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Wirtschaft: Der Aufschwung kommt auf Touren

Geschäftsklima steigt im November deutlich / Starker Export hellt Stimmung deutscher Manager auf

Berlin (brö/akz). Die Stimmung in der deutschen Wirtschaft hat sich im November unerwartet deutlich gebessert. Der GeschäftsklimaIndex, den das Münchener Ifo-Institut für Wirtschaftsforschung ermittelt, stieg für Westdeutschland von 94,3 Punkten im Oktober auf 95,7 Punkte. Das war stärker als erwartet. Fachleute werteten den siebten Anstieg des Index in Folge als Zeichen dafür, dass sich die Konjunktur nach mehr als drei Jahren Stagnation nun allmählich erholt. Die Börsen ignorierten die Zahlen am Dienstag allerdings weitgehend – am späten Nachmittag notierte der Dax bei 3739 Punkten, das waren 0,08 Prozent mehr als am Vortag.

Der Ifo-Index gilt als einer der wichtigsten Frühindikatoren für die Wirtschaftsentwicklung. Das Institut ermittelt ihn durch eine Umfrage unter 7000 Unternehmen und erfragt dabei die aktuelle Geschäftslage und die Aussichten für die kommenden sechs Monate. Maßgeblich ist dabei der Wert für die westdeutsche Wirtschaft. Dort besserte sich der Teilindex für die Lage von 81,2 auf 83,2 Punkten, auch die Erwartungen hellten sich ein wenig auf. In Ostdeutschland waren die Unternehmen mit der Lage schlechter zufrieden als im Oktober, der Index sank von 124,4 auf 123,2 Punkte. Die Erwartungen zeigten dagegen auch hier nach oben.

„Der von den USA und Asien ausgehende Konjunkturaufschwung scheint nun auch Deutschland zu erfassen“, kommentierte Hans-Werner Sinn, Präsident des Ifo-Instituts, die Umfragedaten. Gute Zahlen hätten vor allem das Bauhauptgewerbe und das Verarbeitende Gewerbe gemeldet. Im Einzelhandel sei dagegen das Klima spürbar schlechter geworden. Dennoch sei „ein ähnlich langer Anstieg des Geschäftsklimaindex zuletzt im Mai des Aufschwungjahres 1999 zu beobachten gewesen“. Auch Wirtschaftsminister Wolfgang Clement (SPD) wertete die Ifo-Zahlen positiv. „Damit auch die Konsumfreude in unserem Land, vor allem hinsichtlich des Weihnachtsgeschäftes, wieder geweckt wird, brauchen wir schnellstens eine Entscheidung zugunsten des Vorziehens der Steuerreform“, verlangte der SPD-Politiker.

Wirtschaftsforscher werteten es als besonders erfreulich, dass die Unternehmen mit ihrer derzeitigen Situation besser zufrieden seien. „Damit scheint die Gefahr gebannt, dass wie 2002 erneut die Erwartungen steigen, eine tatsächliche Erholung der Konjunktur aber ausbleibt“, sagte Gerd Haßel von der ING BHF-Bank in Frankfurt (Main). Nun stünden die Zeichen für eine etwas stärkere Aufwärtstendenz in den letzten drei Monaten des Jahres gut. „Im letzten Quartal wird die deutsche Wirtschaft um 0,4 Prozent wachsen, dieser Trend wird sich dann im kommenden Jahr fortsetzen“, prognostizierte er.

„Die Lage ist noch sehr labil“

Jörg Lüschow von der Westdeutschen Landesbank warnte vor Euphorie angesichts der stark verbesserten Stimmung. „Die Lage ist immer noch labil, die Wirtschaft wächst derzeit nur wegen des starken Exports im Zuge der weltwirtschaftlichen Erholung“, warnte er. Auch Andreas Scheuerle von der Deka Bank in Frankfurt (Main) warnte vor übertriebenen Hoffnungen. „Die Binnenwirtschaft ist noch immer schwach, deshalb wird das kommende Jahr keine überschäumende Entwicklung bringen“, sagte er. Mit einer Wende auf dem Arbeitsmarkt sei erst Mitte des Jahres zu rechnen.

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