Wirtschaft: Der Höllenhund unter den Heuschrecken

Berlin - Wenn John Snow lacht, dann blitzen seine Zähne wie die von Jack Nicholson. Der Mann an der Spitze des Finanzinvestors Cerberus gilt als exzellenter Kenner der internationalen Finanzmärkte und als eiskalt in seinem Geschäft. Für den Job des US-Finanzministers war das zu wenig – er wurde als farblos und wählerfern kritisiert und musste deshalb im vergangenen Jahr zurücktreten.

Für seinen neuen Job braucht er keine öffentlichkeitswirksame Ausstrahlung. Bei Cerberus geht es nur ums Geschäft. Der Finanzinvestor verwaltet 17,4 Milliarden Euro und nutzt das Geld bevorzugt dazu, faule Kredite, Immobilien oder kriselnde Unternehmen aufzukaufen. Dass es dabei nicht immer um Wohltaten für die Kreditnehmer, Mieter oder Beschäftigen geht, macht schon der Name deutlich: Cerberus ist der dreiköpfige Höllenhund, der in der griechischen Mythologie das Tor zur Unterwelt bewachte.

In der Automobilbranche hat Cerberus schon Erfahrung: Im vergangenen Jahr führte die Gesellschaft eine Gruppe von Investoren an, die die Finanzsparte von General Motors kaufte. Zudem besitzt sie in den USA einen kleineren Zulieferer und einen Autovermieter. In Deutschland übernahm Cerberus 2004 den insolventen Autozulieferer Peguform und verordnete ihm ein drastisches Sparprogramm.

Auch in Berlin ist Cerberus bekannt. 2004 kauften die Amerikaner die Wohnungsbaugesellschaft GSW mit rund 66 000 Wohnungen. Am Kauf der Landesbank Berlin (LBB) war Cerberus zunächst ebenfalls interessiert, zog sich dann aber aus dem Bieterwettbewerb zurück.

Die Gesellschaft gehört zu den Finanzinvestoren, die Vizekanzler Franz Müntefering (SPD) gerne als Heuschrecken bezeichnet, weil sie Firmen übernehmen, ihnen oft hohe Schulden aufbürden und sie nach Radikalsanierung mit Gewinn weiterverkaufen. US-Politiker haben da weniger Berührungsängste. Zum Cerberus-Vorstand zählt der ehemalige Vizepräsident Dan Quayle, als Berater steht der Ex-Botschafter in Berlin, Daniel Coats, auf der Gehaltsliste. stek

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