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Wirtschaft: Der Konzern will offene Rechnungen Berliner Firmen vorrangig behandeln - 3,5 Millionen Mark stehen aus

Die Rettung des Holzmann-Konzerns hat in Berlin zwölf Handwerksbetriebe vor größerem Schaden bewahrt. Laut einer Umfrage der Berliner Handwerkskammer unter ihren Mitgliedern sind noch Forderungen in Höhe von rund 3,5 Millionen Mark offen.

Die Rettung des Holzmann-Konzerns hat in Berlin zwölf Handwerksbetriebe vor größerem Schaden bewahrt. Laut einer Umfrage der Berliner Handwerkskammer unter ihren Mitgliedern sind noch Forderungen in Höhe von rund 3,5 Millionen Mark offen. Die damit verbundenen Arbeitsplätze werden auf 200 geschätzt. Wie Kammer-Präsident Hans-Dieter Blaese am Montag sagte, habe der Niederlassungsleiter des Holzmann-Konzerns versprochen, die noch nicht bezahlten Rechnungen vorrangig zu begleichen. Aufträge in Höhe von 28 Millionen Mark werden jeden Monat von Holzmann in der Region Berlin-Brandenburg erteilt. Da lediglich zwölf Betriebe ihre Forderungen geltend machen, geht man in der Kammer davon aus, dass die meisten der Holzmann-Aufträge an überregionale Firmen vergeben werden.

Die Art der Rettung des Konzerns durch die Intervention des Bundeskanzlers lehnt Blaese grundsätzlich ab. Wenn auch Subunternehmer und Beschäftigte von der Abwendung des Insolvenzverfahrens profitierten, sei die Aktion in Form einer "Spende aus Steuermitteln" eine große Blamage für die Kreditwirtschaft. "Es bleibt ein bitterer Beigeschmack", sagte Blaese. Während in diesem Fall schnell einmal 250 Millionen Mark über den Tisch geschoben würden, behandelten Generalunternehmen in Deutschland ihre von den Aufträgen abhängigen Subunternehmer wie "Bauknechte". Niemand außer den Betroffenen nehme den Verlust von Zehntausenden von Arbeitsplätzen zur Kenntnis.

Der Kammerpräsident forderte in diesem Zusammenhang zwischen General- und Subunternehmern künftig eine faire Zusammenarbeit. Es könne nicht angehen, dass durch weitreichende Einzelverträge, die nicht selten den juristischen Sachverstand kleinerer Firmen übersteigen, die als "Bibel der Branche" verstandene Verdingungsordnung für Bauleistungen (VOB) ausgehebelt werde. Als Beispiel nannte Blaese die von den Subunternehmern im Regelfall zu erbringende Erfüllungsbürgschaft bis zu 20 Prozent der Auftragssumme. Affären, wie der Holzmann-Crash, hätten gezeigt, dass im Gegenzug auch eine Zahlungsbürgschaft über die Bonität des Auftraggebers zu den obligatorischen Pflichten gehören sollte.

Die Zahl der Konkurse im Berliner Handwerk verringerte sich in den ersten drei Quartalen 1999 um 32 auf 298 Betriebe. Blaese bedauerte, dass auch die Welle der Existenzgründungen mit 3322 neuen Betrieben gegenüber dem Vorjahr rückläufig war. In den ersten neun Monaten dieses Jahres wurden für 4355 Betriebe Löschungen beantragt. Als positiv wertet die Kammer den Trend, dass von den Neugründungen vor allem das Vollhandwerk profitierte, während bei den handwerksähnlichen Betrieben im Vergleich zum Vorjahr ein Negativsaldo zu verzeichnen sei. Auftragslage und Zahl der Beschäftigten hätten sich auf niedrigem Niveau stabilisiert, sagte Blaese. Man werde froh sein, den Gesamtumsatz aus 1998 über 27,4 Milliarden Mark zu halten. An die Politik richtet sich die Forderung, aktiver gegen die Schwarzarbeit vorzugehen. Die verhängte Bußgeldsumme erreichte 1999 bisher 1,4 Millionen Mark. Auch die öffentlichen Aufträge dürften nicht weiter abgesenkt werden.

olm

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