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Wirtschaft: "Der Euro-Optimismus wurde uns verordnet" Deutsche Bank-Devisenhändler Goldberg über die Befindlichkeit der Märkte, Händler und des Euros

Herr Goldberg, wieso ist der Euro schwach?Wir sind mit einem verordneten Euro-Optimismus in die Währungsunion gegangen.

Herr Goldberg, wieso ist der Euro schwach?

Wir sind mit einem verordneten Euro-Optimismus in die Währungsunion gegangen.Die Marktteilnehmer haben kaum Dollar gekauft.Die Argumente für einen starken Euro wurden mehr beachtet, die negativen Aspekte schlichtweg ignoriert.

Was sprach für den Euro?

Anfang des Jahres dachte man noch, daß die Krise in den Emerging Markets die Amerikaner zu weiteren Zinssenkungen bewegen würde.Die Schwierigkeiten in Brasilien und in Mexiko, der Druck auf die Währungen.Das sah für den Dollar nicht gut aus.Keiner wollte den Greenback, und dann wurde er doch gekauft.Die Argumentation kippte.Plötzlich redete jeder von einer unerwartet starken Konjunktur in den Staaten.

Dafür gab es doch handfeste Gründe...

Zugegeben, die Wirtschaftsprognosen für Europa wurden mehrfach nach unten revidiert, während sich die Aussichten in den Staaten verbesserten.Aber das ist nicht alles.Inzwischen waren ja auch einige Kursverluste aufgelaufen.Das brachte den Handel zum kippen.

Weitere Verluste sollten vermieden werden?

So läuft das.Das Verhalten der Marktteilnehmer kann sich von heute auf morgen ändern.Das ist auch für die Devisenmärkte ganz typisch.Kein Händler irrt sich gern und fährt Verluste ein.Also wird die Lage eine Zeit lang schön geredet.Dann aber schaut man den Realitäten ins Auge und trennt sich von seinen Beständen.

Die sogenannten fundamentalen Fakten, wie das beachtliche Leistungsbilanzplus der Euro-Länder, zählen nicht?

Sagen wir: sehr wenig.Nehmen Sie die Umfragen, die die Deutsche Bank alle drei Monate bei 120 Exporteuren und Importeuren durchführt.Zuletzt war noch eine Mehrheit davon überzeugt, daß der Euro wieder steigen wird.Trotzdem ging der Kurs runter.

Sind Prognosen Wunschvorstellungen?

Zum Teil.Auf alle Fälle aber ist die gegenwärtige Marktkonstellation vorwiegend psychologisch zu erklären.

Wird der Euro jetzt runtergeredet?

Ich würde sagen, da sitzen viele in einem Boot.Und der Handel zieht mit.

Wie weit geht das?

1997 kostete der Dollar bereits gut 1,89 DM und Mitte der 80er Jahre lag der vergleichbare Euro-Kurs bei rund 0,95 Dollar.

Bei welchem Kurs wird es kritisch?

Als Händler sage ich: Wenn der Euro unter 1,03 Dollar rutscht, geht es weiter kräftig nach unten.

Sie rechnen nicht mit Interventionen der Europäischen Zentralbank?

Bislang nicht.Denn der Trend nach unten könnte so noch verstärkt werden.Nein, nur der Markt kann die Wende schaffen.

Wann ist es soweit?

Wir werden das Tal bald erreichen.

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