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Wirtschaft: Delta und Air France bündeln Kräfte über dem Atlantik Flüge zwischen Europa und USA werden aufgewertet – auch Berlin könnte langfristig betroffen sein

Die beiden Fluggesellschaften Air France und Delta arbeiten künftig bei den Transatlantikstrecken eng zusammen. Es ist das erste derart weitgehende Bündnis seit der in diesem Jahr besiegelten Liberalisierung des Luftverkehrs zwischen der Europäischen Union und den USA („Open Skies“).

Die beiden Fluggesellschaften Air France und Delta arbeiten künftig bei den Transatlantikstrecken eng zusammen. Es ist das erste derart weitgehende Bündnis seit der in diesem Jahr besiegelten Liberalisierung des Luftverkehrs zwischen der Europäischen Union und den USA („Open Skies“). Auf längere Sicht könnte auch Berlin betroffen sein, wo Delta bereits eine tägliche Verbindung nach New York anbietet. Die beiden Unternehmen wollen damit zunächst in direkte Konkurrenz mit British Airways und Virgin Atlantic auf dem hart umkämpften britischen Markt gehen und erwarten von der neuen Zusammenarbeit einen Jahresumsatz von rund einer Milliarde Euro, der sich aber schnell steigern soll.

Air-France-Chef Jean-Cyril Spinetta sprach am Mittwoch in Paris von „einem Wendepunkt in unserer Partnerschaft mit Delta“, von der sowohl die Fluggäste als auch die beiden Airlines profitieren. Das Luftverkehrsabkommen erlaube einen größeren Zugang zu weltweiten Märkten, die einige der größten Wachstumspotenziale des Luftverkehrs darstellen.

Für die Passagiere bedeutet die Partnerschaft, die weit über das übliche „Code Sharing“ mit gemeinsamen Flugnummern hinausgeht, mehr Nonstop- Verbindungen zwischen europäischen und amerikanischen Flughäfen und ein größeres Platzangebot zu niedrigeren Preisen. Die beiden Fluggesellschaften sprachen von einem „Joint Venture“ – ein Gemeinschaftsunternehmen werde aber nicht gegründet, hieß es. Ein Komitee solle die neue Zusammenarbeit steuern.

In der ersten Phase, die ab dem Beginn des Sommerflugplans am 1. April 2008 gilt, werden die beiden Konzerne ihre Aktivitäten auf dem britischen Markt stärken. Wegen der Überfüllung des von Geschäftsreisenden bevorzugten Londoner Heathrow-Airports ist Delta dort bisher auf den Flughafen Gatwick angewiesen, und Air France konnte keine Interkontinentalflüge aus England anbieten. Jetzt geben die Franzosen vier ihrer zwölf täglichen Flugpaare zwischen Paris und Heathrow auf und machen so die entsprechenden Start- und Landerechte für neue Transatlantikdienste frei. Air France wird eine tägliche Verbindung von London nach Los Angeles anbieten, Delta zweimal täglich nach New York und einmal nach Atlanta fliegen.

Neu aufgenommen werden von Delta auch bisher nicht bediente Routen von Lyon nach New York sowie von Paris nach Salt Lake City. Damit werde erstmals auch das Delta-Drehkreuz für den westlichen Teil der Vereinigten Staaten eingebunden, sagte Air-France-Chef Spinetta. Neu ist auch eine Verbindung vom zweiten Pariser Flughafen Orly nach New York, mit der auf den dort tätigen Billigflieger L’avion reagiert wird. Insgesamt wird die Zahl der täglichen Transatlantik-Flugpaare der beiden Partner von elf auf 19 und die Zahl der angebotenen Sitze um 45 Prozent auf 4500 steigen.

Ab 2010 wird die Zusammenarbeit dann auf ganz Europa, Kanada, Mexiko und die Verbindung über Los Angeles nach Französisch Polynesien ausgedehnt. In welchem Umfang sich die Partner dann auch verstärkt als Konkurrenz zu Lufthansa und Air Berlin/LTU in Deutschland engagieren werden, ist noch offen. Delta bietet bereits heute USA-Flüge von fünf deutschen Städten an, darunter die tägliche Verbindung zwischen Berlin-Tegel und New York. Air France verbindet zehn deutsche Städte mit Frankreich und offeriert bisher nur Umsteige-Langstreckenverbindungen über Paris.

Die Partner erwarten mit der zweiten Phase ab 2010 einen Jahresumsatz von mehr als 5,6 Milliarden Euro. Richard Anderson, neuer Vorstandschef der im Frühjahr nach erfolgreicher Sanierung aus dem Gläubigerschutz entlassenen Delta, prognostizierte daraus denkbare Vorsteuergewinne in Höhe zwischen 125 und 200 Millionen Dollar. Das Abkommen sieht vor, dass die beiden Gesellschaften sowohl Kosten als auch Einnahmen nicht nur der gemeinsamen Transatlantikdienste teilen. In die Partnerschaft fließen bei Umsteigepassagieren auch die Umsätze aus den jeweiligen Anschlussflügen beiderseits des Atlantiks ein.

Die Zusammenarbeit von Air France und Delta verfügt bereits über die Genehmigung der US-Behörden nach den amerikanischen Antitrust-Gesetzen. Eine entsprechende Ausnahme wurde auch für eine Zusammenarbeit von Delta und der Air France/KLM-Gruppe sowie Northwest Airlines, Alitalia und der tschechischen CSA beantragt. Bei einer entsprechenden Genehmigung ist geplant, KLM und Northwest, die bereits seit längerer Zeit kooperieren, in die Partnerschaft einzubringen. Die Vereinbarung zwischen Air France und Delta läuft zunächst bis 2016 und kann dann jeweils in Drei-Jahres-Abschnitten verlängert werden.

Rainer W. During[Paris]

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