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Wirtschaft: Der Leidensweg von Börsenstars zu Sorgenkindern

FRANKFURT/MAIN .Man sagt, die Fairways und Greens der Golfplätze dieser Welt seien mit den Tränen jener erwachsenen Männer und Frauen getränkt, die auf diese Weise ihrem Unvermögen beim Umgang mit dem Golfball Ausdruck gaben.

FRANKFURT/MAIN .Man sagt, die Fairways und Greens der Golfplätze dieser Welt seien mit den Tränen jener erwachsenen Männer und Frauen getränkt, die auf diese Weise ihrem Unvermögen beim Umgang mit dem Golfball Ausdruck gaben.Den Tränen der Enttäuschung lassen seit geraumer Zeit auch die in Golfaktien an der Börse engagierten Anleger freien Lauf.Noch im vergangenen Jahr hatten die Titel dieser kleinen und überschaubaren Branche an der Wall Street zu den Top-Favoriten gezählt.Für die ersten sechs Monate dieses Jahres ergibt sich jedoch ein differenziertes Bild.Nachdem einige Markenartikel-Hersteller wie Black & Decker und Fortune Brands in den vergangenen Jahren dazu übergegangen waren, ihre Sport-Produktpalette durch den Zukauf bekannter Golfmarken zu verbreitern, waren die Kurse der Golfaktien kräftig in die Höhe geschossen.Dieses Übernahmefieber nutzten in der Vergangenheit immer mehr sich mit dem Elitesport Golf beschäftigende Unternehmen zum "Going public".

Noch vor zwei Jahren zierten die Kurslisten der Börsen gerade einmal rund ein Dutzend Namen von Golfgesellschaften.Seither ist es indes zu einer kräftigen Ausweitung der Kurslisten gekommen.Jüngstes Beispiel war die von "Barney" Adams gegründete Adams Golf Inc., die vor einer Woche an der Nasdaq ein durchaus gelungenes Börsendebüt feierte.Der bei 16 Dollar am oberen Ende der Erwartungen festgelegte Ausgabepreis wurde am ersten Handelstag mit 21,2 Dollar deutlich übertroffen.

Mit den meisten Golfaktien war während der vergangenen sechs Monate jedoch kein Geld zu verdienen.Hierfür machen Wertpapier-Analysten in den USA vor allem drei Entwicklungen verantwortlich: Zum einen wird die Finanzkrise im asiatischen Raum und zum anderen das Klima-Phänomen "El Niño" angeführt.Zudem erweist es sich für die im Golf-Business tätigen Unternehmen als Handicap, daß die Nachfrage nach Produkten und Dienstleistungen wegen des elitären Charakters dieser Sportart auf einen bestimmten Verbraucherkreis beschränkt ist.

Während der vergangenen Monate spürten sowohl die Hersteller von Golfschlägern und Golfzubehör als auch die Golfplatz-Betreiber die Auswirkungen der Asienkrise.Denn die im positiven Sinne des Wortes "golfverrückten" Japaner fielen auf der Nachfrageseite fast vollständig aus.Die Kurse zahlreicher Golfaktien wurden während der jüngsten Zeit darüber hinaus ein Opfer des Klima-Phänomens "El Niño".So mancher Golfplatz in Nordamerika und Fernost glich in den vergangenen Monaten einer Seenplatte, auf dem Sportler eher das Freischwimmer-Abzeichen

In der Branche werden die mittel- und längerfristigen Aussichten jedoch nach wie vor als gut bezeichnet.So steht die Freizeit- und Sportbranche für Dominic Chang, Chairman der Golfplätze in den USA betreibenden Family Golf Centers Inc., weltweit vor einem neuen Boom.Dieser Optimismus Changs hat einen Namen: Tiger Woods.Seit das "Wunderkind" zum Golf-Profi wurde, sei die Zahl der Jugendlichen, die sich bei Family Golf zum Golfunterricht registrieren lassen, um rund 50 Prozent gestiegen, betont Chang die Lockfunktion von Sportstars.

Für große Aufmerksamkeit bei in Golfaktien investierenden Anlegern sorgten in jüngster Vergangenheit sich mit Golf-Immobilien beschäftigende Unternehmen, die als Real Estate Investments Trusts (REIT) firmieren und an der Börse notiert sind.Dabei handelt es sich um Golf Trust of America, Meditrust Corp.und National Golf Properties.Diese Unternehmen sorgten durch den Erwerb von Golfplätzen in den USA für einen starken Konzentrationsprozeß, der noch immer nicht abgeschlossen scheint.Seit dem "Going public" im Februar 1997 hat zum Beispiel die Golf Trust of America Inc.in den USA 26 Golfanlagen für rund 300 Mill.Dollar übernommen.

Eisigen Gegenwind spürte in jüngster Zeit auch die Aktie des einstigen Börsenstars Callaway Golf.Donald H.Dye, Vorstandschef des Herstellers von den Golfsport revolutionierenden Schlägern mit übergroßem Schlägerkopf ("Big Bertha"), hatte eingestanden, zu lange an der Hochpreispolitik festgehalten zu haben.In jüngster Zeit hatten Brokerhäuser wie A.G.Edwards, Raymond James und Merrill Lynch ihre Gewinnschätzungen für Callaway Golf nach unten revidiert und die Einstufung der Aktie zurückgenommen.Callaway galt zuvor an der Börse als Übernahmekandidat.

UDO RETTBERG (HB)

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