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Wirtschaft: Der Einzelhandel hat nichts zu feiern

Umsätze bleiben hinter den Erwartungen zurück

Berlin - Der Einzelhandel ist vom bisherigen Verlauf des Weihnachtsgeschäfts enttäuscht. Die Umsätze seien hinter den Erwartungen zurückgeblieben, vor allem die Woche vor dem Fest sei schwach gewesen, sagte Hubertus Pellengahr, Geschäftsführer des Hauptverbands des Deutschen Einzelhandels (HDE) am Freitag. „Die Tage nach dem Fest werden entscheidend sein, unser bescheidenes Ziel zu erreichen“, erklärte er dem Tagesspiegel. „Wir wollen im Weihnachtsgeschäft das Umsatzniveau des Vorjahres halten.“ Einzelne Häuser, wie etwa das KaDeWe oder die Galeries Lafayette in Berlin, berichten, das Geschäft sei „besser als im Vorjahr“ gewesen.

2004 setzte der Einzelhandel in den Monaten November und Dezember 68 Milliarden Euro um. „Dafür müssen wir uns noch strecken“, sagte Pellengahr. „Aber ausgeschlossen ist es nicht.“ Selbst wenn es gelingen sollte – auch ein gutes Weihnachtsgeschäft wird die Jahresbilanz der Einzelhändler nicht mehr ins Positive kehren. Der Verband rechnet für 2005 erneut mit einem Minus von einem Prozent.

Gebremst wird die Kauflust der Verbraucher auch durch die Preissteigerung. Der starke Anstieg der Ölpreise hat die Teuerung in diesem Jahr erstmals seit 2001 wieder auf die kritische Marke von zwei Prozent klettern lassen. Im Jahresdurchschnitt werde die Inflation voraussichtlich zwei Prozent erreichen, teilte das Statistische Bundesamt am Freitag auf Grundlage von Schätzungen aus sechs Bundesländern mit.

Der Handel hofft nun auf die verkaufsoffenen Tage zwischen Weihnachten und Neujahr, die dem Weihnachtsgeschäft zugerechnet werden. Man werde an den Tagen bis Silvester alle Register ziehen, kündigte Pellengahr an. Entscheidend werde der kommende Dienstag sein, wenn die Geschäfte nach den Feiertagen wieder öffnen.

Besonders gefragt bei den Kunden war in diesem Jahr erneut Unterhaltungselektronik. Mobile Musikspieler (MP3- Player) seien in manchen Geschäften sogar zeitweise ausverkauft gewesen, hieß es beim HDE. Viele Kunden statten sich bereits mit Flachbildschirmen aus, um die Spiele der Fußball-WM 2006 im Breitformat sehen zu können. Insgesamt ist die Nachfrage nach Fanartikeln für die WM hoch. „In unseren Fifa-Shops brummt das Geschäft“, bestätigt ein Konzern-Sprecher von Karstadt-Quelle.

Am heutigen Heiligabend erwarten vor allem die Lebensmittelhändler und Feinschmecker-Etagen noch einmal einen starken Ansturm. Dafür werden etwa die Galeries Lafayette bereits um acht Uhr öffnen. „Bei Lebensmitteln läuft es extrem gut“, bestätigt auch Karstadt-Quelle.

Für viele Buchhändler verlief das Weihnachtsgeschäft dagegen enttäuschend. „Insgesamt wird der Umsatz wohl unter dem Ergebnis von 2004 bleiben“, sagte Claudia Paul vom Börsenverein des deutschen Buchhandels. Die Hoffnung ruht jetzt auf den Last-Minute- Käufern. „Zu Recht“, sagt Thomas Wilking vom Branchenmagazin „Buchreport“. „Die letzten Tage vor Weihnachten können das Geschäft kräftig beleben. Das kann die Umsätze vielleicht auf Vorjahresniveau bringen.“

Gut läuft vor allem das Online-Geschäft. Der Anteil am Buchmarkt liegt zwar immer noch unter fünf Prozent. Die Zuwachsraten sind nach Erhebungen des „Buchreport“ jedoch zweistellig. Im Weihnachtsgeschäft legte der Verkauf im Vorjahresvergleich um 20 Prozent zu. Davon profitieren nicht nur Online-Händler wie Amazon, sondern auch traditionelle Branchengrößen wie die Weltbild-Gruppe. Alle Erwartungen hat ein Klassiker übertroffen: Eine Sonderedition der Bibel im Messingeinband. „Die Zahl der Kunden, die die Goldbibel kaufen wollen, liegt im hohen sechsstelligen Bereich“, sagte Weltbild-Geschäftsführer Carel Halff.

Luxus ist nicht nur bei Bibeln gefragt: Auch auf dem Luxusboulevard im KaDeWe liefen die Geschäfte gut, sagt eine Sprecherin. Das Weihnachtsgeschäft in dem Traditionshaus bestreiten vor allem Berliner und deutsche Touristen. Insgesamt sind es aber inzwischen die Chinesen, die das meiste Geld im KaDeWe ausgeben. Sie haben die Russen überholt.

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