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Wirtschaft: Der Abschwung erreicht die Unternehmen

Stahlproduktion und Rohstoffpreise gehen zurück, Chemiefirmen produzieren weniger

Berlin - Die Anzeichen für eine baldige Abkühlung der Konjunktur nehmen weiter zu. Der größte deutsche Stahlhersteller Thyssen-Krupp will seine Produktion in den kommenden Monaten leicht zurückfahren, wie das Unternehmen am Donnerstag auf Anfrage erklärte. Die Jahresproduktion solle um 500 000 Tonnen auf 13,5 Millionen Tonnen gedrosselt werden, hieß es. Als Grund nannte Thyssen-Krupp die geringere Nachfrage der weiterverarbeitenden Betriebe.

Auch der weltgrößte Stahlhersteller Arcelor Mittal hat bereits angekündigt, seine Produktion angesichts der geringeren Nachfrage aus Europa zu reduzieren. Zwei Hochöfen in Deutschland und Frankreich gingen daher außer Betrieb. Thyssen-Krupp plant nach eigenen Angaben derzeit einen solchen Schritt nicht. Die Stahlwerke seien noch zu 85 Prozent ausgelastet, hieß es.

Damit macht sich das Ende des starken Aufschwungs nun auch in der Realwirtschaft bemerkbar. Meldungen aus der Stahlbranche gelten vor allem für Deutschland als wichtiger Indikator, weil die Industrie es in vielfältiger Weise als Vorprodukt benutzt. In den vergangenen Wochen hatte es deutliche Verluste an den Börsen rund um den Globus gegeben. Auch berichteten Wirtschaftsforscher und Manager von einer gedämpfteren Stimmung in den Firmen. Zuletzt verlor der Ifo-Geschäftsklima-Index, der wichtigste deutsche Frühindikator, spürbar an Boden, vor allem bei den Erwartungen für die kommenden Monate.

Auch die Chemieindustrie ist ein wichtiger Zulieferer für die deutschen Unternehmen, entsprechend spürt sie als Erste, ob sich die Wirtschaftslage verändert. Zwar werde 2011 insgesamt ein gutes Jahr für die Branche, sagte Klaus Engel, Präsident des Verbandes der Chemischen Industrie, dem Tagesspiegel. Das Wachstum in der zweiten Jahreshälfte werde aber deutlich schwächer ausfallen.

Auch die Rohstoffpreise spiegeln den konjunkturellen Trend. Öl, der wichtigste Grundstoff der Wirtschaft, ist bereits deutlich billiger geworden. Die Standardsorte WTI kostete am Donnerstag je Fass noch 82,12 Dollar, das war gegenüber Anfang August ein Rückgang um mehr als 13 Prozent. Noch deutlicher ist der Trend beim Kupfer: Hier liegt der Preisabschlag gegenüber Anfang August bei 29 Prozent. An der Londoner Börse LME fiel der Preis für eine Tonne des Industriemetalls allein am Donnerstag um 2,8 Prozent auf 7150 Dollar.

Seit einiger Zeit berichten auch die Logistik-Dienstleister und ihre Kunden von einem Ende des Booms. Transporteure und Spediteure sowie ihre Auftraggeber sind mit Blick auf das kommende Jahr weniger optimistisch als zuletzt, berichtete die Bundesvereinigung Logistik kürzlich unter Berufung auf eine Umfrage für das dritte Quartal. Hintergrund: Je mehr Aufträge die Wirtschaft abzuarbeiten hat, desto höher ist das Verkehrsaufkommen und mithin die Wirtschaftsleistung.

Auch die Kreditwirtschaft stellt sich auf härtere Zeiten ein. Einer Umfrage des Ifo-Instituts zufolge klagen wieder mehr Unternehmen darüber, dass die Banken bei der Kreditvergabe restriktiver geworden sind. 22,2 Prozent hätten hier Schwierigkeiten – das sind allerdings deutlich weniger als etwa im Krisenjahr 2009. brö/alf

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