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Wirtschaft: „Der Handel mag’s robust“ Warum Äpfel oft

gleich schmecken

Herr Nöthen, wie kommt es, dass Äpfel aus dem Supermarkt oft alle gleich aussehen – und schmecken?

Das liegt auf der einen Seite an den gesetzlichen Vermarktungsnormen für Äpfel und auf der anderen Seite an der Angebotsstruktur des Handels. Für den Handel ist vor allem wichtig, dass Äpfel eine gewisse Härte haben und nicht mehlig sind. Die EUVermarktungsnorm schreibt vor allem vor, dass alle in den Handel gebrachten Äpfel eine bestimmte Größe und eine bestimmte Färbung haben, damit alle Erzeuger in der EU die gleichen Ausgangssituationen bei der Vermarktung haben. Die deutsche Apfelwirtschaft hat in den letzten Jahren immer wieder versucht, andere Reifekriterien wie den Mindestzuckergehalt, den Apfelsäuregehalt und das Verhältnis zwischen Zucker und Säure im Äpfel in die EU-Vermarktungsnorm einzuführen. Leider bisher ohne Erfolg.

Warum können Supermarkt-Kunden nur zwischen vier oder fünf Sorten wählen?

Der Handel bevorzugt robuste Sorten wie Elstar, Jonagold, Golden Delicious, Braeburn, oder Gala, die das ganze Jahr über preiswert in gleicher Qualität verfügbar sind. Verbraucher erwarten über das Jahr ein möglichst immer gleiches Warenangebot - auch wenn das dem jahreszeitlichen einheimischen Angebot widerspricht. Ein Frühapfel zum Beispiel hat eine weiche Schale und ist daher nur wenige Tage in einem Reifezustand, in dem er optimal vermarktet werden kann. Wird er durch festes Anfassen vom Kunden gedrückt, sieht man dies sofort. Einen solchen – unansehnlichen – Apfel kauft niemand mehr.

Kommen die Äpfel immer frisch vom Baum?

Natürlich werden Äpfel - je nach Jahreszeit - in unterschiedlichen Teilen der Welt angebaut. Äpfel können aber lange eingelagert werden. Dabei wird der gekühlten Luft Sauerstoff entzogen, das verzögert den Reifeprozess beim Obst. Es wird länger haltbar.

Und das hat keine Auswirkungen auf die Qualität?

Bis zu einem Jahr kann diese Methode ohne Qualitätsverlust angewandt werden. In Deutschland geht die Apfelsaison von Mitte August bis etwa Anfang Juli des darauf folgenden Jahres, dann sind die einheimischen Bestände verkauft. Aber dann beginnt in Deutschland bereits die neue Apfelsaison.

Gibt es ganz neue Sorten in der Entwicklung?

Im vergangenen Jahr haben die sechs größten deutschen Kernobstvermarkter eine Sorteninitiative gegründet – mit dem Ziel, neue Apfelsorten für den Anbau heranzuziehen. Aber es dauert viele Jahre, bis eine neue Sorte entsteht und in den Anbau gelangt. Daher werden diese neuen Sorten zunächst nur in kleinen Mengen in die Geschäfte kommen.

Das Gespräch führte Maren Peters.

Markus Nöthen

ist Apfelexperte bei der Bundesvereinigung der Erzeugerorganisationen Obst und Gemüse e. V. (BVEO), die ihren Sitz in Bonn hat.

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