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Wirtschaft: DER MEDIENSTANDORT NORDRHEIN-WESTFALEN: Kohle und Stahl längst abgelöst

Film ab in Düsseldorf und KölnVON ANDREAS HOFFMANN DÜSSELDORF.Es gilt als das Land der Stahlkocher und Zechen.

Film ab in Düsseldorf und KölnVON ANDREAS HOFFMANN

DÜSSELDORF.Es gilt als das Land der Stahlkocher und Zechen.Das Land, von dem viele Bayern, Hessen oder auch Berliner glauben, dort regnet noch immer Ruß vom Himmel.Doch wenn Wolfgang Clement von seiner Heimat Nordrhein-Westfalen erzählt, dann redet der Wirtschaftsminister am liebsten über die Medien zwischen Rhein und Ruhr.Von Fernseh-Sendern und Multimedia, von Telekommunikation und Mobilfunk ist in seinen Manuskripten oft die Rede.Tatsächlich hat die Medienbranche Kohle und Stahl an Rhein und Ruhr längst abgelöst.Allein in der Sparte der audiovisuellen Medien verdoppelte sich in den letzten sechs Jahren laut neueren Untersuchungen die Zahl der Firmen und Beschäftigten, rund 8000 feste und 17 000 freie Mitarbeiter arbeiten in 700 Unternehmen.Dazu kommen Dienstleister, wie Casting-Agenturen, Stunt-Experten, Special-Effect-Teams oder Catering-Services.Insgesamt dürften in Nordrhein-Westfalen zwischen 120 000 und 250 000 Menschen ihr Geld in der Medienbranche verdienen - je nachdem wie der Sektor begrenzt wird.Von seinem Büro in der Haroldstraße aus kann Wolfgang Clement den Fortschritt dieser Branche ganz gut bewundern.Neben Köln gilt Düsseldorf als eine der Medien-Hochburgen von NRW.Von seinem Büro aus blickt Clement auf den alten Hafen der Landeshauptstadt, wo auf einer Fläche von 1,9 Mill.Quadratmeter seit fünf Jahren die Medienmeile wächst - eine Mischung zwischen alten Hafenbauten und neuer herausragender Architektur.Denkmalgeschützte Treppen, Kaimauern und Poller des vergangenen Jahrhunderts sollen auf Glastürme und innovative Gebäude treffen, bei denen die Wände zu kippen scheinen.Inzwischen haben sich Tonstudios, TV-Produktionsfirmen, TV-Spartensender, wie der Wetter-Kanal, Niêkelodeon oder CNN-Deutschland angesiedelt.Dazu kamen Werbeagenturen, Radio NRW, die Filmstiftung NRW und der Telekom-Rivale Otelo.Etwa 1600 Jobs wurden geschaffen, bis Ende des Ausbaus nach der Jahrtausendwende rechnen Experten mit weiteren 1500 bis 3000 Stellen, inklusive freier Mitarbeiter.Dabei war die Medienstadt Düsseldorf eigentlich gar nicht geplant, meinte jedenfalls der Hafenkoordinator Alfred Dahlmann in einem Interview: "Wir haben immer zu spüren bekommen, daß die Landespolitik Köln bevorzugt." Kein Pfennig öffentliches Geld sei in die Medienmeile geflossen, behauptete er.Stattdessen habe man selbst Nutzer und Investoren suchen müssen.Tatsächlich dachte die Landesregierung bei einer Medienhochburg vor allem an Köln.Dort saß seit den 50er Jahren der WDR mit all seinen Zulieferern, dort ließ sich der Privatsender RTL nieder, dort folgten später Vox und Viva. Bereits Mitte der 80er Jahre träumten die Kölner Stadtväter zusammen mit den Landespolitikern einen großen Traum: Sie wollten einen Stadtteil der Zukunft schaffen, in dem sich Betriebe aus der Mikroelektronik, Informatik, Telekommunikation und der Fernsehbranche ansiedeln - garniert mit besonderer Architektur und Technik.Die Idee des Mediaparks war geboren.Nur wie das mit hochfliegenden Ideen der Domstädter häufig ist - oft bleiben sie Ideen.Heute boomen zwar in Köln die Medien, nur leider nicht im Mediapark.Knapp 10 Prozent der 430 000 Arbeitnehmer sind in Köln für den Medien- und Kommunikationssektor tätig.Rund 70 Prozent der an Rhein und Ruhr tätigen Produktionsfirmen sitzen in der Dom-Metropole.Vor den Toren der Stadt, in Hürth, entstehen Game-Shows und Soap-Operas ebenso wie die Talkrunden von Hans Meiser und Ilona Christen.Nur im Mediapark ist der Fortschritt zäh, noch immer stehen Rohbauten, noch immer gähnen Baugruben.Ursprünglich sollte der Park 1992 fertig sein, doch Investoren sprangen ab, Bauherren wie dem Burgenkönig Herbert Hillebrand ging das Geld aus.Ein Grundstücks-Entwickler setzte sich ab und wurde vom Staatsanwalt gesucht.Knapp 80 Mill.DM dürfte der Mediapark mindestens Stadt und Land gekostet haben.Inzwischen freilich scheint noch ein Happy-End möglich.Neben ein Multiplex-Kino zogen vor kurzem Viva und andere Medienbetriebe in den Park.Selbst das geplante Wahrzeichen des Geländes, ein 41geschossiger Turm des französischen Architekten Jean Nouvel, will ein Dortmunder Investor errichten.Vielleicht wird der Mediapark-Traum in Köln ja doch noch wahr.

ANDREAS HOFFMANN

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