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Wirtschaft: Debatten in Brüssel schaden dem Euro nicht

Experten: Auch höhere Leitzinsen helfen dem Dollar kaum – Europas Währung bleibt im Aufschwung

Berlin - Der Euro hat sich am Dienstag von den Verlusten etwas erholt, die er zuletzt wegen der Aufweichung des Stabilitätspakts hinnehmen musste. Auch die Aussichten auf eine Zinserhöhung in den USA belasteten die Gemeinschaftswährung nicht. Für die kommenden Monate rechnen Experten zwar wegen höherer US-Zinsen zunächst mit einer stabileren Entwicklung des US-Dollars. „Mittelfristig bleibt aber der Trend der Dollarabwertung erhalten“, sagte Karsten Junius, Währungsexperte der Dekabank, dem Tagesspiegel. Die neuen Defizitregeln für die Euro-Länder wirkten sich zunächst nicht aus, sagte Gebhard Flaig, Vorstandsmitglied des Ifo-Instituts. „Die Finanzmärkte warten zunächst ab, welche Folgen sie tatsächlich haben.“

Für die Finanzmärkte stand schon vor der Entscheidung fest, dass die US-Notenbank Fed die Leitzinsen – wegen wachsender Inflationssorgen – das siebte Mal in Folge anheben würde. Sie wurden nicht enttäuscht: Der Leitzins steigt um 0,25 Prozentpunkte auf 2,75 Prozent, wie die Fed am Abend bekannt gab. Durch die erneute Anhebung öffnet sich die Zinsspanne zwischen den USA und Europa. Denn für den Euroraum wird die Europäische Zentralbank die Leitzinsen voraussichtlich noch bis in die zweite Jahreshälfte bei zwei Prozent stabil halten.

„Die Zinsdifferenz dürfte den Dollar stützen“, sagte Währungsexperte Junius. In den nächsten Monaten könne man mit einer stärkeren US-Währung rechnen. Doch auf mittlere Sicht blieben die Probleme erhalten, die den Dollar im Vergleich belastet haben. Die USA müssten ihr wachsendes Leistungsbilanzdefizit durch Zuflüsse aus dem Ausland finanzieren – und dafür wiederum höhere Realzinsen zahlen. Ähnlich sieht das Ifo-Vorstand Flaig. Er verwies daneben aber auch auf die asiatischen Zentralbanken, die eine stärkere Diversifizierung ihrer Währungsreserven weg vom Dollar diskutierten.

Die Aufweichung des EU-Stabilitätspakts dürfte sich nach Einschätzung von Junius und Flaig zunächst nicht belastend auf den Euro-Kurs auswirken. Zwar habe der Markt die Entscheidung zunächst mit Kursabschlägen quittiert – doch könne dieser Trend nicht fortgeschrieben werden. Drei Faktoren identifizierte Junius für einen stärkeren Euro: Erstens sei die wachsende Staatsverschuldung ein Problem, das viele Länder haben. Zum Zweiten habe man an den Märkten weitgehend mit den Entscheidungen zum Stabilitätspakt gerechnet. „Doch nur Veränderungen wirken belastend, die zuvor unbekannt waren“, sagte Junius. Zum Dritten wird der Euro durch die weniger strengen Defizitregeln sogar indirekt gestützt. „Die Entscheidung wird sicher nicht dazu beitragen, die Gemüter bei der EZB zu beruhigen“, schätzte Junius. Der „aktuelle Politikmix“ mache eine Zinssenkung zur Belebung der Konjunktur, wie sie von Teilen der Politik regelmäßig gefordert wird, unmöglich.

Ifo-Vorstand Flaig sagte: „Ich befürchte zwar, dass durch die neuen Defizitregeln ein Damm gebrochen ist.“ Doch sollte es tatsächlich eine stärkere Verschuldung geben, dann werde sich das nur auf lange Frist negativ beim Euro-Kurs auswirken.

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