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Wirtschaft: Der Euro ist nicht zu bremsen

Kurs springt über 1,18 Dollar Spekulation gegen US-Währung

Berlin (mot). Der EuroKurs ist am Mittwoch weiter gestiegen und wird nach Meinung von Devisenexperten seinen Aufwärtstrend fortsetzen. Zeitweise kletterte die Gemeinschaftswährung über 1,18 Dollar und markierte damit den höchsten Stand seit Mitte Juni. Die Europäische Zentralbank stellte einen Referenzkurs von 1,1781 Dollar fest. Am Nachmittag sprang die Notierung erneut über die 1,18-Dollar-Marke und verharrte dort. Es setze sich trotz Dementis am Markt die Auffassung durch, dass vor allem der amerikanischen Finanz- und Geldpolitik an einer Dollar-Abwertung gelegen sei, hieß es zur Erklärung. Dies heize die Spekulation gegen die US-Währung weiter an.

Bank of Japan zu Intervention bereit

Im Verhältnis zum Yen erholte sich der Dollar am Mittwoch zwar leicht, die Aufwertung der japanischen Währung hält aber an. Ein starker Euro und Yen schmälern die Gewinne der europäischen und japanischen Exporteure, die ihre Waren und Dienstleistungen im Dollarraum verkaufen. Japans Finanzminister Sadakazu Tanigaki ließ am Mittwoch deshalb keinen Zweifel daran, dass die Bank of Japan gegebenenfalls intervenieren werde, um den Yen-Kurs niedrig zu halten. „Wenn es große spekulative Bewegungen und Schwankungen im Markt gibt, werden wir entschieden intervenieren“, sagte er.

In Devisenmarkt-Kommentaren finden sich erste Hinweise darauf, dass Beobachter Interventionen der Notenbanken nicht mehr ausschließen. „Die G7 dürfte kein Interesse daran haben, durch eine zu schnelle Abwertung des US-Dollar eine Konjunkturabschwächung in Europa oder Japan zu riskieren“, schrieb etwa die Deutsche Bank am Montag. Analysten rechnen dennoch mit einer Fortsetzung des Aufwärtstrends. HSBC Trinkaus&Burkhardt kalkuliert mit einem Wert von 1,30 Dollar zum Jahresende. Analysten der Commerzbank rechnen mit einem kurzfristigen Anstieg bis zu alten Rekordständen: „Der Euro dürfte jetzt die Spitzenwerte von Mai/Juni bei 1,1935 Dollar angehen.“

Zweifel an Wachstumsprognose

Kommt es zu einem Dollar-Crash, ist nach Meinung vieler Ökonomen der Aufschwung in Europa im kommenden Jahr gefährdet. Auch in diesem Jahr könnte die deutsche Wirtschaft allenfalls stagnieren. Die Bundesregierung rechnet nach einem Bericht der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ für 2003 nur noch mit einer Stagnation. Sie wolle die Wachstumsprognose auf 0,25 Prozent oder gar auf Null senken, berichtete das Blatt unter Berufung auf Regierungskreise. Derzeit liegt die offizielle Prognose bei 0,75 Prozent. Optimistisch gab sich hingegen Frankreichs Premierminister Jean-Pierre Raffarin, der fest mit einem Anziehen der Konjunktur im kommenden Jahr rechnet. Im Defizitverfahren gegen Frankreich hat die EU-Kommission den nächsten Schritt getan: Die Behörde stellte am Mittwoch in Brüssel fest, dass Paris den von den EU-Finanzministern im Juni ausgesprochenen Empfehlungen zum Abbau des Haushaltsfehlbetrags nicht nachgekommen sei. Bestätigt werden muss diese Einschätzung nun von den EU-Finanzministern.

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