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Wirtschaft: Der Börsenneuling erwirtschaftet ein Ergebnis von 1230 Prozent plus im dritten Quartal

"Ich bitte um Verzeihung, wenn das verrückt klingt, aber könnten wir nicht noch schneller wachsen," erkundigte sich Kleinaktionär Peter Gnad. Er hatte die Reaktion auf seine grundsätzlich vernünftig klingende Frage vorab richtig eingeschätzt.

"Ich bitte um Verzeihung, wenn das verrückt klingt, aber könnten wir nicht noch schneller wachsen," erkundigte sich Kleinaktionär Peter Gnad. Er hatte die Reaktion auf seine grundsätzlich vernünftig klingende Frage vorab richtig eingeschätzt. Seine 3000 im Münchner Kongresszentrum versammtelten Mitaktionäre quittierten sie mit höhnischem Gelächter. Auch Florian Haffa musste ihn als Finanzvorstand "seines" Unternehmens, der Münchner EM-TV & Merchandising AG, enttäuschen. Höhere Zuwächse seien leider nicht möglich, weil der Tag nur 24 Stunden habe, bekannte er. Man wolle die Raten aber halten.

Schon das wäre beeindruckend, wie die EM-TV-Wachstumsraten im dritten Quartal 1999 zeigten: Umsatz plus 467 Prozent, Ergebnis plus 1230 Prozent, gab Haffa unter dem spontanen Applaus der Aktionäre bekannt. Schon im Rumpfgeschäftsjahr 1999 (zum 30. Juni) hatten die Umsätze um 774 Prozent auf 205 Millionen Mark und das Ergebnis gewöhnlicher Geschäftstätigkeit um 1357 Prozent auf 90 Millionen Mark zugelegt. Das und neue Visionen des Managements ließen die Hauptversammlung zu einer Jubelfeier werden.

Im Zentrum der Wachstumsstrategie des wichtigsten im Neuen Markt notierten Jungunternehmens steht die Dachmarke Junior, wie Florian Haffa und sein Bruder und Konzernchef Thomas Haffa erläuterten. Dieses mit dem Medienkaufmann Leo Kirch paritätisch betriebene Joint Venture für Kinder- und Jugendfilme soll nicht nur als Junior TV im deutschen Fernsehen vermarktet werden, sondern global und in anderen Geschäftsbereichen hohe Umsatz- sowie Ergebniszuwächse garantieren. Der vor kurzem mit dem Kirch-Sender Sat 1 geschlossene Fünf-Jahres-Vertrag über Junior TV sei erst ein Anfang, so Florian Haffa. Weitere "große Deals" würden folgen und europaweit die Marktführerschaft bei TV-Kinderprogrammen bringen.

Darüber hinaus werde die Marke künftig auch im Bereich Merchandising genutzt, dem zweiten Standbein von EM-TV. Zusammen mit dem Partner Edel Music biete EM-TV künftig Junior-Videos und Hörspielkassetten an. Mit dem Egmont-Verlag würden Bücher, Comics und ein Junior-Magazin produziert. Im Jahr 2000 soll damit eine Auflage von zehn Millionen Exemplaren erreicht werden.

EM-TV expandiert aber auch in andere Richtungen. Über die Beteiligung beim deutschen Filmstudio Constantin und anderen, wolle man verstärkt in die Produktion von Kino-Zeichentrickfilmen einsteigen und ein globales Studio-Netzwerk schaffen. Über den jüngsten Erwerb von 45 Prozent an der Tele München Gruppe, dem zweitgrößten Filmhändler Deutschlands, will EM-TV künftig auch bei der Vermarktung von Filmrechten im Bereich Erwachsene ein großes Rad drehen. International stehe der Zukauf eines US-Medienunternehmens und damit der Sprung in die USA binnen drei bis sechs Monaten bevor, kündigte Florian Haffa an. "In wenigen Jahren" werde EM-TV selbst ein global führender Medienkonzern sein, ergänzte sein Bruder. Mit konkreten Planzahlen wollten die Haffa-Brüder, die die Mehrheit an EM-TV halten, ihre Visionen nicht untermauern. Die anderen Aktionäre zeigten sich dennoch begeistert, obwohl eine EM-TV-Wandelanleihe zu ihrer Enttäuschung vor kurzem zurück gezogen wurde. Wann sie denn Bill Gates von Microsoft treffen würden, wollte Kleinaktionär Gnad spaßeshalber noch wissen. Eine solche Zusammenkunft sei in Vorbereitung, so Florian Haffa. Es werde aber "kein Spaß-Meeting" werden, weil sein Bruder mit Gates über die Vermarktung von Junior im Internet reden wolle.

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