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Wirtschaft: Der Euro schafft die Parität noch immer nicht Neue US-Konjunkturindikatoren

Berlin (mo). Der Euro hat sich am Mittwoch nach starken Schwankungen leicht abgeschwächt.

Berlin (mo). Der Euro hat sich am Mittwoch nach starken Schwankungen leicht abgeschwächt. Die EZB legte den Referenzkurs mit 0,9898 nach 0,9930 US-Dollar am Vortag fest. Am Morgen war die Gemeinschaftswährung noch auf 0,9970 US-Dollar vorgerückt . Im Devisenhandel richten sich die Blicke jetzt auf den Freitag. Dann werden die US-Einzelhandelsumsätze für den Juni und das Verbrauchervertrauen für Juli bekannt gegeben. Enttäuschende Daten könnten den Euro zum Wochenschluss durchaus über die Parität treiben, heißt es im Frankfurter Devisenhandel. Enttäuschend bedeutet, dass der Einzelhandelsumsatz um weniger als 0,6 Prozent steigen und das Verbrauchervertrauen erneut zurückgehen würde. Grundsätzlich spricht die Stimmung im Handel unverändert gegen den US-Dollar. Dass es sich bei der gegenwärtigen Konstellation eher um eine Dollarschwäche als um eine Euro-Stärke handelt, zeigt der Blick auf andere Wechselkurse. So ist auch der japanische Yen gegenüber dem Dollar seit Anfang dieses Jahres stark gestiegen.

Für die meisten Banken-Volkswirte ist die Parität nur noch eine Frage der Zeit. Außerdem glauben zahlreiche Devisenmarktfachleute, dass es sich bei der Marktentwicklung nicht nur um eine kurzfristige Korrektur, sondern um eine fundamentale Neubewertung des Euro handelt. Der so genannte faire Wechselkurs schwankt, je nach Institut und Institution, zwischen 1,05 und 1,40 US-Dollar pro Euro. Dabei liegt Deutsche Bank Chefvolkswirt Norbert Walter mit seiner Schätzung am unteren Rand der Bandbreite: „Das ist der Kurs, zu dem die beiden Wirtschaftsräume USA und Euroland dauerhaft gut miteinander Handel treiben können, ohne irgendwelche Verzerrungen zu erleiden.“

Gemessen am erwarteten Wirtschaftswachstum erscheint die Dollar-Schwächeauf den ersten Blick ungerechtfertigt. Denn für die US-Wirtschaft wird für dieses Jahr mit einem Wachstum von 2,8 Prozent und für 2003 mit einem Plus von 3,8 Prozent gerechnet. Demgegenüber schneidet der Wirtschaftsraum der Euro-Länder mit nur 1,3 Prozent und 2,7 Prozent relativ bescheiden ab. Für die Investoren zählt zurzeit jedoch weniger das erwartete Wachstum als vielmehr das steigende US-Leistungsbilanzdefizit, das Spiegelbild der Kapitalverkehrsbilanz. Seit Jahren sind die USA auf umfangreichen Kapitalimport angewiesen. Der Löwenanteil der Kapitalzufuhr kam in den vergangenen Jahren aus Japan und dem Euro-Raum. Die jüngste Aufwertung von Yen und Euro hat den Zufluss dieser ausländischen Ersparnisse jedoch deutlich abebben lassen. Ein Trend, der sich nach Ansicht der Deutschen Bank noch verschärfen dürfte. Börsenflaute, Unsicherheiten über die Beständigkeit des erwarteten Aufschwungs, aber vor allem auch die offensichtliche Abkehr von der Politik des starken Dollars, lässt die Investoren verstärkt nach einer Anlage-Alternative zum Dollar Ausschau halten.

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