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Wirtschaft: Der Euro kommt: Klammheimlich klettern die Preise

"Der Countdown läuft - Der Euro kommt". Bis zum Jahreswechsel beleuchtet der Tagesspiegel in der Wirtschaft jeweils sonnabends mit Berichten, Reportagen, Interviews und Standpunkten die verschiedenen Aspekte der Euro-Bargeldeinführung.

"Der Countdown läuft - Der Euro kommt". Bis zum Jahreswechsel beleuchtet der Tagesspiegel in der Wirtschaft jeweils sonnabends mit Berichten, Reportagen, Interviews und Standpunkten die verschiedenen Aspekte der Euro-Bargeldeinführung.

Zum Thema OnlineSpezial: Der Euro kommt Euro-Countdown: Die Serie im Tagesspiegel Euro-Memory: Passende Euro-Pärchen finden Ted: Der Euro - mehr Vor- oder mehr Nachteile? Es wird sie auch im Euro-Zeitalter geben, Signal- oder Schwellenpreise: 99 Cent, 1,99 Euro oder etwa 9,90 Euro. Die Frage aber bleibt, wie der Handel hierzulande - und in den anderen Euro-Ländern - von der bisherigen nationalen Währung auf die neue Währung umstellt. Mit bloßem Umrechnen jedenfalls ist es nicht getan. 1,99 Mark etwa ergeben 1,02 Euro. Damit hat der Handel zwei Möglichkeiten: Er senkt auf 0,99 Euro oder er hebt den Preis auf 1,09 Euro an. Ob es so kommt, ist nicht ausgemacht. Aber Anzeichen, dass Händler die Einführung des Euro-Bargeldes zu versteckten Preiserhöhungen nutzen, gibt es. Verbraucherschützer sind längst hellhörig geworden. Wer im Supermarkt genau hinschaut, entdeckt bei einigen Produkten schon jetzt Preisanhebungen. Natürlich bestreitet der Handel, dass dies mit dem Euro zusammenhängt. "Der Verdacht einer Euro-Preiserhöhung ist immer dann gegeben, wenn ein Produkt, das zuvor zu einem verkaufsfördernden Mark-Schwellenpreis zu haben war, plötzlich zu einem ungewohnt krummen Preis angeboten wird, der Preis aber in Euro wieder einen Schwellenpreis ergibt", heißt es bei der Verbraucherzentrale Hamburg. Beispiel: Das Produkt kostete bisher 2,95 Mark, wird jetzt mit 3,11 Mark ausgezeichnet - was im Januar 1,59 Euro entspricht.

Die Hamburger Verbraucher-Zentrale ( www.vzhh.de ) hat eine "Euro-Sünder-Kartei" eingerichtet, in der Verbraucher ihre Beobachtungen im Handel festhalten. Da zeigt sich: Es gibt mitunter nicht nur deutliche Preiserhöhungen, etwa bei Brot und Brötchen, sondern auch vermeintlich pfiffige Tricks. Der ursprüngliche Mark-Preis wird schon lange vor der Einführung des Euro-Bargeldes so angehoben, dass sich ein krummer Euro-Betrag ergibt, etwa 2,01 Euro. Im Januar dann zeigt sich der Händler großzügig und senkt auf 1,99 Euro. Dass der Mark-Preis vorher noch niedriger lag, verschweigt er allerdings. Die Lebensmittelkette Intermarché schraubte den Preis für einen Liter Milch von 0,95 Mark auf 1,19 Mark nach oben, was 0,61 Cent entspricht. "Ob hier wohl später großzügig auf 0,59 Euro abgerundet wird?", fragt sich die Verbraucher-Zentrale Hamburg.

Vereinzelt haben Verbraucherschützer auch einen anderen Weg zu höheren Preisen entdeckt. Dann wird der Preis-Vergleich Mark-Euro noch schwieriger. Ein Glas Schwartau-Marmelade gab es bis vor wenigen Wochen im 450-Gramm-Glas für 3,29 Mark. Jetzt kostet das Glas nur noch 2,99 Mark, allerdings mit nur noch 340 Gramm Marmelade. Damit wird der Brotaufstrich mit einem Schlag um runde 20 Prozent teurer. So lässt sich leicht auf die neue Währung umstellen.

Das denkt sich wohl auch jener Händler, der die Packung mit 58 Pampers-Windeln für 28,98 Mark oder 14,82 Euro verkauft hat und jetzt nur noch 12,75 Euro oder 24,94 Mark verlangt. Allerdings stecken nur noch 43 Windeln im Paket. Der niedrige Euro-Preis für die Packung legt eine falsche Spur. Ähnliches hat die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen bei Zahnpasta-Tuben und bei Kaugummis entdeckt.

Verhindern kann diese klammheimlichen Preiserhöhungen niemand. Allerdings hat der deutsche Einzelhandel in einer Selbstverpflichtung zugesagt, die Euro-Bargeld-Einführung nicht für Preiserhöhungen ausnutzen. Generell gibt es trotz einiger Einzelbeispiele keine Anzeichen für "schamlose und katastrophale Preiserhöhungen", wie Klaus Wiesehügel, Chef der Gewerkschaft IG Bauen, Agrar, Umwelt glaubt. Immerhin gibt es auch löbliche Beispiel wie das Möbelhaus Ikea: Bei der Umstellung auf das neue Sortiment im August haben die Schweden auf jede Preiserhöhung verzichtet. Im Gegenteil: Ikea-Möbel sind in der Regel dank Euro sogar billiger geworden.

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