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Wirtschaft: Der Karrierecheck

Beim Weiterbildungstag des Tagesspiegels coachten Berater die Besucher

Ein Gong läutete den Wechsel ein. Dann mussten sich die Teilnehmer erheben und vor dem nächsten Berater Platz nehmen. Speedcoaching, fünf Coaches, fünf Teilnehmer, eine Frage pro Berater. Der Workshop war gefragt bei den Besuchern des dritten Weiterbildungstags des Tagesspiegels, der am Donnerstag im Foyer des Tagesspiegels am Askanischen Platz stattfand. Vierzehn Hochschulen und Institute präsentierten ihr Angebot, daneben gab es Karrierechecks, einen Workshop zu Work-Life-Balance und Vorträge.

„Den Lebensberuf gibt es nicht mehr“, sagte Stephan Schwarz, der Präsident der Handwerkskammer Berlin, in seiner Eröffnungsrede. Daher sei Eigeninitiative gefragt in Sachen Weiterbildung. Auch Gerd Appenzeller, Herausgeber des Tagesspiegels, hob den Wert vom lebenslangen Lernen hervor: „Es ist eine uns selbst am Leben erhaltende Maßnahme.“

Mit einem Zitat von Heinrich Heine machte Stephan Schwarz seine Wertschätzung für Weiterbildung deutlich: „So ein bisschen jeden Bildung ziert den ganzen Menschen“. Doch reiche das natürlich nicht, heutzutage dürfe man nicht passiv abwarten. „Der demographische Wandel ist auch eine Chance für gut ausgebildete Fachkräfte“, sagt Schwarz. Und hob die Entwicklung im Handwerk hervor, das sich besonders weiterentwickele und sich bei den Berufsinhalten an heutige Gegebenheiten angepasst habe.

Dennoch hänge Deutschland weiterhin hinterher in Sachen Weiterbildung im internationalen OECD-Vergleich, mahnte Schwarz. Noch immer würden zu wenige daran teilnehmen, insbesondere Menschen mit niedriger Qualifikation. „Hier ist nicht nur der Staat gefragt, sondern auch die Unternehmen“, hob Schwarz hervor.

Den Besuchern der Messe ging es denn auch um die berufliche Weiterentwicklung. „Viele hatten Fragen zu ihrer beruflichen Orientierung und zur Bewerbung“, sagt Thomas Rübel von Hesse Schrader. Der Karriereexperte stand mit seinem Kollegen Branko Woischwill den Besuchern zur Verfügung, um individuelle Probleme und Fragen rund um den Beruf zu klären. Drei junge Hochschulabsolventen zum Beispiel waren auf der Suche nach neuen Perspektiven. „Die wussten ganz genau, was sie nicht wollten“, so Rübel. Das sei sehr typisch für Menschen, die unglücklich über die aktuelle Situation sind aber noch nicht wissen, was sie ändern könnten.

Neben den Serviceangeboten gab es Vorträge zu Themen wie Karriere in Wachstumsbranchen, Bildungsurlaub, Fernstudium und Finanzierung. Dirk Flöter und Patricia Weil interessierten sich vor allem für das Thema Gesundheit und deckten sich im Ausstellerbereich mit Infomaterial ein. Interessant fanden sie auch den Vortrag „Was Führungskräfte von Pferden und Wölfen lernen können“ von Janet Nagel. „Allerdings konnte mich das nicht überzeugen, ich bleibe da skeptisch“, sagte Patricia Weil, die als Psychotherapeutin arbeitet und gerade ihre Masterarbeit im Bereich Gesundheit schreibt.

Während sich die Gäste auf die Vorträge verteilten und andere sich an den Ständen beraten ließen, urteilte Elisabeth Rogowska über das Styling der Besucher. Spiegel, Blumen und bunte Schminkdöschen lockten in erster Linie Frauen in die „Business Styling Lounge“ mit dem Motto „bewusst kleiden statt verkleiden“. Eine Frau mit kurzen braunen Haaren, zierlich, rosa Strickjacke, packte die Beraterin in den burschikosen Typ, mit feinen Anteilen. Eine Mischung aus Franka Potente und Audrey Hepburn. „Jeder hört doch gerne etwas über sich“, sagte die Besucherin amüsiert nach der Typberatung. Eigentlich war sie gekommen, um sich über das Fernstudium zu informieren.

Martin Forberg hatte gerade noch einen Platz im Speedcoaching bekommen, nachdem er möglichst viel Infomaterial an den Ständen gesammelt hatte. „Auch in meinem Alter ist das Motto lebenslanges Lernen sehr wichtig“, sagte der 53-Jährige. Und das gelinge eben nicht ausschließlich am Schreibtisch.

Stephan Schwarz konnte noch etwas zur positiven Stimmung beitragen. „Jeder vierte Betrieb plant, in naher Zukunft Leute einzustellen“, sagte er über eine Umfrage innerhalb der Handwerkskammer. Saskia Weneit

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