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Wirtschaft: Dax-Werte: Selbst gute Nachrichten schlagen sich nicht in der Kursen nieder

Von wegen Sommerrallye. Viel Freude machten die meisten der 30 Dax-Werte ihren Besitzern in den vergangenen vier Wochen nicht.

Von wegen Sommerrallye. Viel Freude machten die meisten der 30 Dax-Werte ihren Besitzern in den vergangenen vier Wochen nicht. Nach einem kurzen Aufbäumen Richtung 7500 Punkte zu Monatsbeginn setzte der Dax im Juni zum Sinkflug an - und erreichte fast wieder sein Mai-Tief von 6834 Punkten. Bis Freitag Mittag hatte er die psychologisch wichtige 7000-Punkte-Marke jedoch nicht einmal annähernd zurückerobert. Jeden Sommer das gleiche Bild also: Keiner steigt beherzt in den Markt ein. Und den deutschen Leitindex ließ natürlich auch nicht unberührt, dass US-Notenbankchef Alan Greenspan zuletzt nicht mehr an der Zinsschraube drehte und die Anleger damit zumindest bis zur nächsten Fed-Sitzung am 22. August weiter zittern lässt.

Dabei konnte eine Vielzahl von Dax-Unternehmen mit guten Nachrichten aufwarten. Siemens beispielsweise plant eine aggressive Investitionsoffensive in Asien im Bereich Mobilfunk/Mobiles Internet und erhielt einen Großauftrag aus China zum Ausbau eines Handy-Netzes. Dem Kurs nützte das ebenso wenig wie der BASF der Börsengang in New York und die optimistischen Prognosen für das laufende Geschäftsjahr. Der Ludwigshafener Chemieriese wird im Jahr 2000, so kündigte Vorstandschef Jürgen Strube an, den höchsten Umsatz und das beste Ergebnis seiner Firmengeschichte erreichen. Fazit: Die Anleger verkauften und drückten das Papier zeitweise wieder unter die 40 Euro.

Selbst die immer konkreteren Fusionsgerüchte zwischen Dresdner und Commerzbank sorgten nach dem "Desaster unter Gleichen", der gescheiterten Fusion zwischen Dresdner und Deutscher Bank, nur noch für müdes Gähnen. Auch DaimlerChrysler-Chef Jürgen Schrempp mühte sich vergeblich, mit positiven Firmenmeldungen dem stark rasierten Kurs endlich auf die Beine zu helfen. Nach dem Einstieg bei Mitsubishi beteiligt sich Daimler-Chrysler an der südkoreanischen Hyundai. Ein geschickter Schachzug, so urteilten Analysten, schließlich stagniere das Auto-Geschäft in den USA, während Asien der Zukunftsmarkt schlechthin sei. Ohne größere Auswirkungen auf den Kurs blieb auch die Ankündigung, bereits 2002 als weltweit erster Hersteller ein Brennstoffzellen-Auto auf den Markt zu bringen. Im Juni blieb der seit April 1999 bestehende steile Abwärtstrend der Aktie also intakt, das Papier schaffte es wieder nicht, die 60 Euro zurückzuerobern.

Während gute Nachrichten wenig bewirkten, sorgten mittelmäßige gleich für einen regelrechten Absturz. Zwar hat Karstadt-Quelle seinen Überschuss 1999 mehr als verdoppelt, doch hatten die Analysten schlicht mehr erwartet. Die Anleger wandten sich mit Grauen ab, das Papier verlor im Monatsverlauf in der Spitze 20 Prozent. Auch bei anderen Traditionswerten der Old Economy, etwa Linde, Thyssen-Krupp oder Degussa ist die Juni-Bilanz trist, die schon seit längerem stabile Abwärtsspirale drehte sich weiter.

Ein grauer Monat also - wäre da nicht der 19. Juni gewesen. An diesem Montag herrschte Hochbetrieb auf dem Parkett: Die beiden fusionierten Versorger Veba und Viag verschwanden, der Index bekam mit dem neuen Energie-Schwergewicht Eon und der Siemens-Halbleiter-Tochter Infineon eine neue Besetzung. Für Infineon bedeutete die Dax-Aufnahme Rückenwind und ein zeitweiliges Plus deutlich über die 90 Euro. Ein Teil der Großinvestoren und Fonds scheint da, um den Anteil der Siemens-Familie in den Portfolios nicht allzu übermächtig werden zu lassen, Epcos gegen Infineon getauscht zu haben - denn Epcos stürzte im Juni regelrecht in den Keller.

Die zunehmende Verwandlung des deutschen Standardwerte- in einen High-Tech-Index geht mit Infineon gleichwohl weiter: Technologiewerte sind im Dax inzwischen mit fast 40 Prozent gewichtet - ein Spiegel der wachsenden Bedeutung der New Economy.

Ebenfalls am 19. Juni brachte die Deutsche Telekom die dritte Tranche T-Aktien an den Markt, insgesamt 230 Millionen Anteile, das war einer der größten Börsengänge überhaupt. Mit Hilfe der Konsortialbanken, so hieß es gerüchteweise, wurde der Kurs den ganzen Monat über beziehungsweise zuletzt auf dem Emissions-Preis gehalten, den bevorrechtigte Kleinanleger für das Papier bezahlt hatten. Eine Milliarde Euro sollen die Banken für die Stützung des Kurses ausgegeben haben, der zum Monatsende dann doch deutlich unter den Ausgabepreis absackte. Und die Aussichten sind wenig rosig. Für Unruhe sorgte zuletzt eine Analyse aus dem Kreis der Konsortialbanken, wonach der Kurs der T-Aktie charttechnisch ein Abwärtspotential bis auf 40 Euro haben soll.

Veronika Csizi

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