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Wirtschaft: Der Arbeitsmarkt braucht Ausländer: "Green-Card-Auktion ist gerechter"

Thomas Straubhaar ist Ökonomie-Professor an der Bundeswehr-Universität in Hamburg. Der Schweizer leitet des Hamburgische Welt-Wirtschaftsarchiv.

Thomas Straubhaar ist Ökonomie-Professor an der Bundeswehr-Universität in Hamburg. Der Schweizer leitet des Hamburgische Welt-Wirtschaftsarchiv.

Herr Professor Straubhaar, lassen sich Green Cards für die Einwanderung nach Deutschland versteigern?

Ja. Ich sehe zwei Möglichkeiten: Entweder setzt man erstens eine Quote von Green Cards für alle fest, um die sich Interessenten aus dem Ausland bewerben können. Wer am meisten bietet, bekommt - wie bei einer Auktion - die Arbeitserlaubnis zugeteilt. Dann würden zunächst deutsche Unternehmen bieten, die gerne ausländische Arbeitnehmer ins Land holen möchten. Aber auch ausländische Selbstständige, die die Chance sehen, hier Fuß zu fassen. Die zweite Möglichkeit ist, dass die Regierung den Preis für eine Green Card vorgibt - etwa 20 000 Mark. Diese Lösung wäre politisch einfacher zu handhaben. Der Nachteil ist allerdings, dass niemand weiß, ob ein solcher Preis zu hoch oder zu niedrig ist und dass womöglich zu viele oder zu wenige Einwanderer kommen.

Würden dadurch nicht kleine und mittlere Betriebe benachteiligt, die nicht so finanzkräftig sind, und der Wettbewerb verzerrt?

Im Gegenteil, wir bekämen sogar mehr Wettbewerb - und mehr Gerechtigkeit. Das heutige bürokratische und willkürliche Verfahren begünstigt die Branche, die am lautesten nach Einwanderern schreit. In meinem Modell kommen jene zum Zug, die am dringendsten Leute benötigen. Und es gäbe ein Signal an Deutsche, sich für ein lukratives Marktsegment ausbilden zu lassen.

Aber verhindert man nicht Innovationen in jungen Branchen, die jede Mark in ihr Wachstum stecken müssen?

Nein. Eine Green-Card-Auktion würde zeigen, wo die Arbeitskräfte am knappsten sind. Wer eine entsprechende Rendite aus seiner Investition erwartet und von seiner Geschäftsidee überzeugt ist, wird auch bereit sein, für solche Leute zu zahlen.

Wird sich die Politik denn die Kontrolle darüber nehmen lassen, wer nach Deutschland kommt und wer nicht?

Das ist ja der Reiz des Modells - dass nicht mehr Parteien und Lobbyisten bestimmen, sondern der Markt. Das heutige Verfahren ist undemokratisch und orientiert sich nicht am objektiven Bedarf. Und eine Auswahl nicht nach Leistung, sondern nach Nationalität oder Hautfarbe wäre rassistisch.

Ist Ihr Modell auch auf eine gemeinsame Einwanderungspolitik der Europäischen Union übertragbar?

Auf jeden Fall. Die befristete Einwanderung könnte auf nationaler, die permanente Einwanderung müsste auf EU-Ebene geregelt werden, ebenso wie die Asylpolitik.

Thomas Straubhaar ist Ökonomie-Professor an d

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