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Wirtschaft: Den Blick jetzt stärker auf die Risiken lenken

Angesichts des Dax-Höhenflugs seit Jahresanfang wächst bei Anlegern das Unbehagen.Wann kommt die Korrektur?

Angesichts des Dax-Höhenflugs seit Jahresanfang wächst bei Anlegern das Unbehagen.Wann kommt die Korrektur? Henrik Mortsiefer sprach mit Reinhard Hellmuth, Leiter des Vermögensmanagements der H.C.M.Hypo Capital Management AG, über Möglichkeiten für Anleger, sich im Falle eines Kursschwenks abzusichern. TAGESSPIEGEL: Herr Hellmuth, wird die Börse in diesem Tempo weiterlaufen? HELLMUTH: Seriöse Prognosen über den weiteren Kursverlauf sind äußerst schwierig.Aber die Börse wird nicht in diesem Tempo weitermachen, die Wahrscheinlichkeit einer Korrektur ist deutlich gestiegen. TAGESSPIEGEL: Welche Strategie empfehlen Sie Privatanlegern, die sich gegen mögliche Kursverluste absichern wollen? HELLMUTH: Diese Frage ist sehr individuell zu entscheiden.Allgemeingültige Antworten auf individuelle Anlagestrategien gibt es nicht.Ich empfehle Anlegern, jetztden Blick stärker auf die Risiken zu lenken und die Depotstruktur zu überprüfen. TAGESSPIEGEL: Worauf ist bei diesem Vermögens-Check zu achten? HELLMUTH: Am wirkungsvollsten schützt auf Dauer ein ausreichend diversifiziertes Gesamtdepot.Das Kapital sollte also auf Aktien aus verschiedenen Branchen und Ländern und auf Anleihen verschiedener Währungen verteilt sein.Angesichts der Börsensituation ist ausreichende Liquidität besonders wichtig.Wer sein Risiko begrenzen will, sollte an festeren Tagen gezielt Positionen abbauen.Damit ist aber noch nicht der völlige Rückzug aus Aktienengagements gemeint.Für große Depots empfiehlt sich möglicherweise eine teilweise Absicherung über sogenannte Index-Put-Optionsscheine. TAGESSPIEGEL: Wie funktioniert dieser Absicherungs-Mechanismus? HELLMUTH: Die Logik einer Absicherung durch den Erwerb von Verkaufsoptionen liegt darin, daß Kursverluste bei Aktien durch einen entsprechenden Gewinn aus der Optionsscheinposition ausgeglichen werden können.Damit ist das Risiko des Anlegers nach unten begrenzt.Rutscht also zum Beispiel der Dax unter den in der Dax-Option festgelegten Stand, kann der Anleger seine Option gewinnbringend wahrnehmen.Mit dem Gewinn kann er die Verluste, die seine Dax-Aktien gebracht haben, ausgleichen.Ich bezeichne diese Strategie als Sicherheitsnetz in hohen Kursregionen, das sich für Anleger empfiehlt, die auf hohen Kursgewinnen sitzen und sich von ihrem Aktienbestand nicht trennen wollen. TAGESSPIEGEL: Wieviele Optionsscheine werden denn gebraucht, um eine adäquate Absicherung zu gewährleisten? HELLMUTH: Die Anzahl ergibt sich aus einer einfachen Faustregel.Der abzusichernde Aktienbestand wird durch den aktuellen Dax-Stand geteilt und das Ganze mit 100, also dem Optionsverhältnis, multipliziert.Ein Beispiel: Ein Anleger, der über ein Aktiendepot im Wert von 500 000 DM verfügt, das in etwa der Struktur des Dax entspricht, kauft Dax Put-Optionsscheine im Wert zwischen 15 000 DM und 40 000 DM, je nach konkretem Absicherungsbedarf. TAGESSPIEGEL: Für welche Anlagebeträge lohnt sich die Strategie? HELLMUTH: Über Absicherungen dieser Art sollte bei Summen ab 100 000 DM nachgedacht werden. TAGESSPIEGEL: Welche Titel und Branchen halten Sie am ehesten für krisenfest? HELLMUTH: Robust sind die großen europäischen Versorger, etwa Royal Dutch.Interessant sind derzeit vielleicht auch Aktien einiger Goldminen-Gesellschaften.Und schließlich gibt es gerade auch im Nebenwertebereich noch Aktien mit einigem Bewertungspotential.

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