahren“, glaubt Finanzmarktexperte Ulf Krauss von Helaba Trust. Die Gefahr einer rohstoffpreisbedingten Stagflation – also steigende Inflation bei gleichzeitig deutlicher Wachstumsabschwächung – werde sehr gering eingeschätzt.

Dennoch: Der Anstieg der Ölpreise nimmt bedrohliche Ausmaße an. Der Rohöl-Preis, der den größten Einfluss auf die Benzinpreise hat, stieg am Freitag auf mehr als 66 Dollar für ein Barrel (159 Liter) der Nordsee-Sorte Brent. Damit stiegen die Ölpreise allein innerhalb einer Woche um rund sechs Prozent. Die New Yorker Sorte WTI erreichte sogar mehr als 67 Dollar – den höchsten Stand seit Beginn der Notierungen vor 22 Jahren. Zu spüren bekommen dies die Verbraucher: Nach der dritten Preisrunde innerhalb einer Woche sind die Benzinpreise auf neue Rekordhöhen gestiegen. Für einen Liter Superbenzin mussten die Autofahrer am Freitag im Durchschnitt an Markentankstellen rund 1,31 Euro bezahlen, teilten Sprecher der Mineralölwirtschaft mit. Ein Liter Diesel kostet ungefähr 1,13 Euro, ebenfalls ein neuer Rekordwert.

Ob diese Entwicklung weiter an den Börsen vorbeigeht, ist zweifelhaft. Mit dem Ende der Berichtssaison fehlen Nachrichten. Die Aufmerksamkeit der Händler richtet sich auf andere Faktoren. So glaubt die DZ Bank, dass der an den US-Börsen im Sommer übliche Kursaufschwung allmählich zu Ende geht. „Wir rechnen mit einer Korrektur, zumal sich das Zinsumfeld verschlechtert hat und die fundamentale Bewertung amerikanischer Aktien im internationalen Vergleich hoch ist“, schreiben die Experten. Die US-Notenbank hatte am Dienstag den Leitzins erhöht. Dies könnte Rückwirkungen auf den Dax haben, der stark von den US-Vorgaben abhängt.

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