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Wirtschaft: Der Exportboom geht zu Ende

Industrie warnt vor Schwäche der Weltwirtschaft – und sieht die WTO-Handelsrunde vor dem Scheitern

Berlin - Der Bundesverband der deutschen Industrie (BDI) fürchtet, dass der Exportboom für die deutsche Wirtschaft bald abflauen wird. „Die Weltkonjunktur hat ihren Höhepunkt erreicht, die Erwartungen werden skeptischer“, sagte BDI-Hauptgeschäftsführer Ludolf von Wartenberg am Donnerstag in Berlin. In diesem Jahr würden die Ausfuhren zwar um zehn Prozent steigen, im kommenden seien es nur noch sieben. Das liege vor allem an der schwächeren Entwicklung in den USA. Insgesamt werde das Bruttoinlandsprodukt 2007 nur noch um ein Prozent zulegen.

Derzeit habe der Aufschwung aber an Breite gewonnen, fügte BDI-Präsident Jürgen Thumann hinzu. Vor allem die exportorientierten Unternehmen hätten volle Auftragsbücher. Zudem sei die Binnennachfrage mittlerweile zu einem zweiten Standbein der Konjunktur geworden. „Ich habe aber gewisse Zweifel, wie lange diese Entwicklung anhalten kann.“ Ein Risiko für die nahe Zukunft sei nicht nur das teure Öl, sondern auch der Plan der Bundesregierung, dem Wirtschaftskreislauf 2007 rund 30 Milliarden Euro zu entziehen. Zudem könnten die weltweit steigenden Leitzinsen die Konjunktur bremsen. Eine Belebung des Exports durch einen Durchbruch bei den seit langem festgefahrenen Welthandelsgesprächen sieht der BDI nicht. „Wir sollten uns darauf einstellen, dass es keine vernünftige Regelung geben wird und die Wirtschaft stattdessen verstärkt bilaterale Abkommen treffen muss“, sagte von Wartenberg.

Optimistischer äußerte sich am Donnerstag die Bundesregierung. Im zweiten Quartal dürfte das Wachstum deutlich stärker gewesen sein als zwischen Januar und Ende März, erklärte das Finanzministerium in seinem Monatsbericht für den August. Zu Jahresbeginn hatte die Wirtschaftsleistung um 0,4 Prozent im Vergleich zum Vorquartal zugenommen. Das belegten auch die im Juni um 8,8 Prozent höheren Steuereinnahmen. In den ersten sechs Monaten des Jahres verbuchten Bund und Länder ein Plus von 7,6 Prozent. Das Gesamtaufkommen kletterte im Juni auf 43,55 Milliarden Euro.

Gute Aussichten für den Rest des Jahres sieht das Ministerium angesichts der starken außenwirtschaftlichen Daten und der inländischen Wachstumskräfte. Auch der Bauwirtschaft gehe es deutlich besser. Anders als der BDI bezeichnete das Finanzministerium die Aussichten für den Export als gut. Dazu trage eine starke Nachfrage und die hohe Wettbewerbsfähigkeit auf dem Weltmarkt bei.

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