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Wirtschaft: Der Arbeitsmarkt in vielen Regionen Baden-Württembergs und Bayerns ist quer durch alle Branchen leer gefegt

"Das ist einfach frustrierend", sagt Erwin Staller. "Wir wollen vermitteln, aber es klappt nicht.

"Das ist einfach frustrierend", sagt Erwin Staller. "Wir wollen vermitteln, aber es klappt nicht." Der Leiter der Arbeitsvermittlung im Arbeitsamt Freising ist unglücklich. Nicht etwa, weil er zu wenige Stellen für die Freisinger Arbeitslosen findet, sondern weil er die örtlichen Arbeitgeber immer wieder vertrösten muss: "Ich habe einfach keine Leute, die ich vermitteln kann." Wovon Stallers Kollegen nur träumen, ist in Regionen von Bayern und Baden-Württemberg Realität: Die Arbeitsämter können die Nachfrage der Unternehmen nach neuen Mitarbeitern kaum befriedigen. Der Arbeitsamtsbezirk Freising nordöstlich von München hat seit 1991 die bundesweit niedrigste Arbeitslosenrate, zur Zeit sind es drei Prozent.

Quer durch alle Branchen mangelt es an Fachkräften. Es fehlen Schlosser, Schreiner und Schweißer, Pflegekräfte und Verkäufer, EDV- Fachleute und Ingenieure. Saisonarbeitskräfte für Hotels und Gastronomie werden bereits im Ausland angeworben. Die Jakob Mayer GmbH in Rosenheim sucht Maurer, Betonbauer und Stuckateure für die Altbausanierung. Zehn bis zwölf neue Mitarbeiter könnte der Bauunternehmer Mayer gebrauchen - wenn er sie denn fände. "Ich hätte auch keine Probleme, über 50-Jährige einzustellen", sagt der Obermeister der Rosenheimer Bauinnung, "aber der Markt ist leer gefegt." Horst Kiehn, Leiter des Zentralbereichs Personal der Kreissparkasse München, telefoniert auf der Suche nach neuem Personal "bis nach Berlin". Das Institut sucht 15 junge Bankkaufleute. Aber vor Ort, meint Kiehn, sei kein Nachwuchs zu bekommen.

Als Hauptgrund für den Arbeitskräftemangel gilt die allgemeine gute wirtschaftliche Entwicklung in Teilen Süddeutschlands. In Baden-Württemberg ist es vor allem die Maschinenbauindustrie, die volle Auftragsbücher hat. "Der Branche geht es gut", sagt Martin Keppler, Geschäftsführer der Industrie- und Handelskammer (IHK) Nordschwarzwald in Nagold. Zahlreiche Mittelständler müssten auf zusätzliche Schichten verzichten, weil sie kein Personal fänden.

Sowohl in Bayern als auch in Baden-Württemberg haben Arbeitsämter versucht, Arbeitslose aus den ostdeutschen Bundesländern unterzubringen - der Erfolg der Arbeitsvermittler war jedoch gering. Auch viele freie Stellen, die nach Ostdeutschland gemeldet wurden, blieben unbesetzt. Bei den Arbeitsämtern in Oberbayern seien weniger als 100 Arbeitssuchende aus dem Osten registriert, schätzt Gerhard Berger, stellvertretender Direktor des Arbeitsamtes Rosenheim. "Die ostdeutschen Arbeitslosen, die mobil sind, sind schon hier." Die meisten hätten Eigeninitiative gezeigt und nicht auf Angebote der Ämter gewartet.

Doch auch im scheinbaren Job-Paradies Süddeutschland bekommt nicht jeder Arbeit. Viele der so sehr gesuchten Fachkräfte sind noch immer arbeitslos. "Die Ansprüche vieler Unternehmen sind schon sehr hoch", klagt Arbeitsvermittler Frank. "Es wäre gut, wenn sie auch mal die Zweitbesten nehmen würden."

Philipp Neumann, Hb

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