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Wirtschaft: Der Mittelstand gibt viel Geld aus

Jedes dritte Industrieunternehmen will mehr investieren. Die Firmen versprechen auch neue Arbeitsplätze

Berlin - Der Aufschwung in Deutschland wird nach Ansicht der industriellen Mittelständler deutlich an Fahrt gewinnen. Laut einer aktuellen Umfrage des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI) sehen fast zwei Drittel der Unternehmen ihre zukünftige Wirtschaftslage gut oder sehr gut. Rund 30 Prozent der Unternehmen wollen noch in diesem Jahr mehr Mitarbeiter einstellen.

In der Umfrage gab jeder dritte Mittelständler an, im laufenden Jahr mehr investieren zu wollen. Nur 20 Prozent wollen dagegen weniger Geld dafür ausgeben. Besonders stark ist die Investitionsneigung bei Unternehmen mit 250 bis 500 Beschäftigten. Hier will fast jede zweite Firma investieren.

Deutschland besitze „gute Chancen für einen starken und langfristigen Aufschwung aus eigener Kraft“, sagte Stefan Ortseifen, Vorstandssprecher der IKB Industriebank, die an der Umfrage beteiligt war. Die Bank erwarte für das laufende Jahr ein Wirtschaftswachstum von „2,5 Prozent und mehr“, sagte Ortseifen. Auch 2008 seien gut 2,5 Prozent drin. Die Bundesregierung geht derzeit von 2,3 beziehungsweise 2,4 Prozent Wachstum für das laufende und das kommende Jahr aus.

Das Bonner Institut für Mittelstandsforschung hatte von März bis Mai im Auftrag von BDI, IKB sowie der Unternehmensberatung Ernst & Young rund 1000 Firmen befragt und die Ergebnisse am Montag in Berlin präsentiert. Sie zeigen, dass der derzeitige Aufschwung offenbar stärker ist, als von den meisten Mittelständlern erwartet. Etwa 75 Prozent gaben an, im vergangenen Jahr mehr investiert zu haben als ursprünglich geplant. „Viele Firmen wurden von der positiven Konjunkturentwicklung in Deutschland überrascht“, sagte IKB-Chef Ortseifen. Viele Kunden der Bank agierten derzeit „hart an der Kapazitätsgrenze“. Deshalb sei mit weiteren Investitionen zu rechnen. „Der Aufschwung ist nicht nur im Mittelstand angekommen, er wird von ihm getragen“, sagte der Chef des BDI-Mittelstandsausschusses, Arndt Kirchhoff. Obwohl sich die befragten Unternehmen mit den wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen deutlich zufriedener zeigten als in den beiden vergangenen Jahren, forderte Kirchhoff ein höheres Reformtempo von der Politik – vor allem in der Steuer- und Bildungspolitik.

Dass sich die Geschäftslage im deutschen Mittelstand verbessert hat, zeigt auch eine am Montag veröffentlichte Studie des Bundesverbands der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR). Durch den kräftigen Aufschwung werde die Zahl der Firmenpleiten in diesem Jahr auf den niedrigsten Stand seit mehr als zehn Jahren sinken, heißt es im Konjunkturbericht des BVR. Er rechnet mit einem Rückgang der Insolvenzen um 5000 auf rund 25 000. Weniger Pleiten gab es zuletzt 1995. Bereits seit 2003 werden immer weniger Konkurse angemeldet. „Während bislang vor allem größere, häufig exportorientierte Unternehmen von dem wirtschaftlichen Aufschwung und dem Exportboom der vergangenen Jahre profitieren konnten, verbessert sich nun auch die Lage der kleinen Unternehmen“, schreiben die Experten. Grund sei die spürbar anziehende Inlandsnachfrage.

Stefan Kaiser

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