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Wirtschaft: Der Bankertipp: Anleihen aus Schwellenländern sind mit Vorsicht zu genießen

Schuldner wie Argentinien, Russland oder die Türkei locken Anleger mit hohen Zinsen - nicht ohne Grund: Um die Bonität dieser Länder ist es schlecht bestellt. Wer in die D-Mark- oder Euro-Anleihen dieser Länder investiert, muss wissen, dass er ein spekulatives Geschäft eigeht.

Schuldner wie Argentinien, Russland oder die Türkei locken Anleger mit hohen Zinsen - nicht ohne Grund: Um die Bonität dieser Länder ist es schlecht bestellt. Wer in die D-Mark- oder Euro-Anleihen dieser Länder investiert, muss wissen, dass er ein spekulatives Geschäft eigeht. Ein Engagement erfordert eine intensive Beobachtung und Überwachung. Aufwand und Risiko eines solchen Renteninvestments stehen für den Privatanleger in keinem Verhältnis zum erwarteten Ertrag. Das Land, dessen Aussichten mit den stärksten Unsicherheiten behaftet ist, ist Argentinien. Die Ratingagenturen behalten das Land für weitere Herabstufungen im Auge. Die Regierung versucht, bisher noch ohne Erfolg, aus der seit drei Jahren bestehenden Rezession herauszukommen. Eine Instabilität in Argentinien könnte sich über die wirt-schaftliche Verflechtung auch auf das Nachbarland Brasilien negativ auswirken. In Osteuropa bleibt Russland stark anfällig für Finanzmarktkrisen. Das im Frühsommer beschlossene Reformprogramm wird zwar in Teilen pragmatisch umgesetzt. Allerdings tut sich strukturpolitisch noch zu wenig. Das Steuersystem bleibt intransparent, und eine systematische Bankenreform ist auch nach der Krise vom August 1998 noch nicht auf dem Weg. Sorgen bereitet auch die Türkei, deren Rating im April zum zweiten Mal innerhalb von zwei Monaten reduziert wurde. Mit "B-" wird die Türkei nun wie Russland, Rumänien oder Pakistan bewertet. Die Wirtschaft des Landes dürfte 2001 um zwei bis drei Prozent schrumpfen. Unklar ist, worauf die Regierung ihren Optimismus gründet, die Inflationsrate von 60 in diesem Jahr, schon im nächsten Jahr auf 20 senken zu können. Von Anleihen dieser Länder sollte Abstand genommen werden.

Gert Schemmann

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