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Wirtschaft: Der Chef der Fluggesellschaft, Jürgen Weber, macht die Star-Allianz immer stärker

Lufthansa-Chef Jürgen Weber gönnt sich kaum eine Pause. Der 58-jährige Manager, der seit 1991 an der Spitze der Airline steht, jettet um die Welt, um die Position der Lufthansa zu festigen.

Lufthansa-Chef Jürgen Weber gönnt sich kaum eine Pause. Der 58-jährige Manager, der seit 1991 an der Spitze der Airline steht, jettet um die Welt, um die Position der Lufthansa zu festigen. Madrid und Tokio waren seine letzten wichtigen Stationen: Sie haben die Lufthansa wieder ein Stück voran gebracht. Weber hat neue Partner gefunden.

Dass die weltweite Star-Allianz heute trotz starker Konkurrenz ihresgleichen sucht und allen Beteiligten stattliche finanzielle Beiträge einbringt, ist vor allem Jürgen Weber zu verdanken. Sein pausenloses Engagement ist umso wichtiger, als die Fluggesellschaften zurzeit ein schwieriges Jahr durchfliegen und erst 2000 wieder deutlich an Höhe gewinnen dürften. Die Lufthansa fliegt nach Ansicht von Analysten allerdings schon jetzt ein Stück höher als die anderen. Auch der Aktienkurs kommt nach langer Flaute endlich in Fahrt. Von den Höhen des Jahres 1998, als die Lufthansa-Aktie zeitweilig über 28 Euro notierte, ist sie freilich noch entfernt. Dafür haben vor allem die enttäuschenden Ergebnisse im ersten Halbjahr gesorgt: Im operativen Geschäft verdiente die Lufthansa 40 Prozent weniger als ein Jahr zuvor. Die Asienkrise, der Krieg im Kosovo und die schwache Konjunktur in Europa hinterließen ihre Spuren.

Die Gegenwart sieht rosiger aus. Noch besser wird es im Laufe der nächsten zwölf Monate, sagt Uwe Weinreich, Aktienanalyst bei der BHF-Bank. Dann soll die Lufthansa-Aktie wieder 22,50 Euro bis 23,50 Euro kosten. Denn die Papiere profitieren vom Konjunkturaufschwung in Europa, vom Ende der Krise in Asien und dem allmählich zum Stillstand kommenden Preisverfall auf der wichtigen Nordatlantik-Route.

Der zweite Faktor heißt Jürgen Weber. Er hat die Lufthansa aus der Krise geführt und zu einer der führenden Fluggesellschaften geformt. Weber ist maßgeblich für den Erfolg der Star Allianz verantwortlich, die 1997 ins Leben gerufen wurde und unter dessen Dach mittlerweile neun große Fluggesellschaften Platz gefunden haben. Als vorläufig letzter Partner wurde in der vergangenen Woche die japanische All Nippon Airways in den Verbund aufgenommen. Im nächsten Jahr werden weitere Partner dazu stoßen.

Die Allianz bringt bares Geld: Rund 400 Millionen steuerte sie 1998 zum Lufthansa-Ergebnis bei. In diesem Jahr wird es nach Schätzungen von Weber eine halbe Milliarde sein. Fünf Allianzen buhlen derzeit weltweit um die Kunden, die Star-Allianz hat nach Ansicht von Beobachtern die Nase ganz vorne. Daran ändern auch die derzeitigen Probleme mit Star-Allianz-Partner Air Canada wenig, um die ein Übernahme-Poker entbrannt ist. Lufthansa hat jetzt mitgeteilt, dass sie Air Canada mit rund 360 Millionen Mark unterstützt. Allianz-Partner United Airlines steuert weitere 550 Millionen Mark bei. Damit soll Air Canada seine Unabhängigkeit behalten und weiter in der Star-Allianz bleiben können.

Weber weiß allerdings auch, dass er das Netz in Europa noch enger ziehen und Lücken schließen muss: Die jüngst festgezurrte Kooperation mit der spanischen Spanair und sein Bemühen um die polnische Lot oder die Britisch Midland sind deshalb nur konsequent. Das andere Feld, das Weber nie aus den Augen verliert, sind die Kosten. Mit dem von ihm angestoßenen "Programm 15" kommt die Lufthansa kontinuierlich voran. Bis zum Jahresende sollen die Kosten um 1,5 Milliarden Mark gedrückt werden. Pro Passagier und Kilometer will die Fluggesellschaft bis 2001 nur noch 15 Pfennig ausgeben. Vor drei Jahren waren es noch 18 Pfennig, bei rund 16 Pfennig ist man bereits angelangt. Auch die Treibstoffpreise haben die Lufthanseaten im Griff. Im Gegensatz zu anderen großen Airlines hat Lufthansa den Treibstoffbedarf für 2000 bereits zu 70 Prozent auf einem hohen Preisniveau abgesichert. Die drastische Verteuerung des Rohöls schlägt deshalb weniger hart zu Buche. Und nicht zuletzt bastelt Weber konsequent am Ausbau der Lufthansa zum "Aviation"-Konzern, der nicht nur das Fliegen, sondern alle wichtigen Dienstleistungen rund um das Fliegen anbietet: Catering, Technik und Wartung, Touristik und Informationstechnologie. Auf allen Feldern nimmt Lufthansa schon heute Spitzenpositionen ein. Und ihr Chef verspricht, dass es in allen Bereichen noch Überraschungen geben wird.

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