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Wirtschaft: Der Export macht gute Stimmung

Die deutsche Industrie rechnet mit einer stärkeren Konjunktur – unter Vorbehalt

Berlin/Frankfurt am Main – Die Lage in der deutschen Wirtschaft wird deutlich besser. „Die Konjunktur ist im Aufwind“, sagte Michael Rogowski, Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI), am Mittwoch in Berlin. Vor allem der Export entwickele sich „wirklich stark“ und „besser als erwartet“. Am Dienstagabend hatte der Zentralverband Elektrotechnik- und Elektronikindustrie (ZVEI) bereits wegen des guten Auslandsgeschäfts seine Umsatzprognose für 2004 von plus zwei auf vier Prozent erhöht. Sorgenkind bleibt aber aus Sicht der Verbände die schwache Inlandsnachfrage.

Zugpferd sei weiterhin die gute Weltkonjunktur, sagte Rogowski. „Und deren Rahmenbedingungen für die weitere Entwicklung ist sehr günstig.“ Die US-Konjunktur sei gut, wobei der Export aus den USA durch den schwachen Dollar Rückenwind erhält. Die japanische Wirtschaft wiederum sei erstaunlich stark, sagte Rogowski. Sie profitiere vom Aufschwung in China, von eigenen Reformen und der Weltwirtschaft insgesamt. „Selbst Lateinamerika hat sich berappelt“, sagte der BDI-Präsident.

Europa hinke der Entwicklung noch hinterher. Dabei sei das Problem bei den größten Sorgenkindern – Deutschland, Frankreich und Italien – das gleiche: Reformstau. Trotzdem rechnet Rogowski für 2004 in Deutschland mit 1,5 bis 1,7 Prozent Wachstum, für 2005 mit „um die zwei Prozent“.

Edward Krubasik, der neue Präsident des ZVEI, sagte Dienstagabend, in der Branche laufe es besser als noch zu Jahresanfang erwartet, vor allem wegen des guten Exportgeschäftes, das in den ersten fünf Monaten um 15 Prozent zulegte. Der Gesamtumsatz soll jetzt in diesem Jahr um vier Prozent auf rund 160 Milliarden Euro steigen. „Der Funke aus dem Export ist aber leider nicht auf das Inlandsgeschäft übergesprungen“, sagt der ZVEI-Präsident. „Die Achillesferse bleibt die Schwäche des Heimatmarktes.“ Sollte der Export nachlassen biete das Inlandsgeschäft keinen Rückhalt. Vor dem Hintergrund der Investitionszurückhaltung und der Konsumschwäche tritt das Geschäft im Inland insgesamt auf der Stelle. Die Fabriken seien deshalb weiter nur zu 80 Prozent ausgelastet.

Auch für BDI-Präsident Rogowski ist die Hauptfrage, wann sich der starke Export auch positiv im Inland bemerkbar macht. Einiges spreche dafür, dass er es bald tun müsste. Doch gebe es ebenfalls einige Gründe, weshalb das sonst gültige Schema, das die deutsche Konjunktur schon öfters erlebt habe, heute nicht mehr so funktioniere wie früher. Zum einen hätten sich die Produktionsstrukturen in den vergangenen zehn Jahren deutlich verändert. Mittlerweile stammten rund 40 Prozent der Wertschöpfung des deutschen Exports aus dem Ausland – etwa dadurch, dass Autoteile importiert und hier zu Lande dann montiert werden. 1991 lag der Anteil noch bei 26 Prozent. „Das heißt, wir brauchen heute ein stärkeres Exportwachstum, damit es sich tatsächlich in der hiesigen Produktion niederschlägt“, sagte Rogowski.

Daneben fehle es aber auch an Vertrauen. Die Verbraucher seien durch die eingeleiteten Reformen verunsichert. Die Reformen seien aber notwendig und würden sicher „die positiven Wirkungen nicht verfehlen“. Und schließlich müssten die Investitionsbedingungen verbessert werden. Rogowski forderte erneut die Senkung der Unternehmenssteuern – bei einer gleichzeitigen Beschneidung der Subventionen.

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