zum Hauptinhalt

Wirtschaft: Der Dow-Jones-Index markiert Höchststände, der Deutsche Aktien-Index hinkt hinterher

Analysten sehen die Wirtschaftspolitik der Bundesregierung als Hauptgrund und erwarten nach der Steuerreform eine Aufholjagd des Dax gegenüber dem Dow Jonesjhw Der Dow-Jones-Index, das wichtigste Börsenbarometer der USA und der Welt, hat am Montag mit einem neuen Höchststand geschlossen. Damit hängte er den Deutschen Aktien-Index Dax in diesem Jahr deutlich ab.

Analysten sehen die Wirtschaftspolitik der Bundesregierung als Hauptgrund und erwarten nach der Steuerreform eine Aufholjagd des Dax gegenüber dem Dow Jonesjhw

Der Dow-Jones-Index, das wichtigste Börsenbarometer der USA und der Welt, hat am Montag mit einem neuen Höchststand geschlossen. Damit hängte er den Deutschen Aktien-Index Dax in diesem Jahr deutlich ab. Seit 4. Januar hat der Dow sich um gut 21 Prozent verbessert, der Dax dagegen nur um 1,4 Prozent. Doch jetzt rechnen Experten damit, dass der Dax wieder aufholen könnte. Am Dienstag standen die Finanzmärkte weltweit in Erwartung der Zinsentscheidung der amerikanischen Notenbank.

Die US-Börse hat am Montag mit einem neuen Höchststand geschlossen. Der Dow-Jones-Index, das wichtigste amerikanische Börsenbarometer, schloss mit 11 299,76 Punkten. Trotz der Aussicht auf einen höheren Leitzins in den USA kauften die Anleger. Denn sie rechnen damit, dass die erwartete Zinserhöhung die letzte in diesem Jahr sein wird. Mit einem höheren Leitzins will der geldpolitische Ausschuss der US-Notenbank Federal Reserve vermeiden, dass sich die Konjunktur überhitzt: Die amerikanische Wirtschaft befindet sich bereits im achten Jahr eines ungewöhnlich langen Aufschwungs.

Allgemein rechneten Beobachter mit einer Erhöhung des Zinssatzes um 0,25 Prozentpunkte auf 5,25 Prozent. Vor der Zinsentscheidung, die am Dienstag Abend um 20 Uhr 15 Mitteleuropäischer Sommerzeit bekannt gegeben werden sollte, präsentierten sich die Börsen weltweit abwartend. Der Leitzins war zuletzt erst vor acht Wochen um 0,25 Prozentpunkte auf 5,0 Prozent angehoben worden. Mit der Entscheidung während der letzten Sitzung des geldpolitischen Ausschusses Ende Juni wollte der Federal Reserve mit Blick auf die flotte Konjunktur die Kreditbeschaffung der Unternehmen verteuern, um etwaige Inflationsgefahren im Keim zu ersticken.

Daher vermindert ein höherer Zins des Federal Reserve die Gewinnerwartungen der Unternehmen. Diese Prognosen hatten die US-Börse zuletzt angetrieben. Allein seit Jahresbeginn legte der Dow-Jones-Index um 21,3 Prozent zu. Hatte er am 4. Januar noch mit 9318,18 Zählern notiert, so waren es am Montag 11 299,76 Punkte. Zwar stieg der Nikkei-Index der 225 wichtigsten japanischen Aktienwerte sogar um 34,9 Prozent (von 13 415,89 auf 18 095,41 Zähler). Doch der Deutsche Aktien-Index Dax enttäuschte und brachte es nur auf ein kleines Plus von 1,4 Prozent (von 5252,36 auf 5324,02 Zähler). Für das unterschiedliche Abschneiden der Börsen machen Analysten die jüngste negative Gewinnentwicklung der deutschen Unternehmen verantwortlich. Matthias Jörss, Aktienstratege der BHF-Bank in Frankfurt (Main), sagte, viele Werte hätten regelrecht enttäuscht. Als Beispiele nannte er das Dax-Schwergewicht DaimlerChrysler und die Chemie-Titel. "Die Gewinnschätzungen der wichtigsten US-Firmen für die kommenden zwölf Monate sind deutlich gestiegen, während die für die 30 Dax-Unternehmen deutlich zurückgenommen wurden", sagte Jörss. Er nannte zudem den ungebrochenen Optimismus der US-Wirtschaft. Er zeige sich in den Kurs-Gewinn-Verhältnissen der Standard-Aktien. Sie geben wieder, das Wievielfache des rechnerischen Gewinns pro Aktie die Börsianer für einen Anteilschein zahlen. Während dieses Verhältnis für das Jahr 2000 in den USA für 500 wichtige Aktien bei rund 24 liegt, beträgt es für die Dax-Titel nur ungefähr 22. In den hohen Preisen für US-Aktien sieht Jörss ein "sehr hohes Risiko" - allerdings schließt er einen Crash wie im Jahre 1987 aus. Unter einer Kurskorrektur würde auch die deutsche Börse leiden. Denn: "Wo wäre der Dax heute ohne den starken Rückenwind aus den USA?"

Für Michael Schubert, Research-Leiter für Aktienstrategie bei der Bankgesellschaft Berlin, liegt der Hauptgrund der schwachen deutschen Börse in der Wirtschaftspolitik der Bundesregierung. Schubert erinnerte: "Vor allem Oskar Lafontaine verunsicherte den Markt" - der sich davon bis heute kaum wieder erholt hat. Im Herbst erwartet der Experte eine traditionell schlechte Jahreszeit an der deutschen Börse, ehe dann im Dezember eine Jahresschluss-Rallye beginnen dürfte. Bislang ging der Blick der Anleger vor allem auf die Zinsen - bald dürften die Unternehmenszahlen ins Zentrum ihres Interesses rücken. Die Steuerreform werde die Erträge der Unternehmen hierzulande verbessern - und die Aktienkurse. Schubert: "Der Dax holt gegenüber dem Dow auf." © 1999

jhw

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false