zum Hauptinhalt

Wirtschaft: Der Börsengang von Google wackelt

Die amerikanische Wertpapieraufsicht SEC ermittelt gegen die Internetfirma

New York - Der für kommende Woche geplante Börsengang des Internetunternehmens Google könnte sich um einige Tage verzögern – angeblich aus „logistischen Gründen“. Die am Freitag vor einer Woche begonnene Registrierung der neuen Aktionäre nähme mehr Zeit in Anspruch als erwartet, will der Finanzsender CNBC aus nicht näher genannter Quelle erfahren haben. Man warte auf Angebote mehrerer institutioneller Anleger.

Der Verkauf der Google-Aktien ist der größte Börsengang eines Technologieunternehmens seit dem Platzen der Internetblase vor vier Jahren. Google ist Marktführer bei Suchmaschinen, also bei Software, die Nutzern hilft, Informationen im Internet zu finden. Spekulationen über einen Aufschub des Börsengangs zirkulieren seit Mittwoch. Zwei Tage zuvor hatte Google der amerikanischen Wertpapier- und Börsenaufsicht SEC in Washington mitgeteilt, Google habe zwischen September 2001 und Juni 2004 rund 23 Millionen Aktien und 5,6 Millionen Optionsscheine an Mitarbeiter und Berater verteilt, ohne dies bei der Börsenaufsicht anzumelden. Gleich darauf kündigte die SEC Ermittlungen an.

Der Börsengang von Google wird heiß erwartet, ist aber nicht unumstritten: Die Firma und ihre Investmentbanken haben für die 24,6 Millionen Aktien, die an den Markt gebracht werden sollen, eine Preisspanne von 108 bis 135 Dollar pro Anteilsschein festgelegt. Das könnte mehr als drei Milliarden Dollar in Googles Kasse spülen. Die erst vor sechs Jahren gegründete Suchmaschine hätte dann einen Marktwert von 36 Milliarden Dollar. An der Obergrenze der Preisspanne wäre Google, deren Erlöse zu 95 Prozent aus Umsätzen mit Werbung im Internet kommen, etwa so viel wert wie die Ford Motor Company oder die McDonald´s Corporation.

„Eine unverschämte Bewertung“, sagen Beobachter. Mit Blick auf den wachsenden Wettbewerb durch andere Suchmaschinen wie Yahoo oder den Softwarekonzern Microsoft betrachten viele Investoren die Zukunft von Google eher skeptisch – zumal die Firmengründer Larry Page (31), und Sergey Brin (30), mit Auskünften über die Unternehmensstrategie äußerst sparsam umgehen.

Viele Investoren hatten sich auf dem Gipfel des Internetbooms die Finger verbrannt. Die Ermittlungen gegen das im kalifornischen Mountain View beheimatete Unternehmen könnten potenzielle Investoren abschrecken. „Ich schätze, dass der Börsengang nicht vor September über die Bühne läuft“, zitiert die Agentur Bloomberg den Fondsmanager Thomas Wyman von Husic Capital Management in San Francisco. „Ich bin aber der Meinung, dass sich der Verzug im Nachhinein für Google als Segen herausstellt.“ Der Zeitpunkt für den Börsengang sei im Moment nicht günstig. Wyman verweist auf die Kursverluste der Internet- Aktien im Juli und Anfang August und die geringer als erwarteten Ergebnisse bei Internetfirmen wie Amazon und Yahoo im zweiten Quartal.

Die Ermittlungen, die die kalifornischen Aufsichtsbehörde gegen Google jetzt bekannt gab, befassen sich mit Aktien und Optionen im Wert von bis zu 3,1 Milliarden Dollar, die an 1105 ehemalige und derzeitige Google- Angestellte ausgegeben aber nicht angemeldet wurden. Am Mittwoch konzedierte Google in der SEC-Registrierung mögliche Verstöße gegen die Wertpapiergesetze in 18 Bundesstaaten. Das könnte zu Geldstrafen in Millionenhöhe führen und möglicherweise den Gang an die Börse gefährden. „Die SEC nimmt die Anmeldungsauflagen sehr ernst“, sagte der börsenfachkundige Anwalt Robert Heim. Google offeriert unterdessen den Rückkauf der unangemeldeten Anteilsscheine zum Verkaufspreis plus Zinsen. Der Rückkauf wäre kein Problem: Google sitzt auf einer halben Milliarde Dollar Bargeld. Größer ist das rechtliche Risiko. Die versäumte Anmeldung rückt das Erfolg verwöhnte Unternehmen ins schiefe Licht und Aktionäre könnten den Rückkauf gerichtlich blockieren.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false