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Viele Menschen drängeln sich in einer Einkaufsstraße an einem goldenen Kunstweihnachtsbaum vorbei

© picture alliance / dpa

Der Handel freut sich auf das Weihnachtsgeschäft: Mehr Geld für Geschenke als je zuvor

Die Deutschen werden in diesem Jahr so viel Geld für Geschenke ausgeben wie noch nie: 273 Euro im Schnitt. Der Onlinehandel trägt immer stärker zum Gesamtumsatz bei.

Von Maris Hubschmid

Berlin - Schöne Bescherung? Vermutlich ja. Eine zusätzliche Milliarde werden die Deutschen in diesem Jahr während der Vorweihnachtszeit ausgeben, prognostiziert der Handelsverband (HDE) – insgesamt 80,6 Milliarden Euro. Soviel geschenkt (und sich selbst beschenkt) wurde in der Bundesrepublik noch nie. Jeder zweite Arbeitnehmer, besagen Umfragen, darf mit Weihnachtsgeld rechnen, und die Neigung, es in großen Teilen sofort auszugeben, nimmt von Jahr zu Jahr zu. Die gute Beschäftigungssituation, niedrige Zinsen und steigende Einkommen tragen zu der positiven Verbraucherstimmung bei. Das Geschenkebudget beträgt laut der Beratungsfirma Ernst & Young in diesem Jahr im Schnitt 273 Euro.

Tatsächlich bedeutet diese Summe einen Zuwachs von 1,2 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Das ist eher moderat. Der große Schub, sagte HDE-Präsident Josef Sanktjohanser am Donnerstag in Berlin, bleibe aus. Es wäre mehr drin, würden die Verbraucher nicht zum Beispiel durch die deutlich steigenden Energiekosten belastet, meinte Sanktjohanser. Die Stromrechnung drückt die Kauflaune: Allein die Erhöhung der Ökostrom-Umlage in diesem Jahr koste den Einzelhandel 0,6 Prozent Wachstum.

Im Internet informieren, offline kaufen

Auch der Tarifkonflikt mit Verdi sei kontraproduktiv. „Jeder Streik hält die Kunden aus den Innenstädten fern.“ Was nicht per se ein Problem sein muss: Große Erwartungen hat der Verband an den Onlinehandel, den Sanktjohanser als „Wachstumsgarant“ bezeichnete. Die Händler rechnen damit, dass die Verbraucher im Internet zum Jahresende 15 Prozent mehr Geld ausgeben als 2012.

Dieses Geld fehle nicht unbedingt in den Läden, erklärte Stefan Genth, Hauptgeschäftsführer des Verbands, der kleine Betriebe ebenso vertritt wie Ketten. „Ganz bestimmt ist der Onlineverkauf die größte Veränderung im Handel seit Einführung der Selbstbedienung.“ Knapp ein Drittel aller stationären Händler betreibe aber bereits eigene Online-Shops. Zudem informierten sich Kunden häufig im Internet über die Auswahl, kauften dann aber „offline“, wo sie Waren begutachten können – mindestens so häufig, wie sie sich umgekehrt in Läden beraten lassen, um dann online beim günstigsten Anbieter zu bestellen.

Jedes dritte Spielzeug liegt unter dem Baum

Besonders stark profitieren dürften im November und Dezember erfahrungsgemäß die Segmente Spielwaren, Bücher, Unterhaltungselektronik, Schmuck und Kosmetik. Die Spielwarenbranche erwirtschaftete 2012 sogar fast ein Drittel ihres Umsatzes im Weihnachtsgeschäft. Im Buchhandel war es knapp ein Viertel. Vergangenes Jahr blieb das Weihnachtsgeschäft mit nur 0,2 Prozent Wachstum gegenüber 2011 allerdings deutlich hinter den Erwartungen zurück. Mit der jüngsten Vorhersage jedoch hält sich der Verband an seine Einschätzung für das Gesamtjahr. Auch da soll am Ende ein Plus von 1,2 Prozent stehen. 434 Milliarden Euro hätten deutsche Konsumenten dann im Laufe des Jahres im Einzelhandel ausgegeben.

Ferngesteuerte Autos
Ein Drittel aller Spielzeuge wird in der Vorweihnachtszeit verkauft.

© dpa

Steuererhöhungen und einen bundesweit einheitlichen Mindestlohn lehnt der Handel ab. „Es muss uns erlaubt sein, geringere Tätigkeiten geringer zu bezahlen“, sagte Sanktjohanser. Der Präsident forderte die Politik auch auf, bei allen Bemühungen um die Exportwirtschaft die Binnenkonjunktur nicht aus den Augen zu verlieren. Der Handel ist mit drei Millionen Arbeitsplätzen ein wesentlicher Stabilitätsfaktor.

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