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Wirtschaft: Der Herr der Bücherregale

Günter Paschen vertreibt Möbel für „unsere gedruckten Freunde“ und hilft Bibliomanen, ihre Schätze aufzubewahren

Früher haben die Menschen ihren Büchern Paläste gebaut, zumindest die Adligen. Das aufstrebende Bürgertum des 19. Jahrhunderts gestand der Bücherflut immerhin noch einen eigenen Raum zu, eine Bibliothek, die äußerliches Zeichen der Belesenheit und der Bildung war. Man zog sich in die Bibliothek zurück, um ein Buch zu lesen oder in einem Bildband zu blättern. Das Lesen wurde zelebriert und die Bücher hatten ihren angestammten Platz im Haus. Und heute? Heute ist eine eigene Bibliothek in der Wohnung ein Luxus, der sich nur in großen, Wohnungen, vorzugsweise im Altbau, realisieren lässt oder im üppigen Eigenheim. Der weitaus übergroße Teil der Bibliomanen muss sich mit seinen Büchern in der Wohnung arrangieren. Dabei kommen die Bücher selten so zu Ehren wie zu Zeiten des Adels. Das Verhältnis zu Büchern ist pragmatischer geworden, vor allem, wenn man viele besitzt und ein Ende nicht abzusehen ist. Praktisch soll die Aufbewahrung sein, nach Möglichkeit nicht viel kosten und wenn man dann allmählich an die Kapazitätsgrenzen der Wohnung kommt, beginnt man, ausgeklügelte Varianten zu überlegen. Wo ließe sich noch ein Regal anbringen ohne zu stören? Wenn das alles auf Sie zutrifft, sind Sie ein Fall für Günter Paschen. Seit zwölf Jahren baut er die Paschen Bibliotheken, ist seine Firma die, die den Bücherfreunden maßgeschneiderte und neuerdings auch eine standardisierte und damit etwas preiswertere Variante anbietet.

„Wir haben alle einmal mit Billy angefangen und dagegen habe ich auch nichts. Aber Bücher sind, um es mit Rousseau zu sagen, unsere gedruckten Freunde. Aber meistens behandeln wir die Bücher nicht wie Freunde. Wir leisten uns in unseren Wohnungen die tollsten Designermöbel und wir sind stolz auf unsere Büchersammlung, aber keiner ist auf die Idee gekommen, diese Bücher auch würdig unterzubringen“, sagt Günter Paschen, der Senior-Chef. Man möge einmal darauf achten, wenn Prominente im Fernsehen aufträten, am liebsten ließen sie sich doch vor der Bücherwand fotografieren oder filmen. „Was wollen sie damit ausdrücken? Belesenheit, Bildung, Wissen. Eine Bücherwand hat etwas von einem Lebenswerkmotiv. Die Bücher, die man gelesen hat oder besitzt, sind Abbild deines Schicksals. Bücher sagen viel über den Menschen aus, der sie besitzt. Und eine Bücherwand ist auch immer ein dekorativer Hintergrund. Aber wenn ich dann mit dem Auge des Fachmannes auf diese Wände schaue, wie sich die Regale durchbiegen unter der Last – schade. Bücher nimmt man ans Herz, man verwahrt sie und geht gut mit ihnen um. Und dafür braucht man ein gescheites Möbel.“

Paschen streitet nicht ab, dass auch andere Hersteller von Wohnsystemen Bibliothekselemente anbieten, aber sie bieten sie eben unter anderem an. Sie sind nicht darauf spezialisiert. Günter Paschen war auch nicht darauf spezialisiert. Sein Geld hatte der Möbelfabrikant zuvor mit Sideboards und Vitrinen verdient, aber die zunehmenden Importe haben es seiner Firma schwer gemacht. Dann hatte er die Idee mit der Bibliothek. Kein Hersteller hatte seiner Ansicht nach das Potenzial erkannt und das Risiko gewagt. „Wir haben unsere Paschen Vollholz-Bibliothek auf Vormessen getestet und wir fanden immerhin einige bibliophile Händler, die unser System aufnahmen. Das war eine sehr harte Zeit am Anfang. Der Fertigungsprozess ist sehr aufwändig und die Maßanfertigungen müssen ganz genau mit den Kunden abgestimmt werden, bevor man produziert. Aber wir hatten ja auch Erfahrungen aus unserem vorherigen Möbelbau.“

Die neue Bibliothek heißt schlicht Bibliothek Nr. 5 und beeindruckt durch ihre etwa sechs Zentimeter dicken Vollholz-Stollen und Bodenbretter, die sich ohne durchzubiegen, über 1,50 Meter erstrecken, was dem Möbel eine deutlich horizontale Note und einen architektonischen Charakter gibt. Hinzu kommt eine bequeme Ablage, die aus dem Regal etwas herausragt und direkt dazu einlädt, einen schweren Bildband hervorzuholen und darin zu blättern.

Von dieser Lösung, die seit dem vergangenen Jahr auf dem Markt ist, bis zur klassischen Paschen Bibliothek scheint es ein weiter Weg zu sein. Die erste Bibliothek bietet nicht nur eine stabile Verarbeitung und einen Aufbau nach allen erwünschten Maßen, sie hat noch einige Besonderheiten aufzuweisen, die konkurrenzlos sind. Wer viele Bücher besitzt, hat zwangsläufig welche, die er besonders mag und andere, die er weniger mag, von denen er sich aber auch nicht trennen will. Paschen hat das Schieberegal in die Welt der Bibliotheken eingeführt. In diesen 15 Zentimeter tiefen Regalen lassen sich bequem Bücher vom Boden bis zur Decke unterbringen und mit Hilfe von Schienen ganz leicht vor das eigentliche Regal schieben. So kann man Freiflächen verdecken, einen Flachbildschirmfernseher oder ein Bild verbergen, ganz nach Geschmack. Ist das Schieberegal ganz auf die Seite geschoben, stehen die Bücher praktisch in zwei Reihen, was aber zunächst gar nicht auffällt.

Nun gibt es vielleicht Bücher, die man noch weniger braucht, von denen man sich aber dennoch nicht trennen kann. Bisher verbannte man diese in die zweite Reihe. Doch bei einigen derart gefüllten Regalen verliert man leicht die Übersicht. Paschen hat auch für dieses Problem eine verblüffende Lösung parat. In seinem Regal ist auf jedem Boden eine kleine, etwa fünf Zentimeter hohe Stufe eingebaut, so dass die Bücher der zweiten Reihe mit dem Rücken die der ersten Reihe ein wenig überragen und so die Suche nach dem lang verschmähten Buch erleichtern. „Das können Sie bei sich zu Hause auch leicht nachrüsten“, sagt er.

Wer etwas konservativer wohnt, ist mit der Paschen Classic gut bedient. Diese Biedermeier-Bibliothek ist der Nachbau eines Modells von 1850. Die kanellierten Stollen mit dem leicht geschwungenen Sims verleihen dieser Bibliothek ihr klassisches Flair.

Die allerneueste Bibliothek ist die Nummer sechs mit einer maximalen Höhe von 246 Zentimetern aus Ahorn. Diese wird in sieben Beiztönen angeboten. Schieberegale mit einer Taschenbuchbreite von 15 Zentimetern schieben sich hier vor das etwas tiefere Regal. Quadratische farbige Glastüren lassen sich als dekoratives Element ebenfalls bewegen. Mit Alurahmen erscheint das Regalsystem noch ein wenig jünger. Für Paschen ist das nun das Einsteigermodell, das auf Grund standardisierter Herstellung mit bestimmten Grundelementen deutlich preiswerter ist als die Original-Paschen-Bibliothek. Günter Paschen schaut heute zufrieden auf sein Werk, geholfen hat ihm dabei sein Glauben an die Idee und an die wahren Bücherfreunde.

Mehr dazu im Internet:

www.paschen.de

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