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Wirtschaft: Der Arbeitgeber als Partner

Gesamtmetall-Chef Martin Kannegiesser wird 65

Berlin - An diesem Freitag wird es in der Bügelmaschinenfabrik im ostwestfälischen Vlotho wohl ein Gläschen geben. Doch kurz darauf bricht der Jubilar dann in dienstlichen Angelegenheiten auf nach Italien zur Messe, Maschinen verkaufen. Immerhin in Begleitung von Frau und Tochter wird Martin Kannegiesser dann am Abend auf den 65. Geburtstag anstoßen und dabei vermutlich eine Zigarre rauchen. Wie das Unternehmer so tun. Doch Kannegiesser ist ein besonderer Unternehmer. Er lebt auch in der Globalisierung das Modell Deutschland. Er steht für eine partnerschaftliche Auseinandersetzung zwischen Arbeit und Kapital, zwischen Verband und Gewerkschaft, Arbeitnehmer und Arbeitgeber.

Vermutlich ist Kannegiesser, seit sechs Jahren Präsident des Arbeitgeberverbandes Gesamtmetall, die wichtigste Figur im deutschen Tarifgeschäft. Weil er das Geschäft versteht. Und weil er nie am Sinn von Tarifverträgen gezweifelt hat, und deshalb einer der hartnäckigsten Modernisierer des Flächentarifs ist. Er käme nie auf die Idee, einen Dauerkritiker des deutschen Systems wie Hans-Olaf Henkel als Maulhelden zu bezeichnen. Höchstens stöhnt er mal ein bisschen auf über die Klugschwätzer, die am Ende des Tages keinen Vertrag mit der anderen Seite unterschreiben müssen. Er schon. Kannegiesser will den Interessenausgleich mit der Gewerkschaft und der Belegschaft. Herr-im-Haus-Allüren kennt man von ihm nicht – vielleicht abgesehen von Gesamtmetall, wo er wegen seiner Autorität und Authentizität unumstritten die Richtung weist.

Martin Kannegiesser wurde 1941 in Posen geboren. Nach dem Abitur in Bad Oeynhausen studierte er in Köln Betriebswirtschaft. 1968 übernahm er die Führung der Firma für Wäschereitechnik in Vlotho, als sein Vater erkrankte, und machte das Unternehmen zum Weltmarktführer für industrielle Wäschereitechnik (Bügel- und Fixiermaschinen). Heute beschäftigt die Herbert Kannegiesser GmbH 1230 Mitarbeiter in Deutschland (1100) und in zwei englischen Fabriken.

Als Unternehmer erfolgreich, als Politiker engagiert: Fast 20 Jahre machte er mit bei der CDU-Mittelstandsvereinigung, seit 1975 ist er aktiv in Arbeitgeberverbänden. Bis mindestens 2008 führt er Gesamtmetall, mit rund 6000 Mitgliedsunternehmen der größte und mächtigste Arbeitgeberverband des Landes, dem er mit einer jungen Hauptgeschäftsführerin vor anderthalb Jahren einen Vitaminstoß verpasste, der so manchem älteren Herren nicht gut bekam. Die resolute junge Frau heißt Heike Maria Kunstmann, ist gerade 40 geworden, und überlässt dem Altmeister des Tarifgeschäfts gerne die Bühne. „Ist ein klasse Typ und ein toller Präsident“, sagt Kunstmann über Kannegiesser. Da wird ihr allerdings kaum jemand widersprechen.

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