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Wirtschaft: Der Handel schreibt Weihnachten ab

Umsätze liegen um bis zu fünf Prozent unter dem Vorjahr / Steuerentlastung wirkt erst im kommenden Jahr

Berlin (msh). Der deutsche Einzelhandel hat das Weihnachtsgeschäft abgeschrieben. Nach Einschätzung der Handelsverbände HDE und BAG bleibt der Umsatz in den Monaten November und Dezember um drei bis fünf Prozent unter dem bereits schwachen Niveau des Vorjahres. Bisher hatte der Handel mit einem Umsatz in gleicher Höhe wie 2002 gerechnet. Nach einem sehr schwachen November lief das Geschäft im Dezember zwar etwas besser. Aber: „Die Verkäufe haben zu spät angezogen, um das Weihnachtsgeschäft noch zu retten“, sagte HDESprecher Hubertus Pellengahr.

Für das Gesamtjahr rechnet der Handel mit einem Umsatzrückgang von einem Prozent im Vergleich zu 2002. Viele Menschen waren über die weitere wirtschaftliche Entwicklung verunsichert oder hatten Angst um ihren Arbeitsplatz. Hinzu kam der heiße Sommer, der vielen Kunden den Einkaufsbummel verleidet hat. Inzwischen hat sich die wirtschaftliche Lage entspannt. Viele Konjunkturindikatoren zeigen nach oben und steigende Börsenkurse sorgten bei vielen Haushalten für ein höheres Buchvermögen. Entsprechend zuversichtlich ist der Handel für das kommende Jahr. Um ein Prozent könnten die Umsätze im kommenden Jahr steigen, schätzt der HDE.

Bereits in den vergangenen Monaten hatte sich das Konsumklima stetig verbessert, aber noch nicht zu einem spürbaren Mehrumsatz im Handel geführt. Zusätzliche Impulse erhofft sich die Branche von der vorgezogenen Steuerreform. „Das ist das Signal für die Verbraucher: Jetzt geht es aufwärts“, sagte Bernd Michael, Geschäftsführer der Werbeagentur Grey, dem Tagesspiegel. Die Handelsverbände berichteten, die Umsätze hätten kurz vor den Feiertagen erfreulich angezogen. Zwar läuft das Geschäft in den letzten Tagen vor Weihnachten immer am besten, aber die Steuerreform könnte für einen zusätzlichen Schub gesorgt haben. Allerdings bezweifeln Experten, ob die Steuerermäßigung dem Handel im kommenden Jahr zu einem spürbaren Mehrumsatz verhelfen wird. „Es wird keinen Kaufrausch geben“, sagte Wolfgang Twardawa von der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK). „Die Menschen wissen noch nicht, was sie am Ende mehr in der Tasche haben werden.“ Schließlich kämen auf die Menschen zusätzliche Belastungen wie die geringere Pendlerpauschale, eine höhere Tabaksteuer und steigende Ausgaben für die Gesundheit zu.

Kritik äußerte Walter Deuss, Präsident des Handelsverbandes BAG, an der andauernden Preisschlacht der Händler: „Die Kunden mit Schnäppchen und Preisnachlässen für ganze Sortimente in die Geschäfte zu locken, ist kein Weg aus der Krise.“ Im Gegenteil: Die Rabattschlacht sei ein Ausdruck der Verunsicherung, die in der Branche herrscht. Besonders aggressiv wird derzeit für Bekleidung geworben. Winterwaren blieben wegen des warmen Novemberwetters in den Regalen liegen. Sogar Händler wie H & M oder C & A, die sonst mit dauerhaft niedrigen Preisen werben und keine Rabatte gewähren, senkten die Preise für viele Waren um 50 Prozent. „Die hohen Preisnachlässe bringen die Gewinnmargen der Händler immer stärker unter Druck“, sagte Twardawa. Auf die Dauer könnten das viele Händler nicht durchhalten. Und auch der Erfolg der Rabattaktionen sei zweifelhaft.

Hoffnung auf guten Jahresabschluss

Zu den wenigen Rennern im laufenden Weihnachtsgeschäft gehörten neben Spielwaren und Parfüm vor allem DVD-Geräte, Digitalkameras und Foto-Handys, sagte HDE-Sprecher Pellengahr. Auf einen versöhnlichen Jahresabschluss hoffen die Händler aber dennoch. Vor dem Jahreswechsel gibt es noch drei verkaufsoffene Tage, an denen viele Leute frei haben. Diese freie Zeit könnten sie dazu nutzen, Gutscheine oder Geldgeschenke einzulösen.

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