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Wirtschaft: Der größte Börsengang aller Zeiten

Berlin - Die chinesische Staatsbank ICBC kann mit Superlativen aufwarten: 350 000 Beschäftigte, 18 000 Filialen, 150 Millionen Kunden – mehr als Russland Einwohner hat. Am heutigen Freitag wird ein weiterer Rekord hinzukommen: Mit knapp 22 Milliarden Dollar Erlös wird der Börsengang der Bank in Schanghai und Hongkong zum größten der Geschichte.

Berlin - Die chinesische Staatsbank ICBC kann mit Superlativen aufwarten: 350 000 Beschäftigte, 18 000 Filialen, 150 Millionen Kunden – mehr als Russland Einwohner hat. Am heutigen Freitag wird ein weiterer Rekord hinzukommen: Mit knapp 22 Milliarden Dollar Erlös wird der Börsengang der Bank in Schanghai und Hongkong zum größten der Geschichte. Sie löst damit den japanischen Handykonzern NTT DoCoMo als Rekordhalter ab.

Die Industrial and Commercial Bank of China (ICBC) ist die größte der vier chinesischen Staatsbanken und die dritte, die an die Börse gebracht wird. Dieses Ereignis hat in den vergangenen Wochen eine wahre Euphorie unter den asiatischen Anlegern ausgelöst. Sie stürmten die Bankschalter, die Nachfrage nach der Aktie war zwanzigmal so groß wie das Angebot. In Deutschland war es nicht möglich, die Aktie zu zeichnen. Erst ab dem Handelsstart kann es auch von Kleinaktionären hierzulande ganz normal gekauft und verkauft werden.

Die meisten Experten rechnen mit großen Kursgewinnen am ersten Tag. Doch langfristig warnen Kritiker vor zu großer Euphorie. Der chinesische Bankenmarkt funktioniere noch nicht nach marktwirtschaftlichen Regeln, heißt es. Die Institute seien beim Ausmisten fauler Kredite immer auf Finanzspritzen vom Staat angewiesen, die Transparenz sei oft mangelhaft. Wenn in wenigen Jahren ausländische Banken auf den chinesischen Markt drängen dürften, werde es für die einheimischen Institute sehr schwer werden.

Zwei deutsche Unternehmen haben bereits jetzt ordentlich vom Börsengang profitiert: Die Allianz hat im vergangenen Jahr bereits 2,5 Prozent an der ICBC erworben – zu einem deutlich günstigeren Kurs als dem jetzigen Ausgabepreis. Allerdings musste sie sich verpflichten, die Aktien drei Jahre lang zu halten. Die Deutsche Bank kann dagegen schon jetzt Kasse machen: Sie gehört zu den fünf Konsortialbanken, die die ICBC an die Börse bringen. Dabei schafft sie allerdings auch einen gigantischen Konkurrenten: Die ICBC wird am Freitagmorgen 129 Milliarden Dollar wert sein – etwa doppelt so viel wie die Deutsche Bank.

Stefan Kaiser

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