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Wirtschaft: Der Kunde bleibt Sieger im Wettlauf der Telefonkonzerne

BONN .Es dürfte vor gut zwei Jahren gewesen sein, als Dietmar Kuhnt seine weitreichenden Pläne für die Telefonbranche verkündete.

BONN .Es dürfte vor gut zwei Jahren gewesen sein, als Dietmar Kuhnt seine weitreichenden Pläne für die Telefonbranche verkündete.Das Ziel sei, so sagte der Chef des Stromriesen RWE damals, sich mit dem Ableger Otelo als wichtigster Wettbewerber hinter der Deutschen Telekom zu etablieren.Spätestens seit Gründonnerstag hat Kuhnt dieses Ziel begraben.Wichtigster Konkurrent der Telekom ist seitdem ein anderer: Harald Stöber, Chef von Mannesmann-Arcor.Mit seiner Übernahme der Otelo - der Gemeinschaftstocher von RWE und Veba - stieg er zum wichtigsten Verfolger von Telekom-Chef Ron Sommer auf.RWE-Chef Kuhnt sowie Veba-Lenker Ulrich Hartmann hatten das Nachsehen.

Bislang sprechen die Zahlen für Stöber.Gut drei Mrd.DM will er in diesem Jahr umsetzen, seine beiden engsten Verfolger Mobilcom und Viag Interkom planen nur ein Drittel davon.Sein Unternehmen vereint jetzt neben den 850 000 Arcor-Telefonanschlüssen noch 420 000 von Otelo.Beide Firmen zusammen vermitteln täglich etwa 35 Mill.Gesprächsminuten, doppelt so viel wie Mobilcom.Dennoch ist das Volumen verglichen mit der Telekom gering.Der ehemalige Fernsprech-Monopolist wickelt täglich 500 Mill.Gesprächsminuten ab und setzt 70 Mrd.DM um.

Trotz dieser Zahlen kann sich Telekom-Chef Ron Sommer nicht zurücklehnen.Stöber plant den breiten Einstieg ins Ortsnetz.In sämtlichen Ballungsgebieten hat er den Zugang zum Kunden von der Telekom gemietet, das letzte Stück Kupferdraht zwischen Ortsvermittlungsstelle und Telefonbuchse in der Wohnung.Dadurch könnten im Laufe des Jahres zahlreiche Kunden von der Telekom komplett zu Arcor wechseln.

Bislang existiert der Wettbewerb in der Telefonbranche vor allem bei Ferngesprächen.Innerhalb eines Jahres schafften es die Newcomer, bis zu einem Drittel aller täglichen Ferngespräche über ihre eigenen Netze abzuwickeln.Dagegen beherrscht Ron Sommer im Ortsnetz fast ein Monopol - Marktanteil 98 Prozent.Der Grund: Die neuen Anbieter scheuten, eigene Leitungen zu legen, sondern wollten sie von der Telekom mieten.Doch die Entscheidung über den Mietpreis verzögerte sich, weil die Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post und die Telekom lange miteinander stritten.

Wie sich die Branche in der Zukunft entwickelt, ist schwer zu sagen.Seit Anfang des Jahres mischt die Telekom die Branche kräftig auf, indem sie etwa die Preise für Ferngespräche stark senkte.Dazu vermarktet der Fernsprechriese geschickt seine neuen Dienste in der Datenkommunikation, wie etwa T-Online.Die Folge: Die Kunden kehrten teils zur Telekom zurück und einzelne Anbieter, wie Mobilcom, mußten weniger vermittelte Gesprächsminuten verzeichnen.Nicht genug damit.Viele Newcomer, wie Mobilcom oder Debitel, verfügen über wenig eigene Netze.Außer billigen Ferngesprächen können sie kaum etwas bieten, wie etwa Dienste zur Datenkommunikation.Die neuen Anbieter müssen daher aufpassen, daß sie beim Wettkampf zwischen Mannesmann Arcor und der Telekom nicht den Anschluß verlieren.Oder sie gehen zusammen.Weitere Übernahmen sind deshalb zu erwarten.Mobilcomchef Gerhard Schmid hatte dies erkannt und wollte sich durch einen Einstieg bei Otelo verstärken.Doch Kuhnt und Hartmann wollten nicht an "diesen Mittelständler aus Büdelsdorf" verkaufen, wie es hieß.

Für Mannesmann-Arcor Chef Stöber birgt der Otelo-Deal ebenfalls Probleme.Er muß beide Netzstrukturen verbinden und gleichzeitig Personal abbauen; schon die Alteigentümer wollten 1000 Stellen streichen.Somit würde sich das "Jobwunder Telekommunikation" etwas entzaubern.319 000 Menschen arbeiten in den Sparten Telefondienstleistungen und Gerätehersteller.Wieviel neue Jobs der Wettbewerb geschaffen hat, will die Regulierungsbehörde nicht genau sagen.Teils habe sich die Stellenzahl verringert, weil die Telekom zwischen 1994 und 2000 60 000 Arbeitsplätze abbaut.Dagegen seien in anderen Zweigen 150 000 Jobs entstanden, etwa bei Medien, Call-Centern oder in der Informationstechnik.

Ein Sieger des Wettbewerbs steht fest: der Kunde.Inländische Ferngespräche am Vormittag verbilligten sich innerhalb eines Jahres um bis zu 70 Prozent.Und der Preiskampf geht weiter.

ANDREAS HOFFMANN

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