zum Hauptinhalt

Wirtschaft: Delphi droht US-Autogewerkschaft

Zulieferer will Löhne um 50 Prozent kürzen – ansonsten werde Konkurs angemeldet

New York/Berlin Der finanziell angeschlagene größte US-Autozulieferer Delphi aus Troy (Michigan) hat von der Automobilarbeitergewerkschaft United Auto Workers (UAW) erhebliche Konzessionen gefordert. Löhne und Nebenleistungen müssten um mindestens zwei Drittel gekürzt, das Programm der vollen Bezahlung pensionierter Arbeiter abgeschafft werden, hieß es in einem am Freitag veröffentlichten Brief eines Gewerkschaftsfunktionärs an Delphis UAW-Mitglieder.

Da die Gewerkschaft die Forderung kaum erfüllen kann, wird es immer wahrscheinlicher, dass Delphi in den nächsten Tagen den Gläubigerschutz nach Kapitel XI des amerikanischen Insolvenzrechts anmeldet – vor dem 17. Oktober. Denn da treten verschärfte Richtlinien des Konkursgesetzes in Kraft. Das „Wall Street Journal“ schließt aber eine Einigung mit der UAW und der ehemaligen Konzernmutter General Motors Corp (GM) in letzter Minute nicht aus.

Nach dem amerikanischen Insolvenzgesetz kann ein Unternehmen unter gerichtlicher Aufsicht günstigere Tarifverträge aushandeln und kostspielige Verträge auch mit Kunden wie General Motors auflösen. In dieser Zeit ist das Unternehmen vor dem Zugriff seiner Gläubiger sicher.

Das Gesetz erlaubt außerdem die Verlagerung von Pensionsverpflichtungen auf den Steuerzahler. Diese betragen bei Delphi 8,5 Milliarden Dollar, die nur mit 4,3 Milliarden Dollar gedeckt sind. Im letzten Jahr hatte Delphi einen Verlust von 4,8 Milliarden Dollar bei 28 Milliarden Dollar Umsatz verbucht. Der auch weltweit größte Autoausstatter erwartet 2005 ein Defizit in dreistelliger Millionenhöhe.

GM hatte Delphi 1999 ausgegliedert und an die Börse gebracht. Mit 50000 Mitarbeitern produziert Delphi Autoteile wie etwa Bremsen, Airbags und Armaturenbretter. Die deutschen Autohersteller, die zu den weltweiten Kunden zählen, reagierten am Freitag gelassen auf die Meldungen aus den USA. Ein BMW-Sprecher sagte, die Entwicklungen bei dem Zulieferer würden die Geschäftsbeziehungen „in keiner Weise“ beeinträchtigen. Der Porsche-Konzern wollte sich zu möglichen Geschäftspartnern nicht äußern.

Ein Konkursantrag bei Delphi hätte auch Folgen für GM. Der Autohersteller hatte im Rahmen der Ausgliederung Delphis die Übernahme der Kosten für die Altersversorgung vertraglich zugesichert. GM und Delphi verhandeln seit einiger Zeit über eine Lösung. Andererseits verschafft ein Konkurs dem weltweit führenden Autokonzern mehr Sicherheit, weil die Höhe seiner Verpflichtungen gegenüber Delphi endgültig festgelegt würde.

-

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false