zum Hauptinhalt

Wirtschaft: Der Dollar gerät dramatisch unter Druck

BERLIN (jhw).Der US-Dollar hat am Dienstag seine Talfahrt fortgesetzt.

BERLIN (jhw).Der US-Dollar hat am Dienstag seine Talfahrt fortgesetzt.Die starke D-Mark ließ den Kurs der amerikanischen Währung am Vormittag bis auf gut 1,62 DM fallen.Mittags stieg ihr Kurs wieder.Allerdings erwarten Experten keine nachhaltige Erholung.Auch ein weiteres Abrutschen erscheint eher unwahrscheinlich.Eine Schwächung der deutschen Konjunktur droht noch nicht: Deren Export-Wirtschaft profitiert von einem stärkeren und leidet unter einem schwächeren Dollar.

Der US-Dollar notiert jetzt so tief wie seit Anfang 1997 nicht mehr.Die jüngste Ursache des Kurssturzes sind die Zinssenkungen der amerikanischen Zentralbank: Denn damit lohnt es sich für internationale Investoren weniger als zuvor, ihr Geld in den USA anzulegen.Sie ziehen ihr Kapital aus US-Wertpapieren ab und verkaufen damit Dollar, dessen Kurs sinkt.

Mit drastischen Folgen: "Der niedrige Dollar drückt die Gewinnmargen der deutschen Exportwirtschaft", sagt Stefan Schneider, Chef-Volkswirt der deutschen Niederlassung der französischen Bank Paribas in Frankfurt (Main).Allerdings sei ein Kurs um die 1,60 DM noch keine Gefahr für den Aufschwung.Die Probleme begännen erst, wenn der Dollar-Kurs dauerhaft unter 1,55 DM rutsche.Denn zum einen würden deutsche Produkte auf den ausländischen Absatzmärkten immer teurer, so daß sie weniger konkurrenzfähig würden.Zum anderen verschärfe sich der Wettbewerb auf dem Heimatmarkt, wenn amerikanische Anbieter den Wechselkurs-Vorteil über niedrige Preise an die Verbraucher weitergeben könnten.Schneider vermutet, daß die Finanzmärkte mit weiteren Zinssenkungen in den USA rechnen.Schließlich hat die dortige Volkswirtschaft im Konjunkturzyklus schon einen längeren Aufschwung hinter sich; die Amerikaner erwarten die nächste Rezession.Dagegen könnte Notenbank-Präsident Alan Greenspan auf die Geldpolitik setzen - mit niedrigeren Zinsen, die Unternehmen neue Investitionen schmackhaft machen sollen.Das freilich geht zu Lasten der europäischen Volkswirtschaften, deren Exportchancen ein schwacher Dollar verkleinert.

Schneider hatte den Dollarkurs-Verfall schon früher erwartet.Aber die Finanzkrise in Südost-Asien und Rußland ließ globale Investoren in den vermeintlich sicheren Hafen Dollar flüchten.Inzwischen indes scheint ein anderer Hafen noch sicherer zu sein: das neue Euroland."Die Einschätzung des Euro hat sich jetzt zum Positiven verändert", berichtet Michael Frenkel, Professor für internationale Wirtschaftsbeziehungen an der Wissenschaftlichen Hochschule für Unternehmensführung in Koblenz.Europa sei eine Insel der Stabilität."Der Euro ist jetzt eine echte Alternative zum Dollar", sagt Frenkel - und ein starker Dollar damit in weiter Ferne.

Doch auch ein fester höherer Wechselkurs zwischen Dollar und Euro wäre keine Lösung: Ein festes Umtauschverhältnis müßten die Notenbanken auch in turbulenter Zeit verteidigen und ihre Wirtschaftspolitik auf das Wechselkurs-Ziel festlegen."Der Preis dafür wäre hoch", sagt Frenkel: Selbst in einer Rezession könnten hohe Zinsen nötig sein - und die würden Investitionen, Wachstum und Beschäftigung beschränken.

Zur Startseite