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Wirtschaft: Der Dax steigt auf ein neues Jahreshoch

Im Juli haben deutsche Aktien ihre Kursgewinne verteidigt

Berlin. Der Dax hat im Juli wieder Vorschußlorbeeren verteilt. Statt die gestiegenen Kurse zu nutzen, um Gewinne mitzunehmen, blieben die Anleger investiert. Es trauten sich sogar neue Käufer aufs Parkett, die die aktuellen Quartalsergebnisse der Unternehmen zum Anlass nahmen, um mit Aktien auf eine wirtschaftliche Erholung zu setzen.

Nach mehreren Versuchen, sich der Marke von 3500 Punkten zu nähern, unternahm der Dax am Donnerstag einen neuen Anlauf. Bis zum Börsenschluss kletterte der Index auf fast 3488 Punkte – das entspricht einem neuen Jahreshoch. Einen Anlass, euphorisch zu werden, boten allerdings die wenigsten Dreimonatszahlen. Vor allem VW, SAP und die Banken machten deutlich, dass sich die wirtschaftliche Lage nur langsam bessert. Zu hoch gesteckt waren zum Beispiel auch die Erwartungen bei der Hypo-Vereinsbank, die zwar ihren Fehlbetrag im Vorjahresvergleich deutlich reduziert hat, aber dennoch tiefer in den roten Zahlen bleibt als erhofft. Auch bei der Deutschen Bank war der Markt – nach den starken Quartalsbilanzen der US-Konkurrenz – insgeheim von besseren Zahlen ausgegangen. Nach spekulativen Käufen vor der Bilanzvorlage schlugen enttäuschte Anleger am Donnerstag das Papier wieder los: Am Ende blieb im Juli noch ein mageres Plus von einem Prozent, bei der Hypo-Vereinsbank waren es gut neun Prozent.

SAP hingegen bewies, dass die Gesetze der Schwerkraft auch bei Vorlage exzellenter Zahlen an der Börse nicht aufgehoben sind. Der Marktführer für Unternehmens-Software schaffte es zwar, im vergangenen Quartal mehr Gewinn zu erwirtschaften. Trotzdem tauchte das Papier mehrmals im Juli unter die psychologisch wichtige Marke von 100 Euro ab. Gewinnmitnahme hieß die Begründung nach einer Kursrallye von 156 Prozent seit dem Tief bei 39,90 Euro. Am Ende stand die SAP-Aktie im Juli wieder genau dort, wo sie den Monat begonnen hatte.

Bei VW hingegen konzentrierte sich der Markt auf das Positive: Trotz eines herben Gewinneinbruchs im ersten Halbjahr wurde die Aktie im Juli gerne gekauft (plus zwei Prozent). Viel Lob und manchen neuen Aktionär erhielt auch Daimler-Chrysler. Zwar bleibt die US-Sparte weiter wegen des hohen Wettbewerbs- und Rabattdrucks in den USA unter Druck, doch konnten die Nutzfahrzeuge im Konzern dies mehr als kompensieren. Mit einem Monatsplus von 3,4 Prozent setzten die Anleger auch hier auf bessere Zeiten.

Siemens und Infineon machen Mut

Zu den Hauptgewinnern der letzten vier Börsenwochen zählen indes zwei Papiere, deren Geschäftsausblicke, so die Bankgesellschaft Berlin, „erste Signale einer wirtschaftlichen Erholung“ aussenden: Siemens und Infineon. Vor allem der Chiphersteller überraschte mit der Nachricht, dass nach neun Verlustquartalen nun die Gewinnschwelle wieder in Sicht sei. Möglich war dies vor allem dank gesenkter Kosten und stabiler Chippreise. Eine kräftige Nachfrage aus der Computerbranche, die auch die Umsätze deutlich ankurbeln könnte, ist bisher noch nicht in Sicht. Die Anleger nahmen jedoch auch hier viel Zukünftiges vorweg und hoben die Aktie im Monatsverlauf um knapp 30 Prozent an.

Siemens-Werte, seit den März-Tiefs vom Markt stiefmütterlich behandelt, kletterten um 16 Prozent. Den Anlegern gefiel vor allem, dass in der Handysparte weiter gespart werden soll und dass Firmenchef Heinrich von Pierer wieder eine Prognose wagte: Der Gewinn werde auch im laufenden Quartal weiter steigen, trotz schwacher Umsätze.

Dass die Kursgewinne im Dax auf einer breiten Basis stehen, zeigt die Tatsache, dass nur fünf der 30 Werte den Juli im Minus schlossen: Adidas-Salomon, Tui, Altana, RWE und Schering. Handfeste Gründe dafür lieferte der Berliner Pharmakonzern, der den Markt mit einer Gewinnwarnung für das Jahr 2003 schockte. Nach einem Kursrutsch litt auch die Monatsbilanz: Im Juli verlor die Aktie mehr als 13 Prozent.

Veronika Csizi

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